Garching/Fröttmaning:Streit um Zwergzebus in Hochbrück eskaliert

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Seit 2014 stand die Herde der Zwergrinder auf einer Weide in Garching-Hochbrück.

(Foto: Archivfoto: oh)

Nach einer Kontrolle durch das Veterinäramt entzieht das Landratsamt einer Rinderhalterin aus Ismaning ihre Herde

Von Irmengard Gnau, Garching/Fröttmaning

Der Streit zwischen den Aufsichtsbehörden und Rinderzüchterin Christine Scherr um die Zwergzebu-Herde in Hochbrück ist eskaliert. Am Montag wurden die Tiere auf Veranlassung des Veterinäramts von ihrer bisherigen Weide am nördlichen Rand der Fröttmaninger Heide abgeholt und in einen "geeigneten Stall" gebracht, wie eine Sprecherin des Landratsamts erklärte. Anlass dafür sei gewesen, dass die Herde bei einer Kontrolle durch das Veterinäramt am 1. Dezember "erheblich vernachlässigt" vorgefunden worden sei.

Schon mehr als zehn Jahre dauert der Streit zwischen Scherr und dem Landratsamt an, auch vor Gericht hat man sich schon mehrmals getroffen. Die Behörde wirft der Ismaningerin Verstöße gegen das Tierschutzgesetz vor und hat ihr 2015 untersagt, die Zebus zu halten. Dagegen wehrt sich Scherr vor Gericht, das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. In Folge eines Erbstreits hatten Scherr und ihr damaliger Lebensgefährte vor einigen Jahren Stall und Weiden verloren, wo die Zebus untergebracht waren.

Seit 2014 standen die Wildrinder nun in Hochbrück, teils auf Flächen der Stadt Garching, teils auf früherem Gelände der Bundeswehr. Da die Stadt ihren Grund für einen Fußballplatz benötigte, weideten die Tiere zuletzt nur noch auf einigen Hektar, die Scherr vom Bund gepachtet hatte. Dieser Pachtvertrag ist bereits im Sommer ausgelaufen. Halterin Scherr hatte deshalb seit Monaten verzweifelt versucht, Käufer für ihre Zebus zu finden. Allerdings nur mit mäßigem Erfolg - unter anderem, sagt Scherr, weil das Veterinäramt interveniert und dadurch weitere Verkäufe behindert habe.

Bei der jüngsten Kontrolle haben die Mitarbeiter des Veterinäramts den Angaben des Landratsamts zufolge nun deutliche Mängel gefunden. Die Vorwürfe lauten unter anderem, die Herde sei auf 150 Rinder angewachsen, die auf einer zu kleinen Fläche weideten, sodass es zu wenig trockene Fläche für jedes Tier gebe. Zudem sei das Trinkwasser verunreinigt gewesen. Das Landratsamt hat daraufhin das Halteverbot zwangsweise durchgesetzt und die Rinder abtransportiert. Sie sollen nun an geeignete Interessenten verkauft werden.

Halterin Scherr verwahrt sich gegen die Vorwürfe. Die Zwergzebus hätten auf der Weide gute Bedingungen gehabt, sagt sie. Das beanstandete Wasser etwa stamme aus einem Weiher, aus dem die Tiere seit 2014 tränken, ohne dass es je Probleme gegeben habe. Die Ismaningerin hat über ihren Rechtsanwalt einen Eilantrag beim Verwaltungsgerichtshof gegen das vom Landratsamt vollzogene Halteverbot eingereicht. Mit Fotos von der Weide will sie die erhobenen Anschuldigungen widerlegen. Dabei hält sich Scherr vor allem an eine Hoffnung: Nach langer Suche habe ihr künftiger Schwiegersohn endlich einen Hof im Raum Freising aufgetan, auf den sie mit den Rindern umziehen könne. Es gebe bereits einen Vertrag. Dieses Argument, hofft Scherr, könnte dazu führen, dass sie die Zebus zurückbekommt. "Das wäre das schönste Weihnachtsgeschenk", sagt Scherr.

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