Wassersport :Meisterin der Kurzbahn

Cornelia Rips

Aufgetaucht: Cornelia Rips von der SSG Neptun Germering hat ihr Leben auf den Schwimmsport ausgerichtet.

(Foto: Günther Reger)

Schwimmerin Cornelia Rips übt im Leistungszentrum in Halle

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Das dreiwöchige Höhentrainingslager der Schwimmerinnen vom Stützpunkt nach Halle an der Saale war Anfang Mai schon fast vorbei, als es passierte. Beim Ausschwimmen zog sich Cornelia Rips einen Abriss der Wachstumsfuge in der Hüfte zu. Die Folgen waren zunächst fatal. "Ich konnte weder gehen noch liegen, auch Schlafen ging nicht", erzählt Rips, die für die SSG Neptun Germering schwimmt. 2015 kam sie ins Leistungszentrum nach Halle und besucht seitdem das dortige Sportgymnasium. Im vergangenen November bei den Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Berlin hatte Rips für Furore gesorgt. Sie schwamm sich bei den Frauen in zwei A-Finals - der besten acht Schwimmerinnen in Deutschland. Das sorgte für Aufsehen, weil sie erst 15 Jahre alt war.

Es gibt auch Idealmaße bei Schwimmerinnen. Cornelia Rips erfüllt das körperliche Ideal allemal, sie ist 1,84 Meter groß. "Wenn man größer ist, ist die Wasserlage besser", klärt sie auf. "Die kleineren Schwimmerinnen müssen mehr Muskelkraft einsetzen." Die Germeringerin ist nicht nur groß, sondern auch schnell. Cornelia Rips steigerte sich über 100 Meter Freistil auf 55,45 Sekunden und belegte Platz fünf im Frauenfinale. Auch über 50 Meter Frust stand sie im Endlauf. Über 200 Meter Freistil unterbot sie mit 1:59,68 Minuten erstmals die magische Zweiminutengrenze. Zuvor standen ihre Kurzbahnzeiten bei 56,70 und 2:03,02. Nebenbei gewann sie noch den deutschen Juniorentitel über 100 Meter Lagen in 1:02,63 Minuten. Diese enormen Verbesserungen haben mit ihrem Wechsel von Germering zum Schwimm-Stützpunkt Halle zu tun.

"Die Trennung von den Eltern war anfangs schwer", erzählt die Schwimmerin und ihre Mutter Yvonne nickt. Doch alle Beteiligten merkten sehr schnell, dass die Entscheidung richtig gewesen war. Hatte Cornelia Rips Germering noch mit einer Bestzeit von 2:08 Minuten über 200 Meter Freistil verlassen, konnte sie sich in Halle nach neun Monaten schon auf 2:03 Minuten steigern. Bei Neptun Germering, wo sie 16 Vereinsrekorde hält, kam sie aufgrund der begrenzten Hallenzeiten auf vier Trainingseinheiten im Wasser pro Woche; in Halle sind es 23 Stunden Training. "Schule, Training, Abendessen und um 21.30 Uhr ist Nachtruhe", zählt sie auf. Bei so einem dichten täglichen anstrengenden Zeitplan bleibe kaum Zeit mit ihrem Zuhause zu telefonieren.

Das Nachwuchszentrum war zu DDR-Zeiten eine Kinder- und Jugendsportschule. Rips wohnt in einem Doppelzimmer mit einer Handballerin zusammen. "Das geht ganz prima", sagt sie. Der Sport hat in Halle eindeutig Vorrang. So gibt es für die jungen Sportler nur wenige Hausaufgaben zu bewältigen und "die Tests werden angekündigt", so Rips. Die Oberstufe und das Abitur kann sie auf drei Jahre strecken. Dafür beginnt die Schule bereits um sieben Uhr morgens. Vormittags steht Schule, nachmittags Training auf dem Plan, in der Regel von Montag bis Freitag. Nur der Mittwochnachmittag ist frei. Dafür wird am Samstagmorgen drei Stunden trainiert. Einen Vorteil hat die Germeringerin: die Schule fällt ihr leicht. Es gibt natürlich auch Wochen, in denen das Training schlaucht. Dann ist es wichtig, dass die Mutter alle vier Wochen mal zu Besuch kommt. Doch motivieren muss Yvonne Rips ihre Tochter nicht extra. "Ich lebe für diesen Sport", sagt das Schwimmtalent selbstbewusst. "Ich will besser werden und mehr schaffen."

Ihre Kurzbahnbestzeiten im 25-Meter-Becken will Cornelia Rips möglichst bald auf der 50-Meter-Bahn bestätigen. Die Form war vor der Verletzung schon gut gewesen. Von Tokio 2020 spricht Cornelia Rips noch nicht. Doch bei den kommenden Olympischen Spielen ist sie mit 19 Jahren schon im besten Schwimmerinnenalter. Doch in diesem Jahr steht erst die Junioren-WM in Indianapolis/USA auf dem Programm. Dort will sie in ihren Paradedisziplinen über 100 und 200 Meter Freistil antreten. Auch die 200 Meter Lagen sind noch eine Option "Erst muss ich mich dafür qualifizieren", sagt die Germeringerin vorsichtig. Die dafür maßgebenden deutschen Jahrgangsmeisterschaften sind Ende Mai in Berlin. Etwas besser bewegen kann sich die 15-jährige Schwimmerin nach mehreren Physiotherapieeinheiten wieder. Doch noch ist nicht alles gut. "Am besten geht es noch im Wasser", sagt die Germeringerin, "da schwimme ich aber nur Arme." Das heißt, zur Vorsicht auch auf den kurzen Kraulstrecken ohne Beinschlag.

Talentiade 2017. Die Süddeutsche Zeitung zeichnet zum neunten Mal die Leistung junger Sporttalente (bis 17 Jahre) und die Nachwuchsarbeit ihrer Vereine aus: mit neun Förderpreisen zu je 1500 Euro. Vorschläge noch bis 26. Mai an talentiade@sueddeutsche.de oder lkr-fuerstenfeldbruck@sueddeutsche.de

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