Gehalt:Wer verdient was?

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Stadt verweist auf großes Lohnplus für Erzieher seit 2005

Von Melanie Staudinger, München

Die Tarifauseinandersetzung im Sozial- und Erziehungsdienst gewinnt zunehmend an Schärfe, die Forderungen der Gewerkschaften und das Angebot der kommunalen Arbeitgeber liegen weit auseinander. Vor allem die Stadt München reagiert mit Unverständnis auf die Ankündigung eines unbefristeten Streiks. Denn viele städtische Erzieher, so sagt Personalreferent Thomas Böhle, verdienten heute schon mehr, als Verdi fordert. Böhle, der auch Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber ist, kann das auch mit Zahlen belegen: Da die Stadt eine München-Zulage von 120 Euro und eine Arbeitsmarktzulage von 200 Euro im Monat bezahlt, steigt eine Erzieherin in einer schwierigen Tätigkeit mit 2977 Euro brutto ein und kann bis zu 4052 Euro erreichen. Im Verdi-Vorschlag würde die gleiche Person am Anfang 2991 Euro und in der Endstufe 3962 Euro bekommen, also 90 Euro weniger als bisher. "Die Stadt braucht sich nicht verstecken", sagt Böhle. Diese Berechnung gilt nur für Erzieher mit schwieriger Tätigkeit, also diejenigen Beschäftigten, die etwa in einer Einrichtung mit hohem Migrantenanteil arbeiten. Eine "normale" Erzieherin (Stufe S 6) würde laut Gewerkschaftsforderung in der Endstufe 3974 Euro erhalten und damit 265 Euro mehr als bisher.

Die Stadt weist zudem darauf hin, dass Erzieher mehr verdienten als andere Berufe im öffentlichen Dienst. So erhalte ein Handwerker-Einsteiger 2266 Euro monatlich (Endstufe: 2853), ein Feuerwehrmann 2356 Euro (Endstufe: 2971) und ein staatlich geprüfter Techniker 2547 Euro (Endstufe: 3217). "In kaum einem anderen Beruf sind die Gehälter so stark gestiegen wie im Sozial- und Erziehungsdienst", erklärt Böhle. So verdiene eine Erzieherin in Stufe S 6 fast 60 Prozent mehr als im Jahr 2005, ein Sozialarbeiter in Stufe S 14 bringe es auf ein Plus von 72,4 Prozent. Die Steigerungen haben allerdings nur die Beschäftigten bekommen, die nach 2005 in den Beruf eingestiegen sind. Verdi kann die Argumentation der Stadt nicht nachvollziehen. Trotz der Zulagen müsse das Gehalt der Erzieher in München angehoben werden, weil der Bonus lediglich die hohen Lebenshaltungskosten abfange und keine generelle Aufwertung des Berufs darstelle.

Die Gewerkschaften Verdi, GEW und der Beamtenbund wollen zudem nicht nur die Eingruppierungsmerkmale von Erziehern ändern und damit im Schnitt zehn Prozent mehr Lohn garantieren, sondern auch für Kinderpfleger, Sozialpädagogen sowie Kindheits- und Heilpädagogen. Würden alle Forderungen umgesetzt, würde sich das Paket auf 1,2 Milliarden Euro belaufen, haben die Arbeitgeber ausgerechnet. Unbezahlbar sei das. Allein die Stadt München müsse mit Mehrkosten von 34,3 Millionen Euro rechnen, sagt Böhle. Der Arbeitgebervorschlag hingegen, von dem nach Angaben des Personalreferenten "mehr als die Hälfte aller Erzieherinnen profitieren würden", koste nur 2,8 Millionen Euro extra.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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