Gehalt:Verdi will mehr Geld für Mitarbeiter der Stadt

Streiks im öffentlichen Dienst in München, 2016

Verdi-Kundgebung am Stachus.

(Foto: Florian Peljak)
  • Die München-Zulage für die Beschäftigten der Stadt soll verdoppelt werden, fordert Verdi.
  • Die Stadt müsse aber nicht nur mehr bezahlen, sondern auch als Arbeitgeberin deutlich attraktiver werden.
  • Außerdem werden in Zukunft nach Vorstellung der Gewerkschafter noch mehr Wohnungen benötigt.

Von Heiner Effern

Der Gesamtpersonalrat und die Gewerkschaft Verdi wollen die München-Zulage für die Beschäftigten der Stadt verdoppeln. Diese soll in unteren Einkommensgruppen die hohen Lebenskosten in München ausgleichen und beträgt derzeit 120 Euro im Monat. Des Weiteren wollen die Personalvertreter mit der Stadt einen Tarifvertrag über die Arbeitsmarktzulage abschließen. Mit diesem Zuschlag zum Einkommen werden Mitarbeiter in Branchen angelockt, in denen der Stellenmarkt hart umkämpft ist. Bisher entscheidet die Stadt alleine, wem sie wie viel aufs Gehalt draufpackt.

Dies sind die beiden zentralen Forderungen, die die Gewerkschaft und die städtische Personalvertretung für die kommenden fünf Jahre stellen. Am Mittwoch präsentierten sie Ursula Hofmann (Verdi), die wiedergewählte Vorsitzende des Gesamtpersonalrats, und der Münchner Verdi-Chef Heinrich Birner.

"Wir wollen dafür sorgen, dass die Beschäftigten mit dem Geld, das sie verdienen, in der Stadt auch überleben können", sagte Hofmann. Das gelte insbesondere für Mitarbeiter in den unteren Gehaltsstufen. Gerade für sie sei zudem entscheidend, dass die Stadt deutlich mehr Wohnungen aus ihrem Bestand zur Verfügung stelle. "Gut 5000 weitere könnten wir sofort belegen", bekräftigte Constantin Dietl-Dinev (Verdi), Hofmanns Stellvertreter im Gesamtpersonalrat.

Die Stadt müsse als Arbeitgeberin deutlich attraktiver werden

In Zukunft werden nach Vorstellung der Gewerkschafter sogar noch mehr Wohnungen benötigt. Denn die Zahl der Beschäftigten müsse weiter zunehmen, da auch die Stadt wachse. Die vom Stadtrat genehmigten 2500 neuen Stellen in den vergangenen zwei Jahren glichen lediglich die Einsparungen aus der Zeit bis 2014 aus. Darüber sind die Verdi-Vertreter aber erst einmal froh. "Da müssen wir dem Oberbürgermeister ein großes Lob aussprechen, dass er das bewusst fördert", sagte Hofmann.

Doch neue Stellen nützten nichts, wenn sie die Stadt nicht besetzen kann, weil in Branchen wie bei den Erziehern, den Verwaltungsfachkräften oder den IT-Experten der Markt extrem umkämpft ist. "Deshalb brauchen wir einen München-Tarif für Arbeitsmarktzulagen, der nach und nach auf die gesamte Region ausgeweitet wird", sagte Birner. Nur so könnten willkürliche Zahlungen und ein Feilschen um Arbeitskräfte mit dem Umland verhindert werden.

Die Stadt müsse aber nicht nur mehr bezahlen, sondern auch als Arbeitgeberin deutlich attraktiver werden, fordern die Personalräte. Dazu gehöre, dass mobiles Arbeiten deutlich ausgebaut werde. Ziel sei es, dass Mitarbeiter frei wählen könnten, wo sie arbeiten. "Zu Hause oder auch vom Englischen Garten aus", sagte Hofmann. Voraussetzung sei, dass das Pensum erfüllt werde und die Anwesenheit am Arbeitsplatz nicht zwingend erforderlich sei.

GEW wirft Verdi Kuschelkurs vor

"Wir haben da bei BMW gespickt", sagte Hofmann. Dort werde ein solches System erfolgreich umgesetzt. Des Weiteren will sich der Gesamtpersonalrat vor allem für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie für die Gesundheit am Arbeitsplatz einsetzen. Das umfasst bei einem Anstieg der Zahl von älteren Beschäftigten auch ein neues Verständnis von altersgerechten Arbeitsbedingungen.

Dass die beiden Spitzenleute des Gesamtpersonalrats öffentlich eine Art Regierungsprogramm abliefern, war bisher unüblich. Geschuldet ist es einem massiven Zerwürfnis der beiden DGB-Gewerkschaften Verdi und Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Sie stritten vor der Wahl so sehr über die künftige Ausrichtung, dass sie völlig überraschend mit verschiedenen Listen antraten. Beide fühlten sich danach als Sieger.

Verdi als deutlich größere Gewerkschaft stellt die Spitze des Personalrats, die kleine GEW sieht es als Erfolg, dass die 36 000 Beschäftigten drei ihrer Mitglieder in das 17-köpfige Gremium wählten. Die GEW hatte Verdi vor der Wahl vorgeworfen, mit der Stadt als Arbeitgeberin zu klüngeln und einen Kuschelkurs zu fahren. Außer Schafkopfrunden für die Mitarbeiter komme da nicht viel heraus. Verdi konterte, eine Fundamentalopposition mit Führungskräften als Feindbilder sei keine Basis für eine Kooperation, die mit der Stadt bisher hervorragend laufe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: