Wohngebiet am Ortsrand:Grafrather lehnen Klosterwirt-Pläne ab

Lesezeit: 2 min

Beim Bürgerentscheid holen die Gegner der von der Real Treuhand vorgesehenen Bebauung fast zwei Drittel der Stimmen. Der Investor will sich nun zurückziehen

Manfred Amann

Grafrath: Auszaehlung Buergerentscheid KLOSTERWIRT FFB/ Fuerstenfeldbruck 01.12.2013 Grafrath: Auszaehlung Buergerentscheid KLOSTERWIRT © Johannes Simon (Foto: Johannes Simon)

Die umstrittene Planung der Real Treuhand Immobilien Bayern GmbH für das Klosterwirt-Areal in Grafrath ist endgültig vom Tisch. Fast zwei Drittel der Wahlberechtigten sprachen sich am Sonntag beim Bürgerentscheid gegen den Entwurf aus, den Erhalt der Klosterwirtschaft samt denkmalgeschütztem Stadel mit einem großen Baugebiet abzusichern.

Von 2771 Wahlberechtigten nahmen 1447 Bürger ihr Mitspracherecht war. Davon stimmten 941 Bürger für den Bürgerentscheid und damit gegen die aktuelle Planung. Das Ratsbegehren befürworteten 506 Bürger. "Die hohe Wahlbeteiligung und das eindeutige Ergebnis zeigen, dass dieses riesige Baugebiet nicht gewünscht wird", wertete SPD-Gemeinderat Klaus Dieter Nerlich nach der Auszählung der Briefwahlscheine, bei denen sich der Trend mit 148 gegen 120 Stimmen bereits abzeichnete. Wichtig sei, dass ein deutliches Votum herausgekommen sei. Mit einem fast gleichen Ja-Nein-Verhältnis wie beim ersten Bürgerentscheid 2008 wäre der Streit wohl ewig weitergegangen, so müssten nun auch die Befürworter der Planung anerkennen, dass der Bürgerwille ein anderer ist.

Die Initiatoren des Bürgerbegehrens zeigten sich überrascht über den großen Erfolg. "Wir hatten für das Bürgerbegehren schon etwa 800 Unterschriften, daher waren wir von einem Erfolg ausgegangen. Wir hatten aber nicht auf so einen großen Zuspruch zu hoffen gewagt", sagte Helga Mayr. "Das ist sensationell und zeigt, dass sich die Grafrather trotz allem arroganten Auftreten der Befürworter nicht über den Tisch ziehen lassen." Man solle halt keine Politik gegen die Bürger machen, so Mayr.

Wie es nun weitergeht mit dem Klosterwirt und wie man den Verfall des Stadels aufhalten könne, das ist laut Bürgermeister Hartwig Hagenguth (Bürger für Grafrath) jetzt in erster Linie Angelegenheit der Erbengemeinschaft. Gerald Kurz, CSU-Sprecher und Verfechter der Planung der Real Treuhand, war die Enttäuschung anzumerken. Man müsse den Bürgerwillen akzeptieren, sagte er, die Chance mit der Real Treuhand als Investor den Klosterwirt zu erhalten und das Gelände am Ortsrand städtebaulich zu entwickeln, sei aber für alle Zeit vertan. "Die Real Treuhand wird jetzt aussteigen, das ist sicher", sagte Kurz. In einer E-Mail schrieb Real-Treuhand-Pressesprecher Aaron Gottardi kurz nach Bekanntwerden des Ergebnisses: "Das Ergebnis zeigt, dass ein weiteres Engagement unsererseits im Ort nicht gewünscht ist. Das akzeptieren wir selbstverständlich und werden die notwendigen Konsequenzen daraus ziehen."

Kurz bezweifelt auch, dass sich "nach diesem Drama" wieder ein Bauträger findet: "Jegliches Interesse ist doch verprellt." Klaus Dieter Nerlich sieht das anders. Es habe schon vorher mehrere Interessenten gegeben, die den Dauerstreit mitverfolgt und dabei auch erkannt hätten, worum es den Grafrathern eigentlich gehe. Das Beste wäre jetzt, einen Ideenwettbewerb auszuschreiben, mit klaren Vorgaben durch den Gemeinderat. Bürgermeister Hagenguth möchte, dass sich der Gemeinderat möglichst rasch auf eine gemeinsame Linie verständigt, damit der Klosterwirt und die Nebengebäude nicht weiter verfallen. Für Josef Heldeisen, der in Kürze von der SPD zum Bürgermeisterkandidaten nominiert werden soll, ist das Ergebnis ein "XXL-Erfolg", mit dem klar zum Ausdruck gebracht werde, dass auf dem Areal vorsichtig unter Einbindung der Bürger geplant werden müsse. CSU-Gemeinderat Benedikt Fischer sieht die Verantwortung nun bei den Gegnern der Planung. "Diejenigen, die dagegen gestimmt haben müssen nun sagen, wie es weiter gehen soll."

© SZ vom 02.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: