Gastronomie:Vorsichtig modern

Gastronomie: Die neuen Wirte im Alten Wirt: Senol Toni Demirel und seine Frau Sanela übernehmen das Lokal an der Dachauer Straße am 1. Juni.

Die neuen Wirte im Alten Wirt: Senol Toni Demirel und seine Frau Sanela übernehmen das Lokal an der Dachauer Straße am 1. Juni.

(Foto: Robert Haas)

Das Moosacher Traditionslokal "Alter Wirt" ändert mit dem Pächterwechsel Speisekarte und Terrassengestaltung

Von Anita Naujokat, Moosach

Der Brunnen am "Moosacher Stachus" mit seinem ultramarinblauen Becken wird bald ein Gegenstück auf der anderen Seite haben. Die staatliche Hofbräu-Brauerei plant, mit dem Pächterwechsel im Gasthaus "Alter Wirt" auch ein Wasserspiel auf der Terrasse zur Dachauer Straße hin zu errichten. Am 1. Juni werden Senol "Toni" Demirel und seine Frau Sanela dort übernehmen, die Ära Christian Härtl ist nach mehr als einem Jahrzehnt zu Ende.

Der Brunnen soll aber nur eine der wenigen baulichen Veränderungen sein, die der 575 Jahre alten Wirtschaft ins Haus stehen. Neue Bodenplatten, eine andere Bestuhlung und Bepflanzung sollen den Außenbereich und den Haupteingang ansprechender gestalten. Im Inneren wird es kleinere Umbaumaßnahmen wegen geänderter Brandschutzbestimmungen geben, die aber bei laufendem Betrieb erfolgen sollen. "Unser Ziel ist, keinen Tag geschlossen zu haben", sagte Brauerei-Direktor Michael Möller bei der Vorstellung der neuen Wirtsleute.

Inhaltlich werde sich nicht viel ändern, versprach Möller. Der Alte Wirt solle ein Stadtteilwirtshaus und kultureller Treffpunkt bleiben, eine typische Münchner Wirtschaft, in der die Vereine auch weiterhin eine Anlaufstelle hätten. Auch der Bezirksausschuss sei mit seinen Sitzungen willkommen. "Für uns ist das Objekt etwas ganz Besonderes, ein Aushängeschild", sagte Möller. "Denn solche Aktivitäten der Vereine wie in Moosach kennen wir aus keinem anderen Stadtviertel." Diese Tradition zu bewahren, aber auch mit der Zeit zu gehen, sei das Konzept. Letzteres soll sich zusätzlich zur klassischen Münchner und bayerischen Küche in einer wechselnden Wochenkarte auch mit mediterranen und veganen Gerichten ausdrücken.

Von zehn Bewerbern hatte sich Hofbräu für Senol "Toni" Demirel entschieden. Gastro-Ketten passten nicht ins Konzept. Der gebürtige Münchner ist in Neuhausen aufgewachsen und stammt aus einer Gastronomen-Familie. Seine Lehre als Restaurantfachmann absolvierte er im Königshof. Nach Stationen im Donisl und Ratskeller leitete er das elterliche türkische Lokal gegenüber dem Hotel Excelsior und setzte noch eine kaufmännische Ausbildung drauf. Mit dem Café Melodie gegenüber dem Gasteig machte er sich 1995 erstmals selbständig, bevor er von 1997 an die Wassermann-Gaststätten mitbegründete. Um sich ganz dem Alten Wirt widmen zu können, will der 51-jährige Vater von zwei Kindern im Alter von acht und zwölf Jahren die Wassermänner aufgeben. Er wolle einen Großteil des Personals übernehmen, sagte er, doch auch das Team aus seinen Betrieben folge ihm nach Moosach. Küchenchef wird Jörg Deffland.

Während sich Demirel sichtlich auf seine neue Aufgabe freut - er hatte den Alten Wirt 1998 schon einmal ins Auge gefasst -, kämpft Noch-Wirt Christian Härtl mit seiner Enttäuschung und der Abwicklung eines ganzen Betriebs. Es ist kein Geheimnis, dass der Pächterwechsel alles andere als einvernehmlich lief. Härtl war davon ausgegangen, nach Auslaufen des Vertrags noch mindestens fünf Jahre weitermachen zu können, was auch in einem Gesprächsprotokoll stehe. Möller sagt, die Chemie und die gegenseitigen Vorstellungen hätten nicht mehr gepasst. Härtl sagt, Hofbräu fehle es an einer "ehrlichen partnerschaftlichen Grundlage und einer guten Grundeinstellung gegenüber Wirten". Dass man sich geschäftlich trenne, sei das Normalste auf der Welt, so Härtl. Doch das Wie sei "Wahnsinn".

Wie es für ihn weitergeht, sei offen. Er habe bisher keine Zeit gehabt, sich mit der Zukunft zu befassen. An möglichen Objekten mangele es nicht, doch habe sich seine Einstellung zu Gastronomie, Brauereien und Selbständigkeit "verschärft". Er müsse zunächst schauen, wie er ohne größeren Schaden aus dem Laden herauskomme, sagt Härtl. "Ich bin 24 Stunden am Tag mit dem Alten Wirt beschäftigt. Vier Geschosse müssen bei laufendem Betrieb komplett geräumt werden." Auch die Ablöseverhandlungen gestalteten sich hart.

Alois Lang, Vorsitzender des Moosacher Gesamtvereins, eines Zusammenschlusses Moosacher Vereine und Träger des Kultur- und Bürgerhauses, zeigte sich bei der Pressekonferenz guter Dinge über den neuen Wirt. "Ich habe ein gutes Gefühl mit ihm für Moosach", sagte er. Dort wird Senol Demirel wohl bald nur noch "der Toni" genannt werden.

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