Fugazi:Wo die Pizza sich dreht

Fugazi: Früher war das Lokal am Baldeplatz bunt eingerichtet, im Fugazi dominieren jetzt gedeckte Farbtöne.

Früher war das Lokal am Baldeplatz bunt eingerichtet, im Fugazi dominieren jetzt gedeckte Farbtöne.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Das Zoozie'z war früher Treffpunkt für jegliche Jung- und Mittelalt-Gruppierung der Stadt. Nun ist daraus das Fugazi geworden: Die Betreiber setzen auf eine alte Sehnsucht der Münchner, die sie mit derzeitigen Gastro-Must-haves anreichern.

Von Philipp Crone

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Die Pizza im iglugroßen Ofen dreht sich. Dreht sich? Ja, denn dieser schwarze Brocken mit seinem lodernden Feuer links hinten im Eck des ehemaligen Zoozie'z steht für das, was sich gerade wieder am Eckhaus zur Wittelsbacherbrücke verändert hat - und er steht für die generelle permanente Wandlungswut der Branche. Das Zoozie'z, früher ein Treffpunkt für jegliche Jung- und Mittelalt-Gruppierung der Stadt, ist seit einigen Wochen nun das Fugazi, vom umgangssprachlich Italienischen, da bedeutet der Begriff Täuschung.

Im Gastro-Metier muss sich immer was drehen, muss sich regelmäßig etwas verändern. Das wünscht der Gast, heißt es. Also bekommt der Pizza-Ofen, früher Sinnbild der schwerfälligen Unbeweglichkeit, jetzt eine Drehplatte, damit die Pizzen gleichmäßig anbrutzeln. Gute Pizzen im Übrigen.

Neben dem Hang zur Erneuerung ist auch eines deutlich geworden in den vergangenen Jahren: die Alles-in-einem-Konzepte sind nicht mehr zeitgemäß. Deshalb ist das Lokal am Baldeplatz jetzt ein italienisches. Und das ist auch gut so.

Gemütliche Glimm-Glühbirnen fürs Ambiente

Zum einen dürfen nun auch entspanntere Musik-Tracks gespielt werden, im Zoozie'z-Einheitsbrei war das zuletzt oft recht anstrengendes Mainstream-Gedudel. Statt in buntem Ambiente sitzen die Gäste nun in braungetönter Einrichtung. Und wenn sich manche Mitarbeiter auf Italienisch ein paar Kommandos oder Sprüche zurufen, dann wird schnell klar, warum sich die Betreiber für diese Art des Lokals entschieden haben.

Italienische Plätze sind noch immer Sehnsuchtsorte der Münchner. Und angereichert ist das Fugazi (gesprochen Fugasi) mit den derzeitigen Must-Haves. Gemütliche Glimm-Glühbirnen für das Ambiente, individuelle Drinks wie den Ayinger Spritz (5,50 Euro) mit Pils, Campari und Lemonpeel. Helles (3,30). Schnitzel und Burger sind auch noch immer im Angebot, so viel Mainstream muss bei aller Veränderung wohl doch sein.

Bis jetzt geht das Konzept ganz gut auf: Jedenfalls sitzen in diesen Tagen die Flussflaneure bei ihren Drinks auf der Terrasse zum Baldeplatz. Dieses leicht Aufgeräumte, ob in der Einrichtung oder auf der Karte, es scheint bei den Gästen anzukommen. Und dass sich die Pizza - ganz unitalienisch - dreht, das könnte man aus der Ferne und wegen des lodernden Feuers auch als optische Täuschung wahrnehmen.

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