Wenn der Frühling zur Plage wird:Nasen laufen, Augen tränen

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Fast ein Fünftel der Bevölkerung leidet unter Heuschnupfen, Tendenz steigend. Fachleute raten, die Überreaktion des Immunsystems zu behandeln. Sonst kann sich allergisches Asthma entwickeln.

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Die Augen tränen, die Nase läuft - und alles ohne Erkältung: Während sich der Großteil der Bevölkerung darüber freut, dass der Winter endlich vorbei ist und die Natur wieder zu neuem Leben erwacht, ist das Frühjahr für viele Pollenallergiker eine Qual. Je nach individueller Ausprägung und abhängig von der jeweiligen Witterung können die Beschwerden so stark werden, dass Betroffene es in akuten Phasen vermeiden, die Wohnung zu verlassen. In diesem Jahr ist der Pollenflug bislang noch sehr gering. Dennoch: Experten legen Heuschnupfengeplagten ans Herz, ihre Überreaktion des Immunsystems mit einer Hyposensibilisierung behandeln zu lassen. Denn Allergien verschlimmern sich häufig, wenn man nur ihre Symptome behandelt. Aus einem Heuschnupfen beispielsweise entwickelt sich oft allergisches Asthma.

"Allergien nehmen zu", sagt der Leiter des Gesundheitsamtes in Fürstenfeldbruck, Rudolf Summer. Er schätzt, dass etwa ein Fünftel aller Kinder unter Heuschnupfen leidet, bei den Erwachsenen etwas weniger. Das Deutsche Grüne Kreuz (DGK) verweist in dem Zusammenhang auf Untersuchungen aus den Neunzigerjahren: In knapp zehn Jahren stieg der Anteil der Heuschnupfen-Geplagten von zehn auf 17 Prozent. "Diese häufig verharmloste Erkrankung kann bei 30 Prozent der Betroffenen in einem Bronchialasthma enden", schreibt das DGK auf seiner Internetseite. Wie Summer erläutert, "ist das der klassische, gefürchtete Etagenwechsel". Der Begriff kann sogar bildlich verstanden werden: Heuschnupfen betrifft die oberen Atemwege, Asthma hingegen die tieferen Atemwege, die sogenannten Bronchiolen. Die Johanniter-Unfall-Hilfe Puchheim warnt deshalb in einer Pressemitteilung davor, den Heuschnupfen auf die leichte Schulter zu nehmen. Zumindest sollten die Beschwerden mit Antihistaminika behandelt werden. Sobald neben den klassischen Symptomen Kreislaufbeschwerden oder Quaddelbildungen am ganzen Körper auftauchen, sollte umgehend der Rettungsdienst gerufen werden, empfehlen die Johanniter.

Doch soweit muss es freilich nicht kommen. Im Internet stellen verschiedene Seiten den Pollenflug dar, zum Beispiel unter www.dwd.de/pollenflug. Dort können sich Allergiker informieren, bevor sie etwa einen Ausflug planen. Demnach gibt es derzeit noch keine Belastung mit Hasel- und Erlenpollen, Esche und Birke werden gering bis mittel dargestellt. Die geringe Belastung Anfang April erstaunt auch den Leiter des Gesundheitsamtes. Vermutlich hängt sie damit zusammen, dass die Natur heuer noch nicht so weit ist.

Allergikern, die nur auf wenige Stoffe überreagieren, empfiehlt Summer wegen des möglichen Etagenwechsels eine Hyposensibilisierung. Dabei wird der die Allergie auslösende Stoff in geringen Dosen, die allmählich gesteigert werden, dem Betroffenen über einen längeren Zeitraum regelmäßig gespritzt. In der Regel dauert das drei Jahre. "Das ist sehr zeitaufwendig", deshalb würden sich viele Allergiker nicht dazu entschließen, erklärt Summer. Immerhin: Dem Mediziner zufolge ist bei 70 bis 80 Prozent der Behandelten nach dieser Prozedur eine deutliche Besserung der Symptome oder sogar ihr Verschwinden für immer oder zumindest einen längeren Zeitraum zu verzeichnen.

Doch auch wer eine Hyposensibilisierung scheut (die es inzwischen auch mit oraler Einnahme gibt) kann mit entsprechenden Arzneien, dem Pollenflugkalender und weiteren Maßnahmen einiges tun, um die anfallartigen Beschwerden zu reduzieren. So empfehlen die Johanniter, den Aufenthalt im Freien möglichst einzuschränken, wenn die Pollenbelastung sehr stark ist. In den eigenen vier Wänden sollte vorwiegend nachts oder nach Regen gelüftet werden. Regelmäßiges, häufiges Putzen der Böden ist ebenso zu empfehlen wie das Duschen samt Haare waschen vor dem Schlafen. Beim Autofahren raten die Johanniter zu geschlossenen Fenstern und einem Pollenfilter. Der kann auch nachträglich eingebaut werden.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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