Kind vermisst:Verzweifelte Suche nach Tugra

Alarm bei Polizei und Feuerwehr: Die Helfer suchen verzweifelt nach einem Kind, das in den reißenden Auermühlbach gefallen und ertrunken sein könnte.

Stephan Handel

Ein zweieinhalbjähriger Junge wird seit Samstag vermisst. Weil zu befürchten ist, dass er in den Auermühlbach gefallen sein könnte, wurden bis in die Nacht sämtliche Wehre bis zur Mündung des Bachs in die Isar an der Muffathalle abgelassen und durchsucht. Bis Sonntagnachmittag wurde der Junge jedoch weder dort noch anderswo gefunden.

Polizei sucht Pegnitz nach Vermisster ab

Taucher im Einsatz: Trotz großem Aufwand konnte ein vermisster Bub bislang nicht gefunden werden.

(Foto: ag.dpa)

Tugra Emiroglu war mit seinen Eltern und anderen Verwandten am Samstag in das Jugend- und Freizeitheim am Kegelhof in der Au gekommen - die Erwachsenen wollten dort eine Verlobungsfeier vorbereiten.

Tugra spielte währenddessen im Garten, an dem der hochwasserführende Auermühlbach vorbeifließt. Gegen 16 Uhr bemerkten die Erwachsenen, dass Tugra verschwunden war. Eine halbe Stunde lang suchte die Familie selbst nach dem Jungen - dann wurde die Polizei verständigt, es begann eine der größten Suchaktionen in München seit Jahren.

Hubschrauber mit Wärmebildkamera

50 Feuerwehrleute, fast ebenso viele Polizeibeamte, die Rettungshundestaffel Starnberg, dazu Bereitschaftsdienste von Stadtwerken und Wasserwirtschaftsamt machten sich auf die Suche. Schnell war klar, dass Tugra in den Bach gefallen sein konnte.

Deshalb wurde, wie Feuerwehrsprecher Dieter Welle sagte, ,,oben zu- und unten aufgemacht'': Wo der Bach aus dem Isarkanal abgeleitet wird, kurz oberhalb der Marienklause, wurde der Zufluss gesperrt, Vier Taucher suchten an den Wehren nach Tugra, andere gingen den Bachlauf ab. Ein Polizeihubschrauber mit einer Wärmebildkamera an Bord flog über dem Suchgebiet. Kurz nach 21 Uhr wurde an alle Münchner Taxifahrer eine Personenbeschreibung geschickt mit der Bitte, die Augen offen zu halten.

Tugra Emiroglu ist zweieinhalb Jahre alt und etwa einen Meter groß. Er ist schlank und trägt das dunkelblonde Haar nackenlang. Wegen der bevorstehenden Familienfeier trug er einen schwarzen Smoking mit einem weißen Hemd und einer schwarzen Fliege. Nach Angaben der Eltern, beide 25 Jahre alt, hat er sich bislang noch nie eigenmächtig entfernt.

"Jeder Beamte in München ist auf der Suche"

Gegen 22 Uhr am Samstag hatten sich die Sucheinheiten bis zur Muffathalle vorgearbeitet - ohne eine Spur des Jungen gefunden zu haben. Auch am dortigen Mühlbach-Wehr wurde das Wasser abgelassen, und als um 22.30 Uhr klar war, dass die Suchenden auch hier nicht fündig geworden waren, zog Dieter Welle den Schluss, dass Tugra nicht ins Wasser gefallen sein könne.

Dennoch wurde die gesamte Prozedur am Sonntag vormittag noch einmal wiederholt. ,,Jeder Polizeibeamte in München ist auf der Suche nach dem Jungen'', sagte Polizeisprecher Markus Dengler.

Wie lange die Suche andauern werde, konnte Dengler nicht sagen. Der Polizeihubschrauber hatte seine Flüge über Nacht eingestellt, war aber am Sonntag noch einmal gestartet. Bis zum späten Nachmittag fehlte weiterhin jede Spur.

Die Möglichkeit, dass Tugra sich einfach verlaufen hat, erscheint recht unwahrscheinlich - 24 Stunden ganz alleine in der Stadt, das würde kein Zweieinhalbjähriger aushalten, er würde auf sich aufmerksam machen, und irgendjemand würde ihn finden.

Ein Verbrechen will die Polizei nicht ausschließen, weil beim derzeitigen Kenntnisstand nichts auszuschließen ist. Auch der Sturz in den Bach wird als Ursache des Verschwindens weiter verfolgt, obwohl Feuerwehrsprecher Welle sie ja schon am Samstagabend ausgeschlossen hatte. Klar ist: Je länger die Suche andauert, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, Tugra unversehrt zu finden. ,,Die Zeit läuft gegen uns'', sagt Markus Dengler.

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