Gastronomie:Des Kellners neue Kleider

Gastronomie: Blumig: Johnny Talbot (unten) und Adrian Runhof haben für Sabine Eichbauer (2. v.r.) das Tantris-Personal neu eingekleidet.

Blumig: Johnny Talbot (unten) und Adrian Runhof haben für Sabine Eichbauer (2. v.r.) das Tantris-Personal neu eingekleidet.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Tantris-Personal erhält Garderobe von Modedesigner Talbot Runhof

Von Franz Kotteder

Nach dem Zweiten Weltkrieg, erzählen die Altvorderen, musste man sparsam sein, was die Kleidung anging. Pullover wurden selbstgestrickt, fesche Kleider aus alten, gebrauchten Stoffen wie zum Beispiel Gardinen handgenäht. Ob Johnny Talbot und Adrian Runhof daran dachten, als sie die neue Garderobe für das Service-Personal des Tantris entwarfen? Denn das basiert vom Motiv her doch tatsächlich auf den Vorhängen aus der Damentoilette des Gourmetrestaurants - das Muster ist original das gleiche. Der Stoff ist es erfreulicherweise nicht, denn der ist vor ein paar Jahren erst ausgewechselt worden. Die Originalware aus dem Tantris-Eröffnungsjahr 1971, sagt Junior-Chefin Sabine Eichbauer, wurde vor ein paar Jahren ersetzt: "Im Lauf der Jahrzehnte sind da doch ein paar Brandlöcher von Zigaretten reingekommen." Und Brandlöcher sieht man in der neuen Arbeitskleidung nicht.

Sie ist überhaupt so schick, wie man es von den Top-Modedesignern Talbot und Runhof aus der Theatinerstraße erwarten darf. Bunte Blumen auf weißem Grund auf Kleidern und Hemden, dazu schwarze Hosen und Jacken mit roten Streifen und orange Nike-Sneakers mit der Aufschrift "Bärenhunger" für die Herren und "Affendurst" für die Damen, wahlweise auch Lederschuhe vom Münchner Schuhmacher Unnützer: Das atmet wie das ganze Restaurant den Geist der Siebziger und besticht durch Noblesse und lässige Eleganz.

Dafür steht auch, dass das Personal frei wählen konnte, welches der rund ein Dutzend Kleidungsstücke es künftig tragen will. Vom lässigen Sommerkleid bis zu Anzug und Krawatte ist alles dabei und individuell kombinierbar. "Es sollte nicht nur hübsch ausschauen", sagt Johnny Talbot, "es muss im Alltag auch funktionieren." Und Sabine Eichbauer ergänzt: "Wir haben hier lauter besondere Charaktere und Individuen, da passt das hervorragend!" Anfangs war sie unsicher, sagt sie, wie die neue Kleidung ankomme. Schließlich sei keine Hierarchie mehr erkennbar, die ja sonst in Restaurants üblich ist: "Bei uns sieht man jetzt nicht mehr, wer Chef de rang ist und wer Commis." Macht aber nichts: Das neue Outfit gefällt sowohl dem Personal als auch dem Publikum. Tatsächlich ist Talbot und Runhof so etwas wie die Quadratur des Kreises gelungen: Das Gewand sieht nicht nach Kellneruniform aus, aber auch nicht nach Gast. Und nach Resteverwertung von Gardinen schon gar nicht. Das würde schließlich auch gar nicht zum Tantris passen.

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