Zweckvereinbarung:Dienstleister statt Versorger

Lesezeit: 2 min

Der Amperverband darf sich um das Allinger Wasser kümmern, die Anlagen aber bleiben im Eigentum der Gemeinde

Von Erich C. Setzwein, Alling

Der heftige Streit um die Allinger Trinkwasserversorgung ist spätestens seit Mittwochabend zu Ende. Die Verbandsversammlung der im Amperverband vertretenen Gemeinden stimmte einer Zweckvereinbarung ihres Verbandes mit der Gemeinde Alling zu. Damit übernimmt der Amperverband die kaufmännisch-verwaltungstechnischen sowie die technischen Aufgaben der Trinkwasserversorgung, Eigentümer von Brunnen und Rohrnetz bleibt die Gemeinde.

Wäre es nach Bürgermeister Frederik Röder (CSU) und Unterstützern gegangen, hätte der Amperverband sich auch um die Rolle des Versorgers kümmern können. Doch der Druck von mehr als 700 Allingern, die für ein von Hans Friedl (Freie Wähler) initiiertes Begehren unterschrieben hatten, führte zu einer neuen Konstellation. Röder führte als Vorsitzender des Amperverbandes die Verhandlungen nicht selbst, sondern sein Stellvertreter, Gilchings Bürgermeister Manfred Walter (SPD) übernahm dies. Walter war es auch, der der Verbandsversammlung am Dienstagabend im Gilchinger Rathaus erläuterte, dass die zur Abstimmung stehende Zweckvereinbarung nicht nur Befugnisse und Pflichten für den Amperverband enthält, sondern der Gemeinde auch die Konsequenzen aufzeige, falls sie ihren Verpflichtungen nicht nachkomme. Zum Beispiel, das Rohrleitungsnetz zu sanieren.

Etwa 25 000 Meter lang sind die Rohrleitungen, die im Gemeindegebiet verlegt sind. 18 000 Meter davon seien sanierungsbedürftig, sagte Friedrich Popp, beim Amperverband für die Wasserversorgung verantwortlich. Das in die Jahre gekommene Netz müsse an vielen Stellen repariert werden. Das von der Gemeinde beauftragte Ingenieurbüro habe nicht nur die 18 Kilometer alter Leitungen , sondern auch die Kosten ermittelt und einen Zeitrahmen vorgegeben, in dem die Arbeiten ausgeführt werden sollten. Auch diese Aufgabe hätte der Amperverband übernommen, wenn ihm die Verantwortung darüber übertragen worden wäre.

Der Geschäftsführer des Amperverbandes, Thomas Mösl, sprach von "einem gewissen Nachholbedarf", sei es doch "vermehrt zu Wasserrohrbrüchen gekommen". Die Sanierung nannte er eine "Mammutaufgabe". Nach Angaben von Friedrich Popp werde es sechs bis acht Jahre dauern und geschätzte 8,3 Millionen Euro kosten, um das Netz zu modernisieren. Der Brunnen und der Hochbehälter seien, wie Manfred Walter ausführte, in einem "guten Zustand" und bedürften momentan keiner großen Aufmerksamkeit. Auch erinnerte Walter daran, dass das Rohrleitungsnetz "an vielen Stellen schon saniert" sei.

Der Amperverband ist deshalb nur für den Unterhalt und die Wartung der Leitungen zuständig. Dennoch werde man darauf achten, dass die Sanierung vorangehe, sagte Mösl. Er verwies auf die Vereinbarung, die klar regle, dass der Amperverband allen geplanten Einzelmaßnahmen zustimmen müsse. Sollte die Gemeinde das Sanierungskonzept aber aus irgendwelchen Gründen nicht beibehalten, würden die Leistungen des Amperverbandes teurer, außerdem stehe dem Verband ein außerordentliches Kündigungsrecht zu. "Wir behalten die Handlungsfreiheit und die Handlungsmacht, wir werden nicht der verlängerte Arm der Gemeinde Alling sein", sagte Mösl den in Gilching versammelten Verbandsräten.

Frederik Röder kommentierte den Abschluss der Zweckvereinbarung, der durch das einstimmige Votum der Verbandsversammlung erfolgte, mit den Worten: "Alling und der Amperverband haben ihre Rechte gewahrt." Letztlich bedarf es nur noch der Unterschriften sowie der Genehmigung des Landratsamtes, damit die Vereinbarung Wirkung erlangt. Der Amperverband hat laut seinem Geschäftsführer aus den Verhandlungen neue Erkenntnisse gewonnen. Unter anderem die, wie Thomas Mösl, sagte, dass aus einer reinen Betriebsführerschaft für Verwaltung und Technik und ohne Bau und Sanierung der Leitungen "ein neues Geschäftsmodell werden könnte.

© SZ vom 31.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: