Gastgewerbe-Bilanz:Uns geht's ja noch Gold

Gastgewerbe-Bilanz: Goldenes Podest für ein Urgestein: Richard Süßmeier mit Conrad Mayer (Mitte) und Christian Schottenhamel (links) vom Hotel- und Gaststättenverband.

Goldenes Podest für ein Urgestein: Richard Süßmeier mit Conrad Mayer (Mitte) und Christian Schottenhamel (links) vom Hotel- und Gaststättenverband.

(Foto: Catherina Hess)

2014 war wieder ein erfolgreiches Jahr für das Münchner Gastgewerbe, doch Wirte und Hoteliers klagen über Konkurrenz aus dem Internet. Richard Süßmeier erhält eine ungewöhnliche Auszeichnung

Von Franz Kotteder

Das Münchner Gastgewerbe wächst nach wie vor überdurchschnittlich. Conrad Mayer, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands München, verkündete bei der Jahreshauptversammlung am Dienstag wieder beeindruckende Zahlen. In München ist die Zahl der Übernachtungen im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent auf 13,4 Millionen Übernachtungen gestiegen, im Umland waren es noch einmal 2,2 Millionen Übernachtungen. Insgesamt haben die 553 Hotels in Stadt und Umland jetzt eine Bettenkapazität von 76 404, "dazu kommen noch einmal rund 8000 gastronomische Betriebe". Gut die Hälfte aller Touristen stammt aus Deutschland. Danach folgen die USA mit 749 000 Übernachtungen und einem Plus von 5,3 Prozent, gleich danach die arabischen Staaten mit 613 000 Übernachtungen und einem Plus von 16,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Einen ähnlich großen Zuwachs verzeichnen die Chinesen mit 16,4 Prozent. Um fast zehn Prozent abgenommen haben die Übernachtungen russischer Touristen.

Mayer kam so zum naheliegenden Fazit: "München geht's gut, und dem Münchner Gastgewerbe geht's auch gut." Was aber nicht heißen soll, dass das immer so bleibt. Denn der Hotel- und Gaststättenverband sieht durchaus Bedrohliches am Horizont: Seien es nun "wahnwitziger Bürokratismus auf allen Ebenen", die wachsende Konkurrenz durch Wohnungstauschportale und Private-Dinner-Portale im Internet oder Zögerlichkeit beim Anpacken großer Infrastrukturmaßnahmen. Mayer: "Ohne zweite S-Bahn-Stammstrecke, ohne Umbau des Hauptbahnhofs und ohne die dritte Startbahn am Flughafen" steuere man auf ein Verkehrschaos zu. Wo die Ursache der meisten Übel liegt, stellte er auch fest: "Ideologen vornehmlich aus dem linken Eck wollen die Welt retten und erdrücken dabei die Wirtschaft, von der die Welt lebt."

Da ist es tröstlich, dass man in München zumindest in Tourismusfragen allerhand mitzureden hat. Der zweite Bürgermeister und Referent für Arbeit und Wirtschaft, Josef Schmid (CSU), laut Mayer "unser Arbeitswirtschaftsoberbürgermeister", pries die Zusammenarbeit in der städtischen Tourismuskommission, die künftig "Genusskultur, Kulturgenuss und Lebensfreude" stärker in den Blickpunkt des Marketings stellen wolle. Auf Details der Kommissionsarbeit ging Christian Schottenhamel, Wiesnwirt und Stellvertreter von Conrad Mayer, in seinem Kurzvortrag ein. Nach gut zwei Jahren in der Kommission könnte er vermutlich auch einen Lehrauftrag für Soziologie an der Uni übernehmen, so geschickt weiß er inzwischen mit "adaptiv-pragmatischen" und "konservativ-etablierten Milieus" umzugehen. Man habe sich inzwischen auf eine neue "Wort-Bild-Marke für die Vermarktung Münchens" geeinigt; bei den geplanten neuen Internet-Auftritten "einfach-muenchen.de" und "simplymunich.com" soll es zum Beispiel ein eigenes Hotelbuchungssystem geben.

Zu feiern hatten die Gastronomen auch einen der ihren: Richard Süßmeier, laut Mayer "Münchner Urgestein und Wirtelegende". Im August wird er 85 Jahre alt, und weil er schon alle verfügbaren Preise bekommen und nach eigenen Worten "eine Blechallergie" hat, schenkte ihm der Verband ein vergoldetes Biertragl. Denn auf einem Biertragl stehend hält der nicht allzu großgewachsene Süßmeier immer seine beliebten launigen Festansprachen. Süßmeier erzählte dann von seinen Anfängen 1952 im Tross des damaligen Münchner Wirte-Faschingsprinzenpaares: "Ich war damals Kasperl und kann das nur empfehlen. Wenn du als Kasperl angefangen hast, tust du dir später leichter, weil die Leute feststellen: Der ist ja gar kein Kasperl!"

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