Gärtnerplatztheater:Wie wäre es mit einem Hoeneß-Musical?

Gärtnerplatztheater

Beschäftigung bei gutem Wetter: Die Gedanken am Gärtnerplatz schweifen lassen.

(Foto: dpa)

Vom Aufstieg, Fall und Comeback eines Stürmers und Drängers. Musikalisch wäre das grandios, von "Stern des Südens" bis zum "Jailhouse Rock" von Elvis Presley wäre alles möglich.

Kolumne von Christian Mayer

Manchmal hat man als Münchner das dringende Bedürfnis, sich selbst auszustellen, möglichst publikumswirksam erst seinen Cappuccino und dann seinen Weißwein zu trinken, die Sonnenbrille auf der Nase, die Zeitung auf dem Tisch, aber noch spannender sind natürlich die hippen Menschen am Gärtnerplatz. Besonders jetzt, da der goldene Oktober seine Pracht entfaltet - also raus, ins Licht.

Ach, das Gärtnerplatztheater gegenüber ist wieder auf! Auch das haben sie saniert und bühnentechnisch auf den neuesten Stand gebracht, es soll wieder glitzern und glänzen wie am Broadway, nur dass sie hier jetzt vor Mitternacht das Licht ausmachen müssen, damit sich die Bewohner in den luxussanierten Wohnungen nicht beschweren. Ein Musical soll es dort auch bald geben, im kommenden April geht es los - ausgerechnet mit "Pumuckl", dem Kobold mit dem kreisrunden Bauch und den frechen Sprüchen.

Der stets ungeduschte, ungebadete, vollgemarmeladete und ungekämmte Pumuckl am blitzsauberen Gärtnerplatz, das passt ungefähr so wie eine Berliner Currywurstbude an der Maximilianstraße, aber was soll's. Klar muss man sich das anschauen, schon aus alter Verbundenheit mit dem Münchner Anarchisten. Hoffentlich mischt er das Viertel der schönen Leute ordentlich auf, wenn er mit schnarrender Stimme seine Trotzlieder singt: "Ich liebe meine Dreckschicht, die kein Mensch mit Seife wegkricht!"

Mit Wehmut und Vorfreude denkt also an den Pumuckl, wer am Gärtnerplatz seinen Bühnenplatz einnimmt. Und überlegt weiter: Wäre es nicht wunderbar, wenn das Gärtnerplatztheater künftig nur noch Münchner Musicals spielen würde? Als nächstes müsste man ein Uli-Hoeneß-Stück inszenieren, ein Fußballspektakel. Das ganze Drama vom Aufstieg, Fall und Comeback eines Stürmers und Drängers. Auch musikalisch wäre das grandios, von Willy Astor "Stern des Südens" bis zum "Jailhouse Rock" von Elvis Presley wäre alles möglich, eine tolle Mischung aus Bayern-Euphorie und Patriarchen-Lamento.

Ungefähr in der Mitte des Musicals würde der Hauptdarsteller einen Elfmeter mitten durchs Theaterdach in den Münchner Nachthimmel dreschen, so furios wie in Belgrad '76, und ganz am Ende würde es unter dem Jubel des Publikums Hoeneß-Würste regnen - der große Uli, der mindestens so sehr auf sein Bauchgefühl hört wie der Pumuckl, wäre unsterblich.

Auf solche Gedanken kommt man, wenn man zu lange in der Gärtnerplatzsonne sitzt.

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