Fürstenried:"Weit mehr als ein Pflegedienst"

Fürstenried: Eine Mitarbeiterin des Evangelischen Sozialdienstes hilft einer älteren Patientin aus Fürstenried bei der Zusammenstellung ihres Medikamentenbedarfs.

Eine Mitarbeiterin des Evangelischen Sozialdienstes hilft einer älteren Patientin aus Fürstenried bei der Zusammenstellung ihres Medikamentenbedarfs.

(Foto: Sozialdienst)

Der Evangelische Sozialdienst hilft seit 50 Jahren Menschen in schwierigen Lebenslagen, ist täglich mit zehn Fahrzeugen im Viertel unterwegs und bietet nun auch eine Nachmittagsbetreuung für Schulkinder an

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Austritte lassen die christlichen Kirchengemeinden schrumpfen, doch viele ihrer sozialen Dienste expandieren unaufhörlich. Als gutes Beispiel dieser gegenläufigen Entwicklung kann der Evangelische Sozialdienst (ESD) im Diakonieverein der Fürstenrieder Andreaskirche gelten. Vor 50 Jahren mit einer Beratung für junge Mütter, der Betreuung älterer Menschen und organisierten Familienfreizeiten in bescheidenem Umfang an den Start gegangen, kümmert sich heute allein der ESD-Pflegedienst um rund 120 Patienten; 30 angestellte Pflegekräfte machen zusammen mehr als 3000 Hausbesuche monatlich. Dafür sind im Stadtteil täglich zehn Dienstfahrzeuge unterwegs.

"Der ESD ist jedoch weit mehr als ein Pflegedienst", betont sein Vorsitzender Sigi Reimann. Das Angebot des Familienzentrums für Mütter und Väter sei gleichfalls eine wichtige Stütze des Vereins. Dazu gehören Eltern-Kind-Gruppen und betreute Kleinkindgruppen ebenso wie ein offener Treff und eine Ferienbetreuung für Schulkinder.

Seit 1990 ist der Sozialdienst, der am 17. September sein Fünfzigstes feiert und dafür ein umfängliches Kinderprogramm plant, auch Träger des Alten- und Service-Zentrums (ASZ) Fürstenried. Ältere Menschen können sich hier beispielsweise darüber informieren, welche Unterstützung es gibt, um möglichst lang in der eigenen Wohnung leben zu können. Bei 35 Kursen, zahlreichen Gruppenangeboten, Mittagstisch, Caféteria und Veranstaltungen im ASZ Fürstenried bleiben die Senioren aktiv und knüpfen Kontakte.

Der jüngste Zweig der ESD-Arbeit blüht an der Grundschule Walliser Straße. Dort wendet sich eine "verlässliche Nachmittagsbetreuung" an deutsche und ausländische Eltern, die wünschen, dass ihre Söhne und Töchter Hilfe bei den Hausaufgaben und beim Erlernen der deutschen Sprache bekommen. Wer nur sein Kind gut betreut wissen will, während er arbeiten geht, ist hier ebenfalls an der richtigen Adresse.

"Ein mittelständisches Sozialunternehmen, das aus dem Münchner Südwesten nicht mehr wegzudenken ist" - so beschreibt Peter Wild, der langjährige ehemalige Vorsitzende des Evangelischen Sozialdienstes der Andreasgemeinde, den Status des ESD. Etwa 40 fest angestellte Beschäftigte und viele Ehrenamtliche kümmerten sich um Menschen, die des Beistands bedürfen sowie um deren Angehörige.

Zu denen, die einst den Grundstein legten, gehörte die Diakonisse Else Schmidbauer. Anfangs kümmerte sie sich als einzige feste Kraft des ESD um soziale Probleme aller Art. "Schwester Else", wie sie allgemein genannt wurde, sei mehr gewesen als eine klassische Gemeindeschwester, ruft Sigi Reimann in Erinnerung. Denn sie sei in dem schnell wachsenden Stadtrandgebiet mit allen Problemen einer Trabantenstadt konfrontiert gewesen.

Der ESD setzte sie deshalb bewusst auch als Sozialarbeiterin ein und richtete sein Beratungs- und Betreuungsangebot an alle Einwohner im Einzugsgebiet der Andreasgemeinde, unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religionsgemeinschaft. "Dass der Münchner Südwesten nicht als Problemviertel gilt, ist sicher ein bisschen auch das Verdienst des ESD", resümiert Reimann, der das Amt des Vereinsvorsitzenden Ende 2013 übernommen hat, dem Vorstand aber schon vorher angehörte.

Zu den Jubiläumswünschen des Vorsitzenden gehört ein stetig wachsendes ehrenamtliches Engagement - "davon kann man nie genug haben". Auch die finanzielle Unterstützung von Spendern und Sponsoren sei wie eh und je vonnöten. Arbeitskraft und Geld seien beim Sozialdienst gut angelegt, versichert Reimann, beides trage dazu bei, "dass der soziale Kitt in den einstigen Neubauvierteln Fürstenried und Neuforstenried hält".

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