Zecken:Lebensbedrohlicher Biss

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Obwohl der Landkreis noch nicht zum Risikogebiet für Zecken erklärt worden ist, rät das Gesundheitsamt zur Vorsicht. Die Tiere können gefährliche Krankheiten wie Frühsommer-Meningo-Enzephalitis und Borreliose übertragen

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

Die Sonne scheint, die Temperaturen steigen, in den Menschen erwachen die Lebensgeister. Aber nicht nur Menschen werden bei schönem Wetter aktiver, auch die Zecken erwachen aus ihrem passiven Zustand. Bisher gilt im Landkreis das Risiko einer bissbedingten Erkrankung als gering. Damit bildet Fürstenfeldbruck jedoch eine Ausnahme in Südbayern.

Nämlich gerade für eine Ansteckung an der Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME), bei der es zu einer Entzündung des Gehirns und der Hirnlappen kommt, besteht im Freistaat ein erhöhtes Risiko. Nahe alle Landkreise gelten als Endemiegebiet, also als ein Gebiet, in dem die Mehrheit der Zecken das Virus in sich tragen. In Endemiegebieten wird eine Impfempfehlung ausgesprochen und zur erhöhten Aufmerksamkeit gemahnt. Seit Kurzem zählt auch der Landkreis Dachau dazu. Außer Fürstenfeldbruck sind in Bayern nur München, Landsberg am Lech, Starnberg, Weilheim-Schongau und Garmisch-Patenkirchen nicht betroffen.

Das könnte sich allerdings schnell ändern, denn um als Endemiegebiet zu zählen, muss laut dem Robert-Koch-Institut nurmehr als ein Fall von FSME innerhalb der vergangenen fünf Jahre je 100 000 Einwohner auftreten. In Fürstenfeldbruck wurde in den vergangenen drei Jahren kein Krankheitsfall registriert. Sollte das jedoch der Fall sein, sollte der Betroffene sofort den Arzt aufsuchen, rät Summer. FSME äußert sich zunächst durch Fieber, Kopfschmerzen und Nackensteifheit, in manchen Fällen auch durch Sensibilitätsstörung und Lähmung. Das sei nicht zu unterschätzen, so Dr. Rudolf Summer, Leiter des Gesundheitsamtes. "Selbst kann man da nichts tun. Bei FSME muss man ins Krankenhaus, im Zweifelsfall auf die Intensivstation." Etwas weniger akut ist die Erkrankung an Borreliose, die ebenfalls durch Zecken übertragen wird. Dabei weist die Haut in der Nähe des Bisses eine Rötung auf und es kommt zu Kopf- und Muskelschmerzen, sowie zu Lähmungserscheinungen. Da es sich im Gegensatz zu FSME um keine Viruserkrankung, sondern eine bakterielle Infektion handelt, kann die Krankheit jedoch durch die Einnahme von Antibiotika relativ leicht behandelt werden. Die Infektion tritt im Gegensatz zu FSME etwas häufiger auf, im vergangenen Jahr seien etwa 17 Erkrankungen bekannt geworden, so Summer.

Fälle von Borreliose führen jedoch nicht zum Ausrufen eines Endemiegebietes, sondern nur die Fälle von FSME. Der Sommer ist dafür die prädestinierte Zeit, da die Menschen öfter ins Grüne gehen - und die Zecken aktiver werden. "Wenn es wärmer wird, bewegen sie sich, wenn sie sich bewegen, haben sie Hunger, wenn sie Hunger haben, beißen und saugen sie", erklärt Summer. Am besten sei es ohnehin, eine Infektion von vornherein zu vermeiden. "Gegen FSME kann man sich impfen", so Summer. Das werde auch jedem geraten, der in einem Endemiegebiet lebt. Ansonsten empfiehlt er, beim Ausflug ins Grüne aufzupassen, vor allem bei langen Gräsern und im Buschwerk. "Zecken bevorzugen weiche Stellen mit dünner Haut." Plätze hinter dem Ohr, im Genitalbereich oder zwischen den Fingern bieten sich dafür besonders an. Lange und helle Kleidung sei ebenfalls eine gute Vorsichtsmaßnahme, da die Zecken es so schwerer haben einen geeigneten Fleck zu finden und die Tiere leichter zu entdecken sind. Außerdem sollte man sich nach einem Tag im Grünen gründlich absuchen. Findet man tatsächlich eine Zecke am Körper, ist sie schnellstmöglich mit einer Pinzette in einer Drehbewegung zu entfernen. "Dabei ist es wichtig, das Tier nicht zu quetschen", warnt Summer. "Sonst könnte es sein, dass die Erreger in den Körper hineingedrückt werden."

Allerdings trägt nicht jede Zecke Viren oder Bakterien in sich. Wenn das der Fall ist, kommt es nicht zwangsläufig zur Übertragung. Es sei viel Zufall dabei, meint Summer. Menschen seien zudem ein Fehlwirt, den die Tiere ungern befallen. Sie beißen auch nicht jeden. "Zecken haben einen Duftsensor und bestimmte Leute riechen für sie besser als andere." Welcher Geruch das ist, wurde noch nicht herausgefunden.

© SZ vom 05.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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