Gedenkfeier:Verbunden durch Musik

Gedenkfeier: The show must go on: Heinrich Haas junior, der Pianist, der künftig den Bandleader geben wird.

The show must go on: Heinrich Haas junior, der Pianist, der künftig den Bandleader geben wird.

(Foto: Stephan Rumpf)

Geschichten und Gedenken: das Abschiedskonzert für den gestorbenen Hugo Strasser

Von Thomas Becker

Die ärmste Sau im Saal ist Bernhard Ullrich. Er soll am Donnerstagabend im Festsaal des Hofbräuhauses Klarinette spielen - und bitte schön so klingen wie Hugo Strasser. Ha! Sonst noch was? "Die Klarinette ist verstummt", hatten die Zeitungen getitelt, als die Swing-Legende am 17. März den Kampf gegen den Krebs verloren hatte. Am 7. April wollte er hier mit einem Konzert Geburtstag feiern, den 94. "Es hätte ja eigentlich ein Fest sein sollen", sagte Alt-OB Christian Ude, "jetzt ist es leider ein Gedenkkonzert geworden." Ein ganz vorzügliches Konzert, mit dem ebenso vorzüglichen Klarinettisten Bernhard Ullrich und mit dem Swing, der Strassers Leben war.

"Der Hugo ist für mich nicht weg. Der bleibt da," sagt Eva Gehring-Pantelli, seine langjährige Lebensgefährtin und die Sängerin von Strassers Band Hot Five. "The show must go on, das waren seine Worte", erzählt Heinrich Haas junior, der Pianist, der künftig den Bandleader geben wird.

Es ist ein verdammt gefühliger Abend, denn mit diesen Legenden ist es doch immer dasselbe: Wer nicht aus Stein oder Holz ist, den rührt nicht nur die wunderbare Musik, sondern auch all die Geschichten um den Verstorbenen. Zum Beispiel die aus dem Krankenhaus: Strasser hatte Krebs im Endstadium, diverse Operationen hinter sich, aber dennoch immer die Klarinette dabei - zum Üben. Die anderen Patienten hörten ihn - und baten darum, die Türen ihrer Zimmer zu öffnen, damit sie Strassers Musik besser hören können. "Er war so was von angenehm, immer nett, immer ruhig", schwärmt Karl Bogner, der in Rottach-Egern Strassers letzte Platte aufgenommen hat, "mit einem offenen Mercedes kam er, ein Gentleman. Und dann der erste Ton: schon ein Traum! Ich hatte ein goldenes Mikrofon für ihn und er sagte: So einen schönen Ton hatte ich noch nie, Karl."

Heinrich Haas senior, der Vater des neuen Bandleaders, erzählt von Strassers Besuchen zum Kaffeetrinken: "Er kam mit seinem Klarinettenkoffer, und die Kaffeetasse war noch nicht leer, da fragte er mich: Wo ist dein Saxofon? Und wo ist dein Junge mit dem Keyboard?" Haas junior lernt bei Strassers Pianisten Ladia Base, löst diesen viele Jahre später ab und wird zu Strassers engstem Vertrauten. "Wir waren wie Opa und Enkel", sagt Haas, "60 Jahre Altersunterschied, aber die Musik hat uns verbunden."

Im Dezember vergangenen Jahres, als Strasser wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt, nimmt er Haas das Versprechen ab, seine geliebte Band, die er sich zum 65. Geburtstag praktisch selbst geschenkt hatte, weiterzuführen. "Eine sehr ehrenhafte Angelegenheit", sagt Haas, "einen ganzen Keller voller Noten hat er mir übergeben." Drei Wochen vor seinem Tod tritt Hugo Strasser ein letztes Mal auf, im Rollstuhl, gezeichnet vom Krebs. Die Fans im Unterhachinger Kubiz hören ihn sagen: "Es ist nicht zu beschreiben, wie das ist. Mit einem Schlag kriegt man Krebs." Verabschiedet hat er sich mit den Worten: "Behalten Sie mich a bisserl in Erinnerung." Als es zu Ende geht, ist Heinrich Haas bei ihm: "Er sagte: ,Mei, i dad jetzt so gern spuin mit dir.'" So spielt die Band jetzt halt für ihn und für die 700 Fans im Hofbräuhaus: "Once in a while", "When I fall in love", "Heavenly" und natürlich "Stardust", Strassers Lieblingsmelodie. The show goes on.

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