Sushi Restaurant Schwabing "Fujikaiten":Unfall auf der Sushi-Autobahn

Sushi Chefs Compete In The Global Sushi Challenge 2015 Competition

Im Minutentakt fahren die Sushi-Kreationen an den Gästen vorbei.

(Foto: Bloomberg)

Das Drehband im Restaurant Fujikaiten quillt über vor Sushi. Doch Quantität ist nicht immer gleich Qualität.

Lisa Sonnabend

Was gibt es für Sushi-Liebhaber Schöneres als Stau! Das Drehband im Restaurant Fujikaiten an der Münchner Freiheit ist bereits voll bestückt, doch die Sushi-Meister stellen immer neue Sushi her und stapeln auf dem Band bis zu drei Schälchen übereinander. Diese Sushi-Türmchen fliegen dann gelegentlich aus der Kurve und das Band stoppt, bis die Kellnerin die verletzten Sushi aus dem Band fischt. Unfall durch Überproduktion - ein anerkennendes Raunen geht durch das Lokal.

Während in anderen Drehsushi-Restaurants die Gäste auf die besten Sushi lauern, kann man sich im Fujikaiten entspannt zurücklehnen. Statt zu jagen, reicht es hier zu sammeln. Es gibt von allem mehr als genug. Im Minutentakt kommen Maki mit Lachs, in Kohl gerollte Sushi oder Riesengarnelen vorbei. Die Gäste brauchen nur die Glasschiebetür, die die Speisen frisch halten soll, öffnen und her damit!

War der Gast zu langsam, wartet er einfach die vier Minuten, die das Band benötigt, um das avisierte Schälchen wieder vor seinen Tisch zu befördern. Hat das auserkorene Stück unterdessen schon ein anderer Gast weggeschnappt, dauert es nicht lange, bis der Sushi-Meister ein weiteres auflegt.

Im Fujikaiten mangelt es also nicht an Quantität, an Qualität dagegen manchmal schon. Nicht alle Sushi schmecken gleich gut. Bei einigen ist der Fisch nicht mehr frisch, bei anderen der Frischkäse schon zu weich, die Garnelen waren bei unserem Besuch zu salzig gewürzt und die Panade der Calamares (Sind panierte Tintenfische überhaupt typisch japanisch?) schmeckte schon recht alt. Andere Speisen dagegen überzeugten: die Makis mit Lachs waren einwandfrei, das Hühnerfleisch in Sesammantel schön zart und die Krebsspieße lecker.

Das Fujikaiten liegt nicht gerade idyllisch. Der Eingang befindet sich direkt am Busbahnhof der Münchner Freiheit, der gerade eine Mega-Baustelle ist. Es sind nur wenige Schritte zur Feilitzschtraße. Deswegen ist im Fujikaiten auch das typische Schwabinger Publikum anzutreffen: Halbstarke unterhalten sich lautstark über die Ausgeherlebnisse vom vergangenen Wochenende, Geschäftsmänner besprechen ein scheinbar wichtiges Projekt. Vereinzelt sind Pärchen zu sehen, die versuchen, an den beigen Holztischen ein wenig Romantik aufkommen zu lassen.

Sojasauce statt Blumenstrauß

Die Einrichtung im Fujikaiten ist schlicht. Die Wände sind in hellen Farben bemalt, nur ein großer japanischer Schal ziert sie. Auf den Tischen liegen Papierservietten und Einwegstäbchen. Statt eines Blumenstraußes steht hier eine Flasche Sojasauce. Die Tische stehen eng beieinander. Die meisten sind um das Drehband gruppiert - oft sind sie alle besetzt. Dann müssen die Gäste auf den äußeren Ring ausweichen, was zu Hektik führt, da diese dann zum Sushi-Auswählen durch das Lokal laufen müssen.

Den Kellnern im Fujikaiten gelingt es jedoch, mit ihrer zuvorkommenden und freundlichen Art, einiges von dieser Betriebsamkeit wettzumachen. Mit einem Lächeln notieren sie die Wünsche der Gäste. Bei unserem Besuch waren dies ein Glas Chardonnay (0,2l, 4,90 Euro), ein Krug Sake (0,05, 3,50 Euro), ein großes Mineralwasser (0,75l, 5,80 Euro) und das All You Can Eat (jeweils 19,80 Euro).

Für alle, die gerne Sushi essen, aber nicht ein Vermögen ausgeben wollen, ist das Fujikaiten also eine gute Anlaufstelle. Für ein schönes Abendessen oder gar ein Rendezvous dagegen ist es nicht zu empfehlen.

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