München/Garching:Hoffen, dass die Spülmaschine hält

München/Garching: Reichlich betagt und störanfällig: Die Mensa der Technischen Universität in Garching.

Reichlich betagt und störanfällig: Die Mensa der Technischen Universität in Garching.

(Foto: Catherina Hess)

Ein Besuch in der TU-Mensa in Garching zeigt: Der geplante Neubau ist überfällig

Von Gudrun Passarge, Garching

Wenn das Ventil der alten Anlage mal wieder nicht mitspielt, wird der Schweinsbraten aus dem Speiseplan gestrichen. "Dann greifen wir zu Convenience-Produkten, und es gibt eben Fleischpflanzerl mit Kartoffelsalat," sagt Franz Weißenbeck, Betriebsleiter der TU-Mensa in Garching. Er hat gelernt zu improvisieren, denn die Küche der Mensa ist in die Jahre gekommen und funktioniert nicht immer so, wie sie soll. Aber ein Ende ist absehbar. Die Technische Universität plant, die alte Mensa aus den Siebzigerjahren abzureißen und eine neue dahinter zu bauen. Möglicher Bezug: 2018.

Ein trister Betonbau, drinnen gibt es graue Tabletts, die entweder mit der Linsensuppe für einen Euro oder einer Hähnchenbrust Hawaii gefüllt werden (2,60 Euro). Der Hauptansturm ist schon vorbei. Jetzt im Wintersemester gibt die Mensa täglich etwa 5000 Essen aus, doch nach 14 Uhr ist es eher ruhig. Ab und zu tröpfelt noch ein Grüppchen rein, es hat freie Tischwahl bei 1200 Sitzplätzen. Die Studenten greifen sich ein Tablett, wählen aus. "Das ist wirklich noch ein Relikt", sagt Gabriele Niethammer, Architektin des Studentenwerks, das die Mensen der Uni betreibt. Das Gebäude haben sie von der Münchner TU gepachtet. Das Tablett ist mit das Augenfälligste, was darauf hinweist, wann die Mensa geplant wurde - kulinarisch eine Katastrophe. "Selbst ein Rinderfilet würde auf dem Tablett nicht hübsch aussehen", sagt Betriebsleiter Weißenbeck.

Aber es gibt noch mehr, was nach grauer Vorzeit ausschaut. Weißenbeck und Niethammer stehen vor der Spülmaschine, ein riesiger Edelstahlkasten, der gerade einen einzelnen Löffel ausspuckt. "Die Spülmaschine hat den Ausschlag für den Neubau gegeben", sagt Niethammer. Sie sei sehr anfällig, und Ersatzteile seien immer schwieriger zu bekommen. "Es gibt tatsächlich nur noch einen Bastler, der sie noch herrichten kann." Wenn sie ausfällt, stellt sie den ganzen Betrieb auf den Kopf. Eine Woche könne die Küche mit Einweggeschirr weitermachen, sagt Weißenbeck, aber dann? Der Betriebsleiter, der sein Handwerk als Koch im Bayerischen Hof gelernt hat, vergleicht die Spülmaschine mit einem alten Auto: "Irgendwann ist der Punkt gekommen, wo es sich nicht mehr lohnt, es zu reparieren. Wir sind über diesen Punkt hinaus." Deswegen haben sie auch noch eine zusätzliche Spülmaschine für das Kochgeschirr angeschafft, das entlaste die Haupt-Spülstraße. Alle hoffen, dass die Lösung noch drei Jahre hält.

Denn in drei Jahren soll die neue Mensa fertig sein. Das zweigeschossige Gebäude soll hinter der alten Mensa entstehen. Als es jüngst im Bauausschuss des Garchinger Stadtrats vorgestellt wurde, stimmte Ingrid Wundrak (Grüne) als einzige dagegen. "So was ist eine Unverschämtheit, uns so was hierher zu stellen", sagte sie und kritisierte damit die optische Erscheinung. Geplant ist ein Gebäude, das maximal 12,16 Meter hoch ist. Die Nutzfläche von 5729 Quadratmetern bietet Platz für Küchen, Lager-, Kühl- und Personalräume, eine Campus-Kneipe und Gasträume für 1780 Besucher. Täglich ist geplant, 5300 Essen in der neuen Mensa auszugeben plus 2000 Essen, die an das Stu-Café und eine Ausgabemensa im Neubau der Fakultät Elektro- und Informationstechnik gehen. Die TU rechnet mit Kosten von 44,5 Millionen Euro. Betriebsleiter Weißenbeck und Architektin Niethammer sind sich einig: "Das wird ein Qualitätssprung." Dazu gehört, dass die gut 20 000 Menschen am Campus künftig die Wahl haben werden. Sie können zwischen Pastastand und Salatbar pendeln, oder an der Fleischtheke anstehen. Schluss ist dann auch mit den hässlichen Tabletts.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: