Gefährliche Straße:Zwei Todesfälle und keine Lösung

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"Der Preis fürs Verzögern ist zu hoch": Haidhauser sind empört über die Stadtratsmehrheit, die Fahrradspuren zu Lasten des Autoverkehrs auf der viel befahrenen Rosenheimer Straße ablehnt.

Von Thomas Anlauf

Eine junge Frau fährt mit dem Rad die Rosenheimer Straße entlang, stadtauswärts, vorschriftsmäßig auf dem Radweg. An der Balanstraße muss die 23-Jährige plötzlich auf die Fahrbahn wechseln, dabei wird sie von einem Lkw erfasst und tödlich verletzt. Das Unglück ereignete sich im Dezember 2011, ein Jahr zuvor kam ein fünfjähriger Bub ums Leben, als er bei stockendem Verkehr über die Rosenheimer Straße laufen wollte.

Seit den beiden tragischen Ereignissen diskutieren der Stadtrat und der Haidhauser Bezirksausschuss darüber, wie die dort vierspurige Straße sicherer gemacht werden könnte. Der Bezirksausschuss fordert zwischen Rosenheimer Platz und Orleansstraße aus Sicherheitsgründen zwei Radspuren auf der Fahrbahn. Auch das Planungsreferat hat das empfohlen - doch die Stadtratsmehrheit lehnte das Konzept am Mittwoch ab.

"Seit Jahren fordert der Bezirksausschuss eine Entschärfung der Straße", sagte die Vorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD) in der Haidhauser Bürgerversammlung am Donnerstagabend, "eine Frau und ein Kind sind ums Leben gekommen. Der Preis fürs Verzögern ist zu hoch." Mit den deutlichen Worten hatte Dietz-Will die Anwohner, knapp 200 waren zu der Versammlung in den Hofbräukeller gekommen, hinter sich. Auch mehrere Haidhauser forderten daraufhin in Anträgen, die Rosenheimer Straße zu Gunsten der Radfahrer zurückzubauen.

"Es ist erschütternd, wie lange es dauert, bis hier etwas verändert wird", sagte Andreas Bohl. "Die Verzögerung des Stadtrats ist nicht hinnehmbar." Es liege ein recht gutes Konzept des Planungsreferats vor. Diese Lösung sollte nun "unverzüglich umgesetzt werden". Der Vorschlag von CSU-Planungssprecher Walter Zöller, Fahrradfahrer anstatt über die Rosenheimer Straße über Ausweichrouten wie die Lothringer Straße zu lotsen, sei "völlig abwegig", sagte ein weiterer Redner. Kein Radfahrer würde diesen Umweg benutzen. Eine überwältigende Mehrheit stimmte schließlich für die Anträge, beidseitig Radstreifen auf der Rosenheimer Straße zu markieren.

Der Radverkehr hat auf der stark befahrenen Ein- und Ausfallstraße in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. 2100 Radler in 15 Stunden hat die Verwaltung auf dem Abschnitt der Rosenheimer Straße gezählt. Die Radstreifen hätten Symbolwirkung: So fordern nicht nur die Grünen einen Ausbau der Radstreifen auf stark befahrenen Straßen, auch der Fahrradklub ADFC macht sich für derartige Spuren in der Lindwurmstraße und der Leopold- und Ludwigstraße stark.

Das Planungsreferat hatte nach einer langjährigen Untersuchung eine Beschlussvorlage verfasst, wonach die Rosenheimer Straße zwischen Rosenheimer Platz und Orleansstraße von vier auf zwei Fahrspuren reduziert werden sollte, die beiden anderen sollten für Radfahrer reserviert sein. Die CSU kritisierte daraufhin, dass Lieferfahrzeuge oder Müllautos oft die Radspuren blockieren würden - die Folge: Radler wären zu gefährlichen Ausweichmanövern gezwungen. Die SPD plädierte für eine Ausweichroute über das Wohngebiet nördlich der Rosenheimer Straße, was angeblich eine zusätzliche Fahrzeit von lediglich 36 Sekunden bedeuten würde. Die FDP wiederum schlug vor, die stadteinwärts verlaufenden Parkplätze abzubauen und dort Platz für eine zusätzliche Radspur zu schaffen.

Diese Forderung wurde in der Sitzung des Planungsausschusses auch von CSU und SPD unterstützt, obwohl das Referat betonte, dass der Autoverkehr nicht unter den beiden Radstreifen leiden müsste.

Die Verwaltung muss nun noch einmal ihre Planungsvariante überprüfen. Der Stadtrat hingegen muss sich mit dem deutlichen Votum der Haidhauser Bürgerversammlung befassen. Die Wut ist groß.

© SZ vom 18.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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