Gastgewerbe:Mehr Betten als in Manhattan

Gut 14 Millionen Übernachtungen im Jahr: Der Münchner Hotelmarkt wächst und wächst

Von Franz Kotteder

Der Boom hält unvermindert an: Fast sieben Millionen Touristen kamen im vergangenen Jahr nach München, 5,5 Prozent mehr als 2014. Und viele blieben länger als einen Tag, denn die Statistik weist für 2015 insgesamt mehr als 14 Millionen Übernachtungen auf, was im Vergleich zum Vorjahr 4,6 Prozent Zuwachs entspricht. Diese Zahlen nannte der Kreisvorsitzende Conrad Mayer bei der Jahreshauptversammlung des Münchner Hotel- und Gaststättenverbands am Mittwoch. Besonders beeindruckend ist die Zahl der Übernachtungen, wenn man sie über zehn Jahre hinweg betrachtet. 2006 waren es noch 8,8 Millionen im Jahr, mithin gab es ein Wachstum um 58,6 Prozent. Und in diesen Zahlen sind noch nicht einmal die Übernachtungen im Landkreis enthalten, die machten im Jahr 2015 noch einmal 2,3 Millionen aus.

Kein Wunder also, dass auch der Hotelmarkt weiter wächst. Die Zahl der Betten nimmt weiter zu. In zehn Jahren ist die Kapazität allein in der Stadt um 20 000 Betten gewachsen. 2015 sind es fast 66 000, dazu kommen noch einmal 13 800 im Landkreis. "Manhattan hat eine Bettenkapazität von 70 000", so Mayer, "da liegen wir in München schon mal mit fast 10 000 Betten drüber!" Und es geht ja auch noch weiter: "Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres sind schon wieder 1200 neue Betten in neuen Hotels dazugekommen."

Stark gewachsen ist allerdings auch der Markt für Übernachtungen in Privathaushalten über Online-Plattformen wie Wimdu oder Airbnb. Mayer lobte die Berliner Initiative, mit hohen Bußgeldern gegen die Zweckentfremdung durch die halbprofessionelle Vermietung vorzugehen. Hier sei eine "Grauhotellerie" am Werk, die sich weder um Steuern noch Gewerberecht, Brandschutz, Gema, Mindestlohn, Sozialabgaben oder Melderecht schere. Allein in München rechnet man pro Jahr mit rund 1,9 Millionen Übernachtungen in Privatunterkünften. Mayer schätzt, dass bis zu 4300 Wohnungen in München für solche Zwecke dem Mietmarkt entzogen und unerlaubt vermietet werden: "Das ist ein knallhartes Geschäft, das da abläuft." Gerade mal 81 solcher unerlaubter Zweckentfremdungen konnte die Stadt im vergangenen Jahr wieder rückgängig machen.

Hier wünschen sich die Hoteliers und Gastwirte mehr Unterstützung durch die Stadt. Schließlich stelle man einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar, 70 000 Arbeitsplätze hingen direkt vom Tourismus ab. In ganz Bayern werde vom Gastgewerbe ein Umsatz von 13,4 Milliarden Euro erwirtschaftet, und gut 20 Prozent aller Touristen in Bayern kämen nach München. So kann Mayer alles in allem ein durchaus positives Fazit ziehen, was seine Branche angeht: "München reiht einen Rekord an den nächsten, und auch dem Münchner Gastgewerbe geht's weiter gut!"

Damit das so bleibt, sind allerdings auch Anstrengungen nötig, wie Mayers Stellvertreter, der Wiesnwirt und Großgastronom Christian Schottenhamel ausführte. Die Vereinigung Tourismus-Initiative München arbeite derzeit an einem neuen, eigenen Internetauftritt mit Buchungsportal. Als wichtigste Trends in der Münchner Gastronomie nannte Schottenhamel Grillen, Foodtrucks, gesunde Ernährung, Regionalität und Individualität. Es gelte, den Gast zu überraschen. Wie das geht, hatte der Vorstand des Verbands vorher selbst schon gezeigt: Die Jahreshauptversammlung fand im "beach38°" statt, einem Beachvolleyballclub mit Restaurant hinter dem Ostbahnhof, in Liegestühlen und auf weißem Sand.

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