Weihnachten:Nichts schenken, was bellt oder miaut

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Wer möchte bei diesem Anblick nicht einen Hund? Trotzdem sollte man sich den Kauf gut überlegen. (Foto: Carmaen Voxbrunner)

Unter vielen Christbäumen sind an Heiligabend Tiere zu finden. Davon wird abgeraten. Denn die Freude währt oft nur kurz, weil der Mensch sehr schnell das Interesse verlieren kann

Von Felix Sommerfeld, Fürstenfeldbruck

Jedes Jahr ist der Wunsch nach einem Haustier auf zahlreichen Wunschzetteln zu lesen. Die meisten Kinder lieben Tiere und genau deswegen wünschen sich viele einen haarigen Freund zu Weihnachten - die Bandbreite reicht von Meerschweinchen über Kaninchen bis hin zu Hunden und Katzen. Viele Eltern wollen den Sprösslingen ihren Wunsch nicht abschlagen und so landen jedes Jahr unzählige Tiere als Weihnachtsgeschenk unter dem Christbaum. In vielen Fällen ohne vorher zu reflektieren, welche Verantwortung eine solche Anschaffung mit sich bringt.

"Viele Menschen denken nicht daran, für welch langen Zeitraum man sich verpflichtet, für das Tier zu sorgen, und wie intensiv man sich kümmern muss", erklärt Inge Maier vom Tierschutzverein Fürstenfeldbruck. "Auch die finanzielle Belastung wird oft vergessen. Die Ausgaben für Futter, Versicherung und Steuer sind nicht zu unterschätzen." Der Tierschutzverein vermittelt daher von Anfang Dezember bis nach Weihnachten keine Tiere und trägt somit Sorge dafür, dass sie nicht unüberlegt unter dem Weihnachtsbaum landen.

Eine ähnliche Philosophie verfolgt auch der Verein Tierfreunde Brucker Land aus Maisach - in der Weihnachtszeit werden keine Tiere vermittelt, außer in Ausnahmesituationen, wenn die Mitarbeiter des Tierschutzvereins die Interessenten bereits gut kennen. Wenn gute Erfahrungen mit ihnen gemacht wurden und schon länger Interesse an einem bestimmten Tier besteht, gilt die Regel nicht per se. Kleintiere, also Kaninchen, Hamster oder Meerschweinchen, werden in der Adventszeit grundsätzlich nicht vermittelt. "Oft wird vergessen, dass auch die Kleinsten viel Pflege benötigen oder für Kinder ungeeignet sind", weiß Tierfreunde-Chefin Heidi Minderlein. "Insbesondere Hamster, denn die nachtaktiven Tiere schlafen tagsüber fast immer."

Ihrer Erfahrung nach sind sich viele Menschen nicht bewusst, dass die Entscheidung, sich ein Haustier anzuschaffen, über Jahre hinweg bindend und sehr zeit- und arbeitsaufwendig ist. Anders als Pullover kann man Tiere nicht einfach umtauschen, wenn kein Interesse mehr besteht. Minderlein: "Eine Familie muss also gemeinsam den Entschluss treffen, ob ein Tier angeschafft wird. Denn in der Regel verlieren Kinder schnell das Interesse und dann sind die Eltern gefragt." Eltern können nicht davon ausgehen, dass das Kind sich um das Tier sorgt und weiterhin das Interesse behält, egal welche Versprechungen vorab gemacht werden - sie müssen das Tier also selbst wollen.

Die Fragen, die beantwortet werden sollten, bevor ein Tier ins Haus kommt, sind vielfältig und zahlreich: Hat jemand eine Tierhaarallergie? Will ich mich jeden Tag mehrere Stunden um das Tier kümmern? Habe ich dafür genügend Zeit? Erlaubt der Vermieter Tierhaltung? Will ich das Tier über einen Zeitraum von mehreren Jahren pflegen? Was mache ich, wenn ich in Urlaub fahren will? Was passiert, wenn ein Tierarztbesuch ansteht?

Kann ich mir das leisten? Sich einen Tier als Familienmitglied in die Wohnung zu holen, ist eine langfristige Entscheidung und fordert Verantwortungsbewusstsein. Bevor der Entschluss, sich ein Haustier zuzulegen, getroffen werden kann, muss sich die ganze Familie im Klaren sein, welche Pflichten und Kosten damit verbunden sind. Die Entscheidung für die Anschaffung eines Haustiers sollte von allen Familienmitgliedern getragen werden.

Ein Tier als Geschenk stellt jedoch für viele Eltern eine schnelle und einfache Lösung dar - eine, die garantiert gut ankommt bei den Kindern. Aus Mangel an Ideen oder zu wenig Überlegungen vorab, wählen viele Eltern den einfachen Weg und kaufen kurzerhand ein Haustier. "Sogar an Heiligabend war vor ein paar Jahren jemand da und wollte noch schnell eine Katze holen", berichtet Maier.

Wenn die Katze aber anfängt, das Sofa zu zerkratzen, das Kaninchen zu stinken beginnt, weil der Stall nicht gereinigt wird, oder der süße Hundewelpe überall in der Wohnung Pfützen hinterlässt, sinkt die Begeisterung schnell. Und dann wird in vielen Fällen eine ebenso leichte Lösung gesucht, wie bei der Anschaffung: Die Tiere kommen ins Tierheim oder werden ausgesetzt. "Besonders ab den Oster- und Pfingstferien macht sich das bemerkbar", berichtet Maier. Wenn es um die Urlaubsplanung geht und die Kosten zu spüren sind, wird der vierbeinige Begleiter für Viele zur Last, die sie loswerden wollen.

Um das zu verhindern, ist es an den Eltern, von solchen Geschenken die Finger zu lassen. Viel ratsamer ist es, bei ernsthaftem Interesse der ganzen Familie, Informationsbücher über das jeweilige Tier zu verschenken, um ausloten zu können, wie sehr sich das Kind mit der Thematik befasst. Außerdem sollten die Kinder sich an ein Tier gewöhnen können, beispielsweise indem man des Öfteren einen Hund aus dem Tierheim spazieren führt.

© SZ vom 23.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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