Fürstenried:Grün und sozial

Bayerische Versorgungskammer verteidigt Nachverdichtung

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Die Bayerische Versorgungskammer verteidigt ihre Pläne zur Nachverdichtung in Fürstenried West. In dem Vorhaben sieht sie "eine seltene Möglichkeit, in München dringend benötigten Wohnraum im unteren bis mittleren Preissegment zu schaffen". In einer Pressemitteilung betont die Dachorganisation von zwölf rechtlich selbständigen berufsständischen und kommunalen Altersversorgungseinrichtungen, "intensive Voruntersuchungen und Abstimmungen mit der Stadt München" hätten ergeben, dass die Siedlungsstruktur in Fürstenried West "eine zusätzliche Bebauung mit mehreren hundert Wohnungen ermöglicht". Aktuell verwalte die Bayerische Versorgungskammer allein in München 6500 Wohnungen, bundesweit seien es etwa 10 000. Dabei betrage der Mietdurchschnitt in München etwa zehn Euro pro Quadratmeter.

Als "nachhaltiger und langfristiger Investor" wolle sich die Versorgungskammer auch in Zukunft "abseits hoher Mieten" engagieren, versichert Pressesprecherin Maike Kolbeck. In den Wohnanlagen in Fürstenried würden 30 Prozent des neu geschaffenen Wohnraums voraussichtlich sozial gebunden sein, sowohl im Modell der einkommensorientierten Förderung als auch im München-Modell. Den Aufstellungsbeschluss des Stadtrats zur Änderung des bestehenden Bebauungsplans erwartet die Bayerische Versorgungskammer "frühestens im April". Mieter, Anwohner und Nachbarn sowie interessierte Bürger würden noch "detailliert zu dem geplanten Vorhaben informiert" und die Gelegenheit erhalten, Anregungen dazu zu äußern. Basis für die Bauleitplanung soll dann ein städtebauliches und landschaftsplanerisches Gesamtkonzept sein, das in einem Wettbewerb entwickelt werde. Nach derzeitigem Planungsstand sei mit einem Baubeginn "frühestens ab 2019" zu rechnen. Ziel sei, die gesamte Siedlung im Zuge der Nachverdichtung aufzuwerten, "vor allem hinsichtlich der Außen- und Grünanlagen, aber auch der Infrastruktur".

Die Bürgerinitiative "Pro Fürstenried" hat unterdessen ihre Zweifel an den Plänen der Bayerischen Versorgungskammer bekräftigt. "Wie Zubauen mit der Verbesserung der Grünausstattung in Einklang zu bringen ist, das soll uns die Stadt mal erklären", sagt Christoph Söllner, Sprecher der Bürgerinitiative. Insbesondere vermisst er eine Klarstellung, dass "das Gebiet nördlich der Forst-Kasten-Allee tabu ist", weil es sich bei dem Areal laut Flächennutzungsplan um einen regionalen Grünzug handle. "Wenn das bebaut wird, dürften die Umweltverbände Sturm laufen", prophezeit Söllner.

Die Stadtratsfraktion der Allianz für Fortschritt und Aufbruch (Alfa) hat beantragt, in Sachen Nachverdichtung Fürstenried West einen runden Tisch einzurichten, an dem sich Anwohner, Vertreter der Wohnungswirtschaft, Stadtteilpolitiker und Stadträte austauschen. Zugleich erklären die Alfa-Stadträte, sie hielten Nachverdichtung in München für "unabdingbar". Dennoch müsse die Stadtverwaltung die Sorgen der Betroffenen ernst nehmen. "Eine zeitnahe Einbindung der Bürger ist dringend notwendig", heißt es in dem Alfa-Antrag.

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