Zusammenleben:Mit Hindernissen

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Stadtplaner sehen in der Planie wegen der vielen jungen Familien ein großes Potenzial. Alteingesessene und Zuwanderer müssen aber noch zusammenfinden

Seit fünf Jahren darf sich Puchheim mit dem Titel Stadt schmücken. In mancherlei Hinsicht ist der Ort städtischer als die Nachbarn. So leben in Puchheim neben Einwanderern aus allen Teilen Deutschlands Menschen aus hundert Nationen zusammen, vor allem in der Planie. Die ersten ausländischen Migranten waren Türken und Griechen, Jugoslawen, Österreicher und Italiener. Ihnen folgten 2011 einige hundert anerkannte Flüchtlinge aus dem Irak, dazu Menschen aus Rumänien und anschließend eine Gruppe von 80 Familien mit georgischen und russischen Wurzeln, die offiziell als Griechen registriert sind. In den vergangenen Jahren kamen Flüchtlinge dazu, vor allem aus Afghanistan und Syrien. In der Planie leben etwa 3000 Menschen, von denen knapp die Hälfte Ausländer sind. Das Durchschnittsalter liegt bei 37 Jahren, deutlich jünger als in anderen Vierteln, wo man auf 45 Jahre kommt. Stadtplaner sehen darin ein großes Potenzial. Vor dem starken Zuzug in jüngster Zeit war bereits vor einer Überalterung Puchheims gewarnt worden.

Mit dem Mehrgenerationenhaus Zap, dem Quartierbüro, sowie einem Jugendzentrum sind drei Treffpunkte vorhanden, die allerlei Aktivitäten initiieren und koordinieren. Im Zap und im Quartierbüro ist ein großer Kreis ehrenamtlicher Helfer aktiv. Das Projekt "Soziale Stadt" hat das Ziel, mit Mitteln der Städtebauförderung sowohl die alten Häuser zu sanieren, als auch das Zusammenleben der Menschen zu verbessert. Nach dem Kauf von etwa 400 Wohnungen durch die Firma DWRE Alpha GmbH, einer Tochterfirma der Deutsche Wohnen AG aus Frankfurt, hoffen, die Bewohner, dass sich die Lage bessert, dass die Gebäude saniert werden, in denen es schimmelt und alte Heizungen und Aufzüge nicht richtig funktionieren. Jedenfalls hat sich das Unternehmen dazu in einem Vertrag mit der Stadt verpflichtet.

Ein alltägliches Problem in der Planie ist der Müll. Besonders die Alteingesessenen klagen, dass die Migranten die Mülltrennung nicht beherrschen. Viele wüssten es nicht besser, aber manche würden den Dreck einfach in den Gängen und Aufzügen abladen. Einige Familien würden ihre kleinen Kinder mit dem Abfall nach draußen schicken, die aber könnten die schweren Behälter nicht öffnen und würden die Tüten einfach abstellen. Das schaut nicht nur schlecht aus, sondern stinkt und lockt Mäuse, Ratten und Raben an. In den Tiefgaragen werde Sperrmüll abgestellt, der containerweise abtransportiert werden muss.

Die Mitarbeiter des Quartierbüros bemühen sich um Aufklärung. Es gibt regelmäßig Informationsveranstaltungen in den Räumen in der Adenauerstraße 18, man ist mit den Hausverwaltungen im Gespräch. Inzwischen hat sich eine Gruppe von Bewohnern gebildet, die "von der Beschwerde zur Aktion" übergegangen sind, wie Sozialarbeiter Martin Kulzinger vom Quartiermanagement erklärt.

Die Gruppe ist in den Häusern unterwegs, zusammen mit den Lotsen, die dolmetschen, klingelt an den Türen, gibt Tipps und verteilt Biomüll-Tüten. Kulzinger ist zuversichtlich, dass das Problem damit zumindest gemildert werden kann, weil es oft einfach an Informationen mangelt. Die Nachfrage nach Biomülltüten ist jedenfalls gestiegen.

© SZ vom 14.09.2016 / bip - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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