Zachäusgemeinde Gröbenzell:Ein neuer Pfarrer zwischen den Fronten

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Am Sonntag wird Stefan Pickart in sein Amt eingeführt - der Pfarrer will die umstrittenen Umbaupläne für die Zachäuskirche umsetzen, den Kritikern aber Brücken bauen.

Erich C. Setzwein

Stefan Pickart haut gerne mal drauf. Privat und als Percussionist freilich, da mag er es schon mal etwas lauter. In seinem neuen Wirkungsfeld, der evangelischen Zachäusgemeinde Gröbenzell, wird er sein musikalisches Talent schon nach seinem Einführungsgottesdienst am Sonntag beweisen, wenn er mit seiner Band auftritt. Als neuer Pfarramtsführer, wie seine Funktion offiziell heißt, wird Pickart leisere Töne anschlagen und Fingerspitzengefühl haben müssen. Denn Pickart kommt in einer für die Zachäusgemeinde schwierigen Zeit.

Haut gerne mal druaf - kann aber auch die leiseren Töne: Der neue Pfarrer der Gröbenzeller Zachäusgemeinde, Stefan Pickart. (Foto: Günther Reger)

Anlass des immer noch schwelenden Streits zwischen Mitgliedern der Kirchengemeinde ist der vom Kirchenvorstand beschlossene Umbau der Zachäuskirche. Es geht um eine Stufe am Altar und eine, von vielen als störend empfundene Sakristei im Kirchenraum. Beides soll entfernt und zu einem großzügigeren Altarraum umgebaut werden. Dass dabei die Meinung von Erneuerern und Traditionalisten aufeinanderprallten, die Spannungen zunahmen und durch persönliche Anfeindungen Gräben aufgerissen wurden, davon hat auch Pfarrer Stefan Pickart etwas mitbekommen.

Er war nicht eingebunden in die Entscheidungen, aber er wird sie mittragen, wie er sagt, weil sie in einem demokratisch gewählten Gremium getroffen wurden. Der Pfarrer, erst am 17. September von Odelzhausen nach Gröbenzell gezogen, spricht von einer "heiklen Geschichte". Er will Moderator sein. "Ich will die Türen nicht von Anfang an zuschlagen." Dennoch müsse auch den Kritikern des Umbaus klar sein, dass er als Vorsitzender des Kirchenvorstands nur eine Stimme hat, sich an bereits getroffene Entscheidungen halten und ausführen muss.

Pickart ist 46 und gehört damit einer Generation in der Zachäuskirche an, die etwas bewegen möchte. "Ich will Neuerungen", sagt der ledige Pfarrer. Weil er sehr gerne Gottesdienste feiere, wolle er auch mal die lithurgische Gestaltung verändern. Alles zu seiner Zeit: Er werde nicht sofort damit beginnen, es soll sich dynamisch entwickeln, und er werde auch mit den Gemeindegliedern darüber vorher sprechen. Mit moderner Lithurgie, mit themen- und zielgruppenorientierten Gottesdiensten möchte Pickart die Menschen ansprechen. "Die Zachäusgemeinde ist eine sehr bunte Gemeinde von unterschiedlichen Gruppen mit unterschiedlichen Frömmigkeitsrichtungen." Darauf möchte er reagieren.

Pickart freut sich auch auf das "Tagesgeschäft" eines Pfarrers - Taufe, Trauung, Beerdigung. "Die Casualien, so heißt das, liegen mir sehr am Herzen, weil ich mit Menschen zu tun habe, die nicht jeden Sonntag in der Kirche sitzen. Am Sonntag, 3. Oktober, wird Pickart von Dekan Andreas Weigel und im Beisein seiner Gröbenzeller Kollegin Ghita Lenz-Lemberg in sein Amt eingeführt. Der Gottesdienst beginnt um 15 Uhr, um 16.30 Uhr schließt sich ein Empfang im Gemeindehaus an. Zum Schluss wird Pickart mit seiner Band aus der Zeit in seiner vorherigen Gemeinde auftreten. Der Bandname "Ilha da Paz" ist brasilianisch, jeder kann ihn für sich interpretieren. Aber dass aus der Zachäusgemeinde schon an diesem Tag eine "Insel des Friedens" wird, daran vermag auch der neue Pfarrer nicht zu glauben. "Ich möchte möglichst bald eine friedliche Kommunikation, aber es geht nicht von heute auf morgen."

© SZ vom 01.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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