Wettbewerb:Vom Pflanzen bis zum Fällen

Schöngeising: FORSTLICHER WETTBEWERB am Jexhof

Ein Bäumchen pflanzen muss ein Prüfling beim forstlichen Wettbewerb auf dem Jexhof.

(Foto: Johannes Simon)

Auf dem Jexhof werden 45 angehende Landwirte darin getestet, was sie für die Bewirtschaftung eines Waldes wissen müssen

Von Erich C. Setzwein, Schöngeising

Ein kräftiger Stiefeltritt auf den Hohlspaten, ein, zwei Mal in den Boden rütteln und heraus kommt ein Klumpen Erde mit Grasnarbe. Genau in dieses Loch wird eine winzige Buche gesetzt, die Erde angedrückt, und anderthalb Meter weiter passiert genau das gleiche noch einmal. Zehn Buchen sind in einer Reihe von insgesamt 15 Metern zu setzen an diesem Vormittag, an dem auf dem Gelände des Jexhofes bei Schöngeising der forstliche Wettbewerb für angehende Landwirte stattfindet.

Auf der Wiese wenige Meter vom Bauernhofmuseum entfernt werden alle zwei Jahre Bäume gepflanzt. Aber kein einziger hat je die Chance, dort auch stehen zu bleiben. Nach der Einzelwertung des Pflanzens werden die Bäumchen wieder aus dem Boden gezogen und von einem anderen Prüfling in einer anderen Reihe, die einen halben Meter entfernt ist, wieder eingesetzt. Drei Stationen gibt es für die angehenden Landwirte beim forstlichen Wettbewerb, das Pflanzen ist nach dem theoretischen Wissenstest in der Museumsstube immer noch die ruhigere Station. Laut wird es dagegen auf dem Parkplatz, wo die Landwirte zeigen müssen, wie sie mit der Motorsäge umgehen. "Wir wollen die Sensibilität für die Sicherheit vermitteln", sagt Günter Biermayer, der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Fürstenfeldbruck.

Seine Behörde richtet den forstlichen Wettbewerb für Auszubildende der Landwirtschaft alle zwei Jahre aus, traditionell auf dem Jexhof. Biermayer selbst ist an diesem Tag Prüfer und protokolliert die Ergebnisse beim Sägen. Die insgesamt 45 jungen Landwirte sollen zeigen, wie sie einen Baum fällen, indem sie in einen gekürzten Übungsstamm so sägen, dass er fallen könnte. Für jede Abweichung werden Punkte abgezogen, die Besten kommen den 100 Maximalpunkten recht nah. Eben hat Forstwirtschaftsmeister Thomas Hobmeier dem 18-jährigen Alois Kalteis bestätigt, dass es keine Abweichung bei der Fällrichtung gegeben hätte. Kalteis ist stolz darauf, aber es ist auch seine Lieblingsdisziplin bei diesem Wettbewerb. Im August wird Kalteis, der aus Tuntenhausen im Landkreis Rosenheim stammt und dort einmal den elterlichen Hof übernehmen will, seine Ausbildung auf einem Bauernhof in Puchschlagen (Kreis Dachau) als Geselle beenden. Was dann kommt, weiß der junge Mann mit der bewiesenen Treffsicherheit noch nicht, vielleicht werde er die höhere Landbauschule besuchen.

Während er erzählt, röhren die Motorsägen auf dem Jexhof-Parkplatz weiter. Für das Fällen haben die Wettbewerbsteilnehmer vier Minuten Zeit, für den Kombinationsschnitte und den Präzisionsschnitt jeweils 30 Sekunden. Beim Schneiden einer Scheibe vom Fichtenstamm zeigt sich, wer Gefühl für die Maschine mitbringt. Schließlich kann in der Praxis ein Fehler fatale Folgen haben. Deshalb achten Günter Biermayer und die Prüfer aus den Forstämtern und Waldbesitzervereinigungen so auf die Sicherheit. Ein Landwirt hat zwar die erforderliche Schutzhose an, die vor schlimmeren Verletzungen durch die Sägekette schützen soll, aber nicht die entsprechenden Schuhe. Kurzerhand muss er sich ein Paar leihen, um jetzt sägen zu dürfen. Genauso wichtig ist es Biermayer zu betonen, dass jeder bei der Waldarbeit Schutzhelm und Gehörschutz tragen müsse. Er selbst hat die wie Kopfhörer aussehenden Gehörschutzkapseln auf den Ohren, denn als Prüfer kommt er den lärmenden Motorsägen sehr nah.

Wie gesägt wird, dieses Wissen brauchen die Landwirte entweder bei der Waldpflege oder wenn ein Bestand geerntet wird. Dann geht der Zyklus aber von vorne los mit dem Pflanzen. Dass dabei früher noch mehr als heute Fehler gemacht wurden, darauf weist Förster Gero Brehm hin. Einfach mal mit der Hacke eine Lücke ausheben, den Setzling festtreten und weiter im Akkord den nächsten in die Erde bringen, sei nicht mehr üblich. "Gesetzt wird eine Buche oder Fichte wie ein Apfelbaum", sagt Brehm. Also mit Umsicht und Sorgfalt, so dass keine Wurzeln mehr aus dem Pflanzloch schauen und die Wurzeln nicht umgeknickt in der Erde stecken. "Beim Pflanzen leistet man Vorarbeit für die nächsten 100 Jahre", sagt Brehm und gibt damit die Zeitspanne für die Wuchszeit wie auch die Verantwortung desjenigen an, der den Wald neu setzt.

Was in der Zwischenzeit passiert, das müssen die Landwirte ebenfalls noch wissen. Wie zum Beispiel die Baumschädlinge Buchdrucker und Kupferstecher aussehen und wo sie zu finden sind, die beide den Namen Borkenkäfer tragen. Auch bei dieser Station sind Punkte zu holen, und so wie es um das Wissen des Abschlussjahrgangs bestellt ist, waren sicher wieder gute Ergebnisse zu erwarten.

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