Fußball-Profis auf Facebook:"Es bringt die Fans näher dran an die Idole"

Fast alle Bundesliga-Spieler kommunizieren mittlerweile über Facebook direkt mit den Anhängern. Fußballberater Robert Schneider erklärt, warum Cristiano Ronaldo 39 Millionen Fans mehr hat als Bastian Schweinsteiger und warum auf den Profilen der Profis nur wenig Privates zu lesen ist.

Stefan Galler

Er selbst möchte nicht im Mittelpunkt stehen, nur die Sportler seien wichtig - das betont Robert Schneider von Anfang an. Der Rechtsanwalt ist Geschäftsführer der Münchner Kommunikationsagentur "Avantgarde". Das Unternehmen beackert mehrere Geschäftszweige, einer davon ist die Betreuung und das Management von Profifußballern. Zu Schneiders Klienten zählen unter anderem Nationalspieler Christian Träsch, die Benny Lauth und Kevin Volland vom TSV 1860 München, sowie zwei Bayern-Stars: Holger Badstuber und Bastian Schweinsteiger. Schneider erledigt für die beiden Spieler Vertragsangelegenheiten, aber auch die Außendarstellung der Fußballer fällt in die Zuständigkeit von Avantgarde. Immer wichtiger werden dabei die Facebook-Seiten der Athleten.

SZ: Herr Schneider, welche Bedeutung messen Sie der Internet-Plattform Facebook bei, gerade in Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit von Bastian Schweinsteiger und Holger Badstuber?

Robert Schneider: Jeder spricht über Facebook und das ist auch ein tolles soziales Netzwerk. Es bringt die Fans näher ran an die Fußballer, an ihre Idole. Und es gehört mittlerweile auch zum guten Ton, eine solche Seite zu pflegen. Aber man darf all das nicht überbewerten. Fernsehen, Print, Online, Facebook - jedes dieser Medien ist genauso wichtig wie das andere. Viel entscheidender ist doch der sportliche Erfolg. Facebook ist nur relevant, wenn ein Fußballspieler auf dem Platz seine Leistung bringt. Sonst interessiert sich keiner für ihn.

SZ: Aber grundsätzlich bieten die sozialen Netzwerke den Anhängern doch eine gefühlte Nähe, die es früher nicht gab.

Schneider: Keine Frage, hier wird der Schulterschluss mit den Fans praktiziert. Der Fußball lebt von den Fans und damit mittelbar auch der einzelne Spieler. Wenn er Topleistungen bringt, lieben ihn Teile der Öffentlichkeit, und auch der Marktwert wird beeinflusst. Dazu gehört heute auch, dass den Fans etwas zurückgegeben wird. Und dass sie die Möglichkeit haben, mit den Profis in Kontakt zu treten.

Als Bastian Schweinsteiger nach seiner Schulteroperation in der Reha war, sind tausende von Genesungswünschen per Mail und über Facebook hereingekommen, das war der absolute Wahnsinn. Aber wie gesagt, die Kontaktpflege übers Internet ist eben nur ein Baustein in der gesamten Außendarstellung.

SZ: Ein anderer ist die Art und Weise, wie Profis ihren Anhängern auf der Straße begegnen.

Schneider: Facebook ersetzt ja nicht den Austausch von Angesicht zu Angesicht. Beim Sportler kann diese indirekte Kommunikation auch zu einer gewissen Oberflächlichkeit führen. Da besteht zum Beispiel bei Bastian Schweinsteiger überhaupt keine Gefahr. Im Umgang mit den Fans ist er absolut vorbildlich. Er hat kein Problem damit, wenn er angesprochen wird und die Leute ein Foto mit ihm machen wollen.

SZ: Dennoch fällt auf, dass auf seiner Facebook-Seite keine privaten Fotos oder News gepostet werden.

Schneider: Ein Fußball-Profi steht tagtäglich in der Öffentlichkeit, da ist es, denke ich, sehr wichtig, dass er seine Rückzugsgebiete hat. Was privat ist, muss auch privat bleiben, sonst kann ein Spitzensportler, der in der Öffentlichkeit steht, überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommen. Und genau das muss er aber, um in Form zu sein. Ich bin mir sicher, dass die meisten Fans dafür totales Verständnis haben.

SZ: Gibt es sonst noch Dinge, die von Ihren Schützlingen via Facebook oder auch Twitter keinesfalls verbreitet werden sollten?

Schneider: Eines vorweg: Bastian Schweinsteiger und Holger Badstuber twittern beide nicht. Was Facebook betrifft, so haben wir die beiden grundsätzlich darauf hingewiesen, was möglich ist und was nicht. Die Spieler sollten sich etwa niemals zu Leistungen Dritter äußern, das aber gilt für Interviews in Zeitungen genauso wie für Facebook. Eine gewisse Sensibilität muss man schon haben, aber da können wir uns auf Schweinsteiger und Badstuber verlassen.

SZ: Wie sieht es denn mit politischen Äußerungen der Spieler aus?

Schneider: Ich vertrete den Standpunkt: Sport ist Sport und Politik ist Politik. Jeder hat seine eigene Meinung zu bestimmten Themen, aber ich halte es für problematisch, wenn sich Sportler in diesem Bereich öffentlich positionieren.

SZ: Ihren Äußerungen ist zu entnehmen, dass die Spieler ihre Seiten selbst pflegen.

Schneider: Normalerweise ist das so, nur selten, etwa, wenn sie im Trainingslager sind oder mal keine Internetverbindung haben, greifen wir auf Bitte der Spieler von der Agentur aus ein. Es würde ja auch in vielen Bereichen keinen Sinn machen. Etwa was Fotos aus dem Alltag betrifft: Die habe ich gar nicht, ich bin ja nicht den ganzen Tag mit Bastian Schweinsteiger unterwegs.

SZ: Sind Sie mit der Resonanz zufrieden? Schweinsteiger hat rund 600.000 Anhänger, Badstuber etwa 61.000. Zum Vergleich: Cristiano Ronaldos Seite wird von über 40 Millionen Fans verfolgt.

Schneider: Man muss sehen, dass wir erst im Sommer angefangen haben, dafür sind das schon ganz stattliche Ergebnisse. Die Zahlen von Ronaldo oder die Tatsache, dass ein Mesut Özil bei 4,5 Millionen Likes liegt, hängt auch damit zusammen, dass deren Verein Real Madrid weltweit gesehen noch bekannter und beliebter ist als der FC Bayern und Özil zudem Fans in Deutschland, Spanien und in der Türkei anspricht.

SZ: Profi-Fußball ist Big Business. Welche Rolle spielen Facebook-Seiten eigentlich für die Werbung?

Schneider: Damit muss man sehr sensibel umgehen, denn die Fans bemerken sehr schnell, wenn man eine solche Plattform für kommerzielle Zwecke ausnutzen will. Ich muss das auch immer wieder den Sponsoren klarmachen: Entweder wir bieten den Fans mit der Werbung einen Mehrwert an, also ein Gewinnspiel oder einen exklusiven Werbespot, oder es geht einfach nicht.

Aber wenn Mehrwert angeboten wird, dann nehmen es die Leute dankbar an. Ein Tippspiel mit Bastian Schweinsteiger, das wir für Facebook und das iPhone in dieser Saison mit dem Partner Adidas konzipiert haben, wird von 30.000 Usern regelmäßig genutzt.

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