Gärtnerplatz:Unkonventionelle Methoden

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Regelmäßige runde Tische sollen den Gärtnerplatz ruhiger machen. Teilnehmer bauen auf ungemütliches Licht und eine Rücksichts-Kampagne.

Sabrina Ebitsch

Viele Anläufe wurden schon unternommen, auf dass endlich mehr Ruhe einkehre am Gärtnerplatz. Erst jüngst ist der Vorstoß des Bezirksausschusses (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, eine Satzung mit Ge- und Verboten für den Platz zu beschließen, am Veto des Kreisverwaltungsreferats (KVR) gescheitert. Nun sollen regelmäßige Runde Tische mit allen Interessensgruppen Abhilfe schaffen. "Wir wollen nicht nur die Eingriffsschiene fahren, sondern auf einen Dialog hinwirken und nach alternativen Maßnahmen suchen", so KVR-Sprecher Christopher Habl.

Der Gärtnerplatz in der Abenddämmerung: Im Vordergrund sitzen Nachtschwärmer auf der Grünfläche in der Mitte des Platzes, im Hintergrund das Gärtnerplatztheater. (Foto: Foto: Heddergott)

Der vom BA über Monate erarbeitete Satzungsentwurf, der unter anderem ein Alkoholverbot nach Mitternacht und das Verbot von Einweggeschirr vorsah, wurde vom KVR aus rechtlichen Gründen abgelehnt. Während CSU, Grüne und Rosa Liste das Thema Satzung nur zurückstellen, nicht aber begraben wollen, sind die Satzungsskeptiker der SPD einer Meinung mit dem KVR: Gespräche mit allen Beteiligten sollen neue Lösungsmöglichkeiten zu Tage fördern.

Zwei Runde Tische haben bisher stattgefunden, an denen sich KVR- und BA-Vertreter zum einen mit der Polizei und zum anderen mit den Wirten zusammengesetzt haben. Die Teilnehmer beschreiben die Atmosphäre als positiv. Bei aller Unterschiedlichkeit der Meinung habe man sich sehr kooperativ gezeigt, bestätigte Habl.

Lärm, Müll und noch unappetitlicherer Dreck

Die Probleme am Gärtnerplatz sind bekannt und berüchtigt: Jede warme Sommernacht hat in dem beliebten Ausgehviertel unweigerlich nächtliche Ruhestörung, entweder durch zahlreiche Draußensitzer oder durch enthemmte Betrunkene, Müll und noch unappetitlicheren Dreck zur Folge. Trotz der Belastung fallen bei der Polizei aber relativ wenige Beschwerden an. "Die Bürger werden müde und machen keine Anzeigen mehr", vermutet BA-Chef Alexander Miklosy (Rosa Liste). Natürlich habe auch der verregnete Sommer damit zu tun, an eine Entspannung der Lage glaubt er aber nicht, da auch trotz des schlechten Wetters immer noch verhältnismäßig viel los sei.

Einig war man sich, dass "nur ein geringer Prozentsatz von Platznutzern stört" und es sich nicht um einen spezifischen Personenkreis handele. Auch deswegen fällt der Polizei ein Eingreifen schwer - dies ist nur bei nachgewiesenen Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten möglich, wenn also Anzeige erstattet oder auf frischer Tat ertappt wird. Mehr Präsenz durch häufigere Kontrollfahrten ist laut Polizei von der Personaldecke in der jeweiligen Nacht abhängig.

Lärmmessungen und Straßenverkaufsregelungen

Weitere Ansatzpunkte könnten Lärmmessungen sein, Umfragen unter den Nachbarn, um sich ein umfassendes Bild zu verschaffen, die Überprüfung der Sperrzeit- und Straßenverkaufsregelungen und häufigere Kontrollen durch die Bezirksinspektion. Das Gärtnerplatztheater, dessen Stufen ein beliebter Treffpunkt sind, soll mit ins Boot geholt werden. Auch unkonventionellere Lösungsvorschläge wurden erarbeitet: So könnte etwa eine stärkere Beleuchtung den Gärtnerplatz schlicht ungemütlicher machen, "Mehr Rücksicht"-Kampagnen sollen das Verantwortungsgefühl der Nutzer stärken und direkte Gespräche zwischen Anwohnern und Besuchern das gegenseitige Verständnis fördern.

Auch mit den Wirten der umliegenden Kneipen und Clubs hat man sich bei einem zweiten Runden Tisch über Kooperationsmöglichkeiten verständigt. Sie wollen in Zukunft stärker dafür Sorge tragen, dass ihre Gäste keine Getränke mit auf die Straße nehmen und beim Rauchen draußen leiser sind. An den Kosten für die häufigere Reinigung des Platzes wollen sie sich beteiligen. Allerdings sehen sich die Kneipiers nicht allein in der Pflicht und verweisen auf ihre begrenzten Einflussmöglichkeiten angesichts von Alkohol-Bringservices, Straßenverkäufen und Kiosken, an denen sich Besucher bis spät in die Nacht hinein mit Alkoholika versorgen können.

Weitere Runde Tische mit den Hausbesitzern, den Behörden und vor allem den Partygängern werden Anfang September folgen. Daraus soll sich eine feste Einrichtung mit regelmäßigen Treffen entwickeln. Alle erarbeiteten Lösungsvorschläge würden geprüft, versprach KVR-Sprecher Habl: "Es läuft ganz gut."

© SZ vom 21.08.2008/jh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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