Fürstenried:Entschieden auf der Bremse

Protest gegen Autobahn-Südring in Oberhaching, 2010

Im Protest vereint: Vielerorts hat die Abwehr des Südrings Tradition.

(Foto: Claus Schunk)

Planungsreferat und Bezirksausschuss blocken neuerliche Vorstöße zugunsten des Autobahn-Südrings ab. Sie erinnern an den ablehnenden Beschluss des Stadtrates und die distanzierte Haltung der Staatsregierung

Von Jürgen wolfram, Fürstenried

Das Thema wirkt wie purer Zündstoff. Es reicht eine Wortmeldung auf einer Bürgerversammlung oder die Empfehlung eines Bezirksausschusses aus dem Münchner Norden, und der Konflikt um den Autobahn-Südring kocht explosionsartig wieder hoch. Daran haben weder ein ablehnendes Machtwort von Ministerpräsident Horst Seehofer, noch Kostenbedenken oder eine für das Projekt ungünstige Expertise etwas geändert. Zu oft schon haben die Leute in den südwestlichen Stadtteilen und in den Isartal-Gemeinden erlebt, dass die Pläne für einen A-99-Ringschluss aus unteren Schubladen plötzlich wieder den Weg Richtung Bundesverkehrswegeplan nehmen.

Das Echo der Empörung kam wiederholt bei Demonstrationen auf der Grünwalder Brücke oder im Forstenrieder Park zum Ausdruck. Daran gemessen hat der Bezirksausschuss (BA) 19 Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln die Causa Südring diesmal beinahe geräuschlos behandelt. Und eine extrem kurze Diskussion wie gehabt mit einer negativen Stellungnahme abgeschlossen.

Das alte Reizthema war diesmal in Form von Anträgen und Anfragen auf die Agenda zurückgekehrt, die Besucher verschiedener Bürgerversammlungen gestellt hatten. In solchen Fällen müssen die Stadt und ihre Gremien reagieren, ob sie dazu neigen oder nicht. Als Argumente für den hoch umstrittenen Autobahn-Südring nannten die Wortführer Umweg- und Stauvermeidung sowie die damit verbundene CO₂-Einsparung, die Lockerung der Verkehrsdichte, die Vermeidung von Lärm und Feinstaub, Zeitersparnis und Treibstoff-Reduzierung. Bei einem guten Dutzend Bürgerinitiativen und forstlichen Schutzgemeinschaften, beim Bund Naturschutz und in den Rathäusern zwischen München und Wolfratshausen kennen sie diese Schlagworte längst - und reagieren reflexartig mit dem Hinweis auf die drohende Zerstörung wertvoller Naherholungsgebiete selbst im Falle einer Tunnellösung. Der Verein der Freunde des Forstenrieder Parks durfte sich für diese Attitüde jetzt sogar des ausdrücklichen öffentlichen Danks der SPD-Fraktion im Bezirksausschuss 19 erfreuen. Ansonsten machte der BA diesmal beim Thema Südring nicht lang herum und schloss sich vollinhaltlich einer Stellungnahme des Referats für Stadtplanung und Bauordnung an.

Darin heißt es knapp: "Es gibt keinen neuen Sachstand hinsichtlich des Baus des A-99-Südrings und daher wird die ablehnende Haltung der Landeshauptstadt München beibehalten." Das Planungsreferat erinnert an eine staatliche Machbarkeitsstudie von 2010, aus der klar hervorgehe, dass durch einen Autobahn-Südring lediglich mit einer geringen Entlastung für das Münchner Hauptverkehrsnetz zu rechnen wäre. Zuletzt beschloss der Münchner Stadtrat am 28. Juli 2010, auf den A-99- Ringschluss zu verzichten - sehr zur Freude der Nachbarkommunen Pullach, Baierbrunn, Grünwald, Straßlach-Dingharting, Oberhaching und anderer.

Das Planungsreferat spricht nach wie vor von "sehr hohen Risiken und Hemmnissen des Projektes aus raum- und stadtplanerischer, naturschutzfachlicher und finanztechnischer Sicht". Von der Bayerischen Staatsregierung wurde der Antrag auf Aufnahme des Straßenbauvorhabens in den Bundesverkehrswegeplan bekanntlich auf Eis gelegt. Einzelne Südring-Wünsche, wie sie zuletzt auf der Bürgerversammlung in Fürstenried und in den Bezirksausschüssen Milbertshofen-Am Hart sowie Pasing-Obermenzing vorgetragen worden waren, sind vor diesem Hintergrund chancenlos. Es hat sich nur noch nicht überall herumgesprochen. Oder aber die Antragsteller halten es mit den Gemeinden im Norden von München, die der Hoffnung anhängen, irgendwann werde der stete Tropfen der Verkehrsbeschwerden den Stein schon höhlen.

Erich Rühmer, ehemaliger Bürgermeister von Schäftlarn und Vorsitzender des Isartalvereins, stuft eine andere Bedrohung als noch stärker ein. Wenn das ungebremste Wachstum der Stadt München anhalte, so seine These, werde es bei der Straßenplanung irgendwann kein Halten mehr geben. Weil sonst alles steht statt rollt. Wenn sich die Mitglieder des Isartalvereins am 26. November zu ihrer Jahreshauptversammlung im Künstlerhaus am Lenbachplatz treffen, dürften sie den Gedanken einmal mehr vertiefen.

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