Fußgängerzone:Eine Frage des Stils

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"Keinen Präzedenzfall schaffen": Um die Ausgestaltung der Arkaden an der Alten Akademie wird im Rathaus heftig gerungen. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Umbau der alten Akademie könnte sich länger hinziehen als geplant - es tobt ein Streit mit verhärteten Fronten

Von Alfred Dürr

Der Start des Umbaus eines der größten und bedeutsamsten Immobilienprojekte inmitten der Altstadt könnte sich deutlich länger hinziehen als ursprünglich geplant. Bevor der Stadtrat seine Zustimmung zum Beginn der Arbeiten gibt, ringt man hinter den Kulissen des Rathauses heftig darum, wie stark sich die geschichtsträchtigen Gebäudekomplexe der Alten Akademie entlang der Fußgängerzone an der Neuhauser Straße durch die Modernisierung verändern dürfen.

Die Fronten scheinen verhärtet. Stadtbaurätin Elisabeth Merk will keine weiteren Zugeständnisse an den Investor, die Signa-Unternehmensgruppe, machen. Es gibt aber auch Stimmen aus dem Stadtrat, die diese Haltung kritisieren und eine flexiblere Haltung der Stadtbaurätin fordern. Öffentlich äußern will sich seitens der Politik und der Verwaltung dazu niemand. Bei den bisherigen Verhandlungen sind die Beteiligten davon ausgegangen, dass der Umbau zügig genehmigt werden kann. Das entscheidende Kriterium: Die Modernisierung verändert den Komplex nicht in seinem charakteristischen Erscheinungsbild. Die verschiedenen Stilelemente und Materialitäten aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg bleiben erhalten. Sollte es nun jedoch zu keiner Einigung kommen, müsste ein zeitlich aufwendiges Bebauungsplan-Verfahren eingeleitet werden, bei dem auch Bürger und Vertreter von Interessensgruppen ihre Ansichten äußern.

Als Ende April vergangenen Jahres das Ergebnis des Architektenwettbewerbs bekannt wurde, zeigten sich die Vertreter der Stadt und des Investors noch sehr zufrieden. Der Siegerentwurf des Büros Morger Partner Architekten aus Basel sehe "behutsame und stimmige Veränderungen" vor. Üblich ist, dass die Ideen eines Wettbewerbs verfeinert und überarbeitet werden. Signa machte klar, dass sich vor allem im Bereich der bisherigen Arkaden an der Neuhauser Straße und an der Kapellenstraße Änderungen ergeben sollen. Der Durchgang an der Kapellenstraße sollte vollständig verschwinden, die Passage entlang der Fußgängerzone würde schmaler werden. So kann der Investor mehr Verkaufsflächen gewinnen. Qualitäten des Komplexes würden so nicht zerstört, hieß es.

Während in vielen Detailfragen des Umbaus ein Konsens zwischen Vertretern des Bauherrn, der Stadtplanung, der Denkmalpfleger, der Architekten und des Stadtheimatpflegers erzielt werden konnte, bleiben die Arkaden das zentrale Streitthema.

Dieses hat für die Stadtbaurätin wohl grundsätzliche Bedeutung. Erst vor wenigen Monaten hatte der Stadtrat einstimmig die vom damaligen Stadtheimatpfleger Gert Goergens verfassten Leitlinien zum Bauen in der Altstadt gebilligt. Dort geht Goergens speziell auch auf die Durchgänge im Zentrum Münchens ein. Sie seien eine willkommene Aufweitung und Bereicherung des öffentlichen Raums, böten den Passanten dort Schutz vor Regen und Sonne sowie "abwechselnde Raumerlebnisse".

Auf der anderen Seite ist der kommerzielle Druck auf die Flächen gerade an der Fußgängerzone enorm gestiegen. Goergens warnt vor dem Präzedenzfall: Gebe man bei der Alten Akademie nach, wüchsen sofort die Begehrlichkeiten an anderen Stellen in der Altstadt. Die Stadt dürfe nicht so einfach öffentliche Flächen an private Investoren abtreten. Das typische Erscheinungsbild der Altstadt sei in Gefahr.

Beim Investor Signa schaut man noch relativ entspannt auf die Situation im Rathaus. Man sei im produktiven Austausch mit den Verantwortlichen der Stadt München und zuversichtlich, dass es noch im ersten Quartal 2017 zu einer für alle Beteiligten zufriedenstellenden Einigung komme, sagt Signa-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber.

© SZ vom 18.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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