Werke der Belle Époque:Leidenschaftlich verbunden

Lesezeit: 2 min

Heimspiel im Döpfner-Saal: Julia Rebekka Adler und Christian Brembeck beim Silvesterkonzert in Eichenau. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Julia Rebekka Adler und Christian Brembeck in Eichenau

Von Klaus Mohr, Eichenau

In den letzten Jahren stand beim Silvesterkonzert im Kardinal-Döpfner-Saal des Pfarrzentrums häufig ein zierlicher Hammerflügel auf der Bühne. Die gespielten Duowerke für ein Melodieinstrument und Klavier korrespondierten mit dem silbrigen Klang dieses Instruments und stammten aus der Klassik. In diesem Jahr war es anders: Der große schwarze Konzertflügel stand auf dem Boden, und die Literatur atmete den Geist der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frankreich. Damit war im Programm "Meisterwerke der Belle Époque" ein Klangcharakter vorgezeichnet, der statt erdenthoben schwebend eher als erdverbunden leidenschaftlich zu beschreiben ist. Hinzu kam, dass mit Christian Brembeck am Klavier die Bratschistin Julia Rebekka Adler musizierte, deren Instrument sich durch einen hohen Grad an beseelter Sonorität auszeichnete.

Zu Beginn erklang die Grande Sonate für Viola und Klavier in B-Dur op. 36 aus der Feder des belgisch-französischen Komponisten Henri Vieuxtemps, entstanden im Jahr 1860. Der Kopfsatz Maestoso begann dunkel-timbriert, wobei das Klavier mit großem Ambitus Klangräume auslotete. Mit der klanglichen Aufhellung und der Übernahme der Führungsrolle durch die Viola gewann die Musik an Eleganz, dem vielleicht hervorstechendsten Merkmal dieser Sonate überhaupt. Was zunächst auf die melodische Linie zutraf, erweiterte sich später auch in den Bereich der harmonischen Fortschreitungen hinein. In einer Episode tauschten die beiden Partner motivische Figuren mit kurzen Notenwerten aus, was einen spukhaft-unwirklichen Eindruck hinterließ. Insgesamt jedoch dominierte die von der melodischen Linie in enger Abstimmung beider Instrumente her entwickelte Faktur, aus der sich auch dynamische Öffnungen bis hin zu Höhepunkten ergaben.

Die folgende Barcarolla erfüllte alle einschlägigen, oft sehnsüchtigen Klangvorstellungen: Die Viola glitt voll Grazie und Noblesse über das Wasser, welches das Klavier unter ihr bereitete. Lange Töne der Viola mit viel Spann- und Ausdruckskraft segelten wie ein glänzender Schwan über das in Arpeggien perlende Wasser des Klaviers, das mal mehr und mal weniger bewegt war. Im Finale scherzando begann der Pianist zunächst alleine eine Erzählung, in die die Viola auf gleicher Ebene direkt einstieg. Der narrative Gestus blieb auch später im mitunter virtuos-zupackenden Zugriff erhalten. Dessen chromatische Effekte verdichteten sich immer wieder in emporsteigenden Drehfiguren.

César Francks Sonate in A-Dur op. 100, entstanden im Jahr 1886, wurde für Violine und Klavier komponiert. Mit Billigung des Komponisten wurde das Werk für Violoncello bearbeitet, hier erklang sie in einer Version für Viola und Klavier.

Im Allegretto war jeder Akkord im Klavier mit Bedacht gesetzt, die Melodielinie entwickelte sich in der Viola. Der körperreich-sonore Ton der Bratsche erwies sich hier als sehr gut passend und konnte im Verlauf wunderbar aufblühen. Steigerungen in der Dynamik wurden immer zugleich als Zunahme in der Intensität des Klangs umgesetzt. Im Allegro entwickelte die Viola in ihren Kantilenen ein schönes Farbenspiel, während der gewichtige Klavierpart oft zu dick und dadurch laut geriet. Fließend war der Klangeindruck im Recitativo, in dem die Viola vom Klavier gestützt wurde. Wie eine Art Befreiung wirkte das Final-Allegretto, dessen lichter und heiterer Grundton das Liedhafte, mitunter sogar mit hymnischer Größe, in den Mittelpunkt stellte.

Am Ende gab es großen Beifall für die beiden Künstler, die ihrem "Heimspiel" sehr entgegengefiebert hatten, sowie zwei Zugaben, die erste davon effektvoll-virtuos von Niccolò Paganini.

© SZ vom 03.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: