Gastronomie:München spekuliert auf ein Drei-Sterne-Lokal

Gastronomie: Holt er den dritten Stern? Jan Hartwig vom Atelier im Bayerischen Hof gilt als aussichtsreicher Kandidat für die höchste Auszeichnung.

Holt er den dritten Stern? Jan Hartwig vom Atelier im Bayerischen Hof gilt als aussichtsreicher Kandidat für die höchste Auszeichnung.

(Foto: Robert Haas)
  • Die Münchner Gastronomie beschäftigt die Frage, wer als Erstes wieder einen dritten Stern in die Stadt holt.
  • Als heißester Kandidat für einen dritten Stern wird Jan Hartwig vom Atelier im Bayerischen Hof gehandelt.

Von Franz Kotteder

Es gibt ja auch in München Köche, die behaupten, so ein Stern sei ihnen wirklich völlig wurscht und sie würden deshalb ganz bestimmt auch nicht anders kochen. Und selbstverständlich gibt es gerade hier auch sehr viele Gäste, die sich niemals nach einem Gourmetführer richten würden, wenn sie essen gehen, denn schließlich wissen sie selbst am besten, was große Küche ausmacht. Trotzdem ist die Münchner Gastronomie in den Tagen, bevor der neue Michelin oder der neue Gault&Millau erscheint, wieder recht aufgeregt - jedes Jahr aufs Neue.

Denn wissen möchte man es dann doch, wie man selbst oder die anderen abgeschnitten haben. Auch wenn es einen eigentlich, natürlich, überhaupt nicht so besonders interessiert.

Favoriten gibt es aber schon. Zum Beispiel zu der Frage, wer als Erstes wieder einen dritten Stern nach München holt. Eckart Witzigmann hatte den ersten und letzten gehabt, 1979 mit seinem Restaurant Aubergine. Bis 1994 hat er ihn gehalten, dann stieg er aus. Zwischendrin hatte Heinz Winkler im Tantris ebenfalls drei Sterne (seit 1982), dann aber zog er 1991 in seine Residenz Heinz Winkler nach Aschau um und nahm die Sterne dorthin mit. Seit 23 Jahren also gibt es kein Drei-Sterne-Restaurant mehr in München.

Das könnte sich nun ändern. Als heißester Kandidat für einen dritten Stern wird nämlich Jan Hartwig vom Atelier im Bayerischen Hof gehandelt. Hartwig kam 2014 vom Wolfsburger Drei-Sterne-Restaurant Aqua nach München, holte dann in schneller Folge den ersten und zweiten Stern. Nun könnte der dritte kommen, schließlich hat Hartwig in diesem Jahr sein Team noch durch Christian Hümbs verstärken können, einen der besten und kreativsten Patissiers, die es in Deutschland gibt. Die beiden kennen sich noch von ihrer gemeinsamen Zeit in Wolfsburg.

Nun ist es nicht so, dass Jan Hartwig in der Münchner Gastro-Landschaft allein auf weiter Flur stünde - er wird nur gerade besonders favorisiert von den einschlägigen Auguren. Unter den bisherigen fünf Zwei-Sterne-Köchen gibt es schon noch weitere Anwärter. Bobby Bräuer vom Esszimmer in der BMW-Welt etwa. Oder der ewige Drei-Sterne-Aspirant Hans Haas vom Tantris. Warum der noch nicht die höchsten Weihen hat, ist vielen Fachleuten seit bald 20 Jahren unerklärlich.

Ebenso, warum Martin Fauster vom Königshof von den Michelin-Testern immer noch mit einem Stern abgespeist wird, obwohl er doch seit Ewigkeiten auf höherem Niveau kocht. Diethard Urbansky vom Restaurant Dallmayr hofft zwar auch noch auf den dritten Stern, aber dem steht möglicherweise sein Konzept der "klassischen Moderne" entgegen - anscheinend finden die Tester es eine Spur zu klassisch. Und Tohru Nakamura kommt in diesem Jahr schon deshalb nicht für einen dritten Stern in Frage, weil er vergangenes Jahr erst den zweiten bekommen hat. So schnell schießen die Micheliner auch wieder nicht.

Am spannendsten dürfte in der Ein-Sterne-Liga in diesem Jahr die Frage sein, ob der Showroom von Chefkoch Dominik Käppeler seinen Stern behalten kann. Der Nachfolger von Andi Schweigers Restaurant Schweiger2, der allerdings schon viele Monate zuvor die Küche dominierte, hat sich in diesem Jahr mächtig ins Zeug gelegt, insofern müsste schon viel schiefgegangen sein, sollte er seinen Stern wieder abgeben müssen.

Ein sicherer Verlierer sind die Südtiroler Stuben: Inhaber Alfons Schuhbeck hat das Konzept komplett geändert, dafür ist nun sein Schuhbecks Fine Dining im Boettners am Start. Sollte er damit nicht punkten können, würde das schon an ein Wunder grenzen.

Bei den übrigen drei Ein-Sterne-Restaurants dürfte sich wenig ändern. Martin Fauster ist mit dem Königshof offenbar lebenslänglich zu einem Stern verurteilt, Mario Gamba mit seinem Acquarello hält nach wie vor die Fahne der italienischen Küche hoch. Und auch Johann Rappenglück und Fabrice Kieffer vom Les Deux dürfen sich wohl wieder freuen, ihren Stern zu behaupten.

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