Fürstenried:Graffiti und Groove

Fürstenried: So sehen Sieger aus: 2010 gewann die Band "Moskitow" den Nachwuchs-Contest im Spectaculum Mundi.

So sehen Sieger aus: 2010 gewann die Band "Moskitow" den Nachwuchs-Contest im Spectaculum Mundi.

(Foto: Stephan Rumpf)

Street-Art in Obersendling, ein Wettbewerb für Newcomer-Bands in Fürstenried: Lokalpolitiker wollen den Münchner Süden zu einer Bühne für Jugendkultur machen

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Stell dir vor, die Kultur kommt in den Stadtteil, und kaum jemand geht hin. Dieser erschreckende Gedanke hätte jedem kommen können, der kürzlich mit 30 anderen Zuhörern die lichte Kulisse für ein Konzert der famosen Jazz-Sängerin Norisha Campbell im Bürgersaal bildete.

Musik für Erwachsene jenseits der Klassik ist kein Hit zwischen Thalkirchen und Forstenried. Rock und Pop jedoch haben hier Tradition. Legendär ist das in Fürstenried ausgetragene "Bandfestival im Münchner Süden" mit bis zu 1000 Besuchern. Lange mitorganisiert vom Bezirksausschuss-Mitglied Jürgen Gerhards (SPD), sind aus diesem Nachwuchswettbewerb schon Münchner Publikumslieblinge wie Fortnight Circus hervorgegangen.

An solche Erfolge wollen die Lokalpolitiker anknüpfen. Der Stadtbezirk soll zur Bühne der Jugendkultur werden, die Gitarrenriffs und Trommelwirbel aus den Übungsräumen am Ratzingerplatz und des Freizeitheims "Treibhaus" nicht ungehört verhallen. In einem ersten Schritt will man den Band-Contest "Soundcheck" in die eigenen Gefilde holen. Der hat seine Startrampe zwar in Giesing, soll nach dem Willen des Kulturreferats aber auf Wanderschaft durch andere Stadtteile gehen.

Demnächst macht der Wettbewerb Station in Aubing, doch dann soll er möglichst schnell in Richtung Süden abbiegen und seine Botschaft unters Jungvolk bringen, von Rock bis Hip-Hop, von Funk und Reggae bis Blues und Soul. Zu gewinnen gibt es unter anderem einen Auftritt beim Festival "Munich Rocks".

Der Initiativantrag zur Vitalisierung der Jugendkultur im Stadtbezirk stammt von der FDP. Deren Bezirksausschuss-Vertreter Richard Ladewig warb leidenschaftlich dafür, hier mal wieder musikalische Akzente für die Jugend zu setzen. Der Vorstoß der Liberalen fand Gehör, einhellig votierte das Stadtbezirksgremium dafür, sich beim Kulturreferat als "Soundcheck"-Schauplatz zu bewerben. Einzig unklar blieb vorerst, wo der Band-Contest über die Bühne gehen könnte. Die vorläufigen Vorschläge reichten von der Zeppelinhalle in Obersendling bis zum Spectaculum Mundi in Fürstenried. Auch vom Bürgersaal war die Rede; der wäre dann endlich mal wieder voll.

Ein Forum bieten wollen die Lokalpolitiker nicht nur Nachwuchsmusikern, sondern auch jungen Graffitikünstlern. Insofern rannte das Team von "Buntlack" offene Türen ein, als es sich darum bewarb, eine Wand unweit der Hauptschützengesellschaft an der Zielstattstraße zu besprühen. Allerdings zögerte der Bezirksausschuss, dafür einen Zuschuss von 10 000 Euro zu gewähren. Vor allem auch deshalb, weil die Spraykunst nicht lang zu sehen sein könnte, falls das Gelände davor überbaut wird. Grundsätzlich seien Graffitikünstler jedoch herzlich willkommen. Standorte, an denen "Buntlack" und andere Vertreter des Genres sich kreativ austoben können, gibt es genug. Namentlich das ehemalige Trambahn-Wartehäuschen am Ratzingerplatz wird in Betracht gezogen. "Dort könnte man zwei Spielarten der Jugendkultur wunderbar verbinden", meinte die Vorsitzende des BA-Unterausschusses Kultur, Andrea Barth (SPD). Das Konzept, das ihr vorschwebt: "Stellwände besprühen, und dazu spielt eine Band."

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