Galeria Kaufhof am Marienplatz:Kontrolleure finden verdorbene Grillhähnchen

Galeria Kaufhof am Marienplatz: Galeria Kaufhof am Münchner Marienplatz

Galeria Kaufhof am Münchner Marienplatz

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Verdacht auf verdorbenes Fleisch in der Lebensmittelabteilung der Galeria Kaufhof am Marienplatz hat sich nach Erkenntnissen des Kreisverwaltungsreferats bestätigt. Die Geschäftsführung des Kaufhauses vermutet eine "Manipulation" - und stellt Strafanzeige gegen Unbekannt.

Von Katja Riedel

In der Lebensmittelabteilung von Galeria Kaufhof am Münchner Marienplatz ist nach Erkenntnissen des Kreisverwaltungsreferats (KVR) tatsächlich verdorbenes Fleisch gefunden worden. Das haben Proben ergeben, die Lebensmittelprüfer am 21. August in der Filiale sichergestellt hatten. Dabei handelt es um Grillhähnchen für die Heißtheke und eingefrorenes Entrecote, wie das Unternehmen einräumt. Das Hähnchen sei im Kühlraum, das Entrecote tiefgefroren gewesen.

"Wir können versichern, dass kein Kunde mit dem Fleisch in Kontakt gekommen ist", sagte ein Kaufhof-Sprecher. "Das nicht mehr verkehrsfähige Fleisch war nie im Verkaufsraum." Das Unternehmen habe "sichergestellt, dass die jetzt infrage stehende Ware nicht in den Verkehr gelangen kann". Laut KVR ist das beanstandete Fleisch nicht mehr für den menschlichen Verzehr geeignet gewesen, eine Gesundheitsgefahr habe jedoch noch nicht bestanden. Das KVR werde nun ein Bußgeldverfahren einleiten.

Eine zweite, eine Woche später genommene Probe ist laut Galeria Kaufhof nicht beanstandet worden; die Staatsanwaltschaft wollte sich zu dieser zweiten Probe nicht äußern, bevor sie ein schriftliches Gutachten hat. Hier geht es auch um argentinisches Entrecote. Bei diesem Fleisch war das Mindesthaltbarkeitsdatum, das auf der Verpackung aufgedruckt war, seit Januar abgelaufen. Von diesem Fleisch sollen Kontrolleure deutlich größere Mengen mitgenommen haben.

Die Staatsanwaltschaft habe derzeit keine Anhaltspunkte dafür, dass durch das Unternehmen bedenkliche Lebensmittel in den Verkehr gebracht würden, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch am Mittwoch. Die zweite Kontrolle hatte die Staatsanwaltschaft veranlasst. Die Proben hat das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit untersucht.

Anonyme Schreiben von Mitarbeitern

Anlass der Kontrollen waren mehrere anonyme Schreiben, die offenbar aus Mitarbeiterkreisen stammen. Hierzu gehörten auch Fotos, die Fleisch aus der Frischetheke zeigten und suggerierten, dass dieses ohne Hinweis auf das vorherige Auftauen als Frischfleisch angeboten worden sei. Die Schreiben gingen unter anderem an KVR und Staatsanwaltschaft. Diese prüft nun den Verdacht auf Verstöße gegen das Lebens- und Futtermittelgesetz. Ermittelt wird gegen mehrere Beschuldigte.

Altes Fleisch zeichne sich durch massiv erhöhte Keimzahlen aus, es könne muffig, ranzig oder strohig sein, sagt Lebensmittelchemiker Guido Beckmann vom Institut Romeis. Bei Rind werde besonders häufig getrickst, weil es durch den Verderb zarter werde, altes Fleisch also kaum auffalle. Trotzdem entspreche dies nicht den Verbrauchererwartungen. "Je öfter Fleisch eingefroren wird, um so leichter können Mikroorganismen in die Zellen eindringen", sagt Beckmann.

Galeria Kaufhof kündigte an, Strafanzeige gegen Unbekannt zu stellen, weil man nicht ausschließen könne, "Opfer einer Manipulation" zu sein. Ein unabhängiges Institut kontrolliere regelmäßig Fleisch und Fisch, alle Analysen seien unbedenklich gewesen. Dennoch überprüfe man die "komplette Prozesskette".

Der Lieferant für das Entrecote hat die Lieferung von gut 150 Kilogramm Fleisch bestätigt. Dieses habe man vor Ablauf der Mindesthaltbarkeit eingefroren und als Tiefkühlware verkauft. Nun sei es bis 17. Oktober 2014 haltbar, was auch auf einem Karton gestanden habe. Dieser sei entfernt worden, samt Etikett.

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