Gärtnerplatz:Aufregung um zwei gefällte Bäume

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  • Zwischen der Klenze- und der Corneliusstraße sind zwei Robinien gefällt worden.
  • Beide Bäume galten als Gefahr für Passanten, darum hatte der Stadtrat grünes Licht für das Abholzen gegeben.
  • Die Fällaktion hat einen Shitstorm in den sozialen Netzwerken ausgelöst. Die Anwohner fühlten sich schlecht informiert.

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt

Einen kleinen Entrüstungssturm hat eine Baumfällaktion am Gärtnerplatz am Wochenende entfacht. Von zwei Robinien waren Samstagfrüh nur noch Stümpfe da, das Eck zwischen Klenze- und Corneliusstraße wirkte plötzlich wie gerodet. "Aus Gärtnerplatz wird Betonplatz", schrieb ein Münchner auf Facebook. Ein weiterer hielt die Aktion für einen "Vorboten der Zwangsurbanautisierung". Auch ein Mitglied des Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt schaltete sich am Wochenende ein und protestierte dagegen, dass er und seine Kollegen nicht informiert gewesen seien. Am Montagvormittag dann klärte sich der Sachverhalt auf - der Bezirksausschuss wusste doch davon. Die Mitglieder hatten der Baumfällaktion in einer Sitzung Ende Januar einstimmig zugestimmt.

Der Vorsitzende des Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, Alexander Miklosy (Rosa Liste), der im Ausland war, gesteht ein, dass auch er nicht sofort im Bilde gewesen sei; eine Bürgerin habe ihn über die Fällung informiert. Auch ihn habe das zunächst überrascht. Doch Anlass für einen "Aufreger gegenüber der Verwaltung" gebe es nicht. Der Bezirksausschuss habe im Januar einer Liste der Gartenbauer zugestimmt, auf der unter vielen Bäumen auch die beiden Robinien am Gärtnerplatz standen - eine Blockabstimmung, so wie sie in solchen Fällen häufig praktiziert werde. Die beiden Bäume seien für eine Fällaktion vorgesehen gewesen, weil von ihnen eine Gefahr für Passanten ausging: "Wir sind informiert worden."

Die Robinie ist kein heimisches Gewächs

Anlass zum Zweifel an der Verhältnismäßigkeit der Aktion gibt es für den Vorsitzenden des Bürgergremiums nicht: "Bei einer Kastanie schauen wir genauer hin." Auch wenn eine Linde, Esche oder Eiche zum Fällen in der Diskussion gewesen wäre, hätten die Lokalpolitiker eine zweite Untersuchung verlangt, jedoch nicht bei einer Akazie, wie die Robinien fälschlicherweise auch genannt werden. Diese Bäume seien keine heimischen Gewächse, Vögel und Insekten mieden sie, auch er selbst habe ein gespaltenes Verhältnis zu Robinien. Dazu komme, dass diese Bäume sehr lange überlebensfähig seien, auch wenn sie innen bereits unter Fäulnis litten: "Besonders bei Robinien verlassen wir uns auf das Urteil von Fachleuten."

Noch hat Alexander Miklosy vielleicht die inzwischen beinahe 30 Beiträge in sozialen Netzwerken nicht gesehen. Von "unglaublich" und "schade", bis "absolut unverständlich" und "zum Kotzen" ist einiges dabei, was einen Shitstorm ausmacht. Der Bezirksausschuss stehe zu der Entscheidung, würde sie immer wieder so treffen, sagt er. Er könne sich allerdings schon vorstellen, dass man deshalb noch "Prügel einstecken" müsse. Und natürlich wäre es besser gewesen, man hätte die Bürger rechtzeitig informiert.

Noch in diesem Monat wird nachgepflanzt

Auch in der Gartenbauabteilung des Baureferats sprach man am Montag von einer "ganz normalen Maßnahme": "Kranke Bäume müssen gefällt werden." Die zwei Bäume hätten unter Stammfußfäule gelitten, einem Pilz, eine Robinie habe bereits einen Riss gehabt und hätte für Passanten gefährlich werden können. Auch die Untere Naturschutzbehörde habe sich dafür ausgesprochen. Natürlich sei an eine Erneuerung gedacht worden, noch im Februar werde nachgepflanzt.

Im Mai vergangenen Jahres hatte die Stadt mit einer Wurzelbehandlung die Robinien am Viktualienmarkt zu retten versucht. Allerdings waren diese Bäume von Läusen, nicht vom Pilz befallen. Dort hatte man sich auf den Standpunkt gestellt, eine Erneuerung der Bäume würde das besondere Flair des Platzes stören, so hatten es die Grünen formuliert. Ein Landschafts- und Gartenbaubetrieb lockerte mit einer Spezialmaschine die Umgebung des Wurzelwerks auf und präparierte es mit Dünger; die Bäume sollten so auch mehr Luft und Wasser aufnehmen können. Das bewirke härtere Blätter und mache die Bäume widerstandsfähiger, hieß es damals. Allerdings hatten die Bäume keine Risse, die dazu führen könnten, dass Passanten gefährdet sind. Auf dem Viktualienmarkt drohte allenfalls ein Läuse-Regen.

© SZ vom 17.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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