Windkraft - ja, aber:Viel Wirbel in Türkenfeld

Die Freien Wähler haben zwei Standorte für Windräder ausgemacht. Nun rufen sie auf ihrer Homepage zum präventiven Protest auf.

Peter Bierl

Die Freien Wähler (FW) in Türkenfeld rufen die Bürger zum präventiven Protest gegen ein Windrad auf. Nach Angaben von FW-Pressesprecher Bernhard Wenzel planen die Stadtwerke Fürstenfeldbruck und der Verein Ziel21 eine Anlage in der Nähe des Ortes. Diese dementieren das aber. "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Überlegungen zu einem Standort in Türkenfeld", sagte Franz Hochstatter, Technischer Bereichsleiter der Stadtwerke, der SZ. Hans Aigner, Zweiter Vorsitzender von Ziel 21, sprach von "Humbug".

Türkenfeld

Ums Dorfbild von Türkenfeld fürchten die Freien Wähler, sollte ein Windrad in der Nähe aufgestellt werden.

(Foto: FFB)

Auslöser für die Aktivitäten der Freien Wähler war eine Erklärung Aigners in der SZ, wonach Standorte für Windkraftanlagen im Norden und Westen des Landkreises lägen. Die Stadtwerke untersuchen seit längerem mögliche Plätze, vermeiden jedoch nähere Angaben, weil sie Bürgerproteste fürchten. Die FW haben nun aus dem bayerischen Windatlas, den das Wirtschaftsministerium herausgegeben hat, sowie Äußerungen Aigners destilliert, dass der Gollenberg zwischen Türkenfeld und Zankenhausen oder der Steingassenberg in Frage kämen.

Sie warnen nun vor Landschaftszerstörung und Lärm. Durch Windräder würde Türkenfeld unattraktiv und die Immobilienpreise fallen - "oder möchten Sie gerne unter den Kolossen leben?", fragen die FW auf ihrer Internetseite. Dort haben sie eine Zeichnung platziert, die ein knapp 200 Meter hohes Windrad auf dem Steingassenberg zeigt, neben dem sich der Kirchturm mit 35 Meter bescheiden ausnimmt. Nach Angaben Wenzels wiegt eine der neuen großen Anlagen rund 7000 Tonnen. Unter dem Motto "Wehret den Anfängen" rufen die FW dazu auf, schon jetzt, "im Vorfeld" einer Standortentscheidung, aktiv zu werden.

Bei Hans Aigner stößt das auf Unverständnis. "Hier wird eine Mücke aufgeblasen", sagte er. Sollten auf den von den FW genannten Plätzen Windräder entstehen, "wäre ich der erste, der dagegen ist". Der Gollenberg sei landschaftlich zu schön und nur 200 Meter von den nächsten Häusern entfernt, der Mindestabstand liege aber bei bis zu 1000 Metern. Obendrein wären die Windverhältnisse ungünstig, sagte Aigner, der selbst in Türkenfeld wohnt.

Beim Steingassenberg handele es sich um einen kilometerlangen Höhenzug. "Das Areal wäre im Prinzip geeignet, aber nicht vorne an der Hangkante, sondern weiter hinten, wo von Türkenfeld, Moorenweis und Geltendorf aus fast nichts zu sehen ist." Aigner verwies auch darauf, dass die Stadtwerke Fürstenfeldbruck gar keinen weiteren Strom im Landkreis-Westen aufnehmen könnten, weil die Kapazität durch Photovoltaik-Anlagen ausgelastet sei.

Die Stadtwerke dementierten, einen Standort in Türkenfeld "im Blickfeld" zu haben. Hochstatter wiederholte, dass das kommunale Unternehmen seit einiger Zeit mögliche Plätze untersuche. Dazu gehörten neben technischen und wirtschaftlichen Aspekten auch ökologische Fragen sowie der Landschaftsschutz.

Laut Wenzel sind die FW "nicht prinzipiell" gegen Windkraft, sie lehnen aber die genannten Standorte ab. Er favorisiere außerdem das Energiesparen als "beste Energiequelle" sowie die Geothermie, meinte er. Der Kreisvorsitzende der FW, Michael Leonbacher, sagte der SZ, Windkraft sei "eine Alternative, die wir nicht ausschließen dürfen, wenn wir weg wollen von Kohle und Atom". Für das Nein seiner Türkenfelder Kollegen äußerte Leonbacher Verständnis: "Es geht explizit um einen Standort, und die Ablehnung ist fachlich fundiert."

Im Landkreis werde es "nicht einfach", solche Anlagen zu bauen, sagte Leonbacher, der davon ausgeht, dass die Zahl der Standorte in der Region mangels Wind beschränkt ist. Der stellvertretende FW-Kreisvorsitzende und Bürgermeister von Mammendorf, Johann Thurner, lässt derzeit zwei Windkraft-Standorte im Norden und Süden seiner Gemeinde untersuchen.

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