Was Germering bewegt:Die Last mit dem Auto

Die Besucher der SZ-Aktion beklagen sich vor allem über die Folgen des zunehmenden Verkehrs. Im Café Schmitt werden sie auch ihre Sorgen über mangelnde Sauberkeit in der Stadt los

Von Andreas Ostermeier und Karl-Wilhelm Götte

Fünf Stunden haben Mitglieder Fürstenfeldbrucker Redaktion der SZ am Montag den Lesern zugehört. Und die nutzten die Gelegenheit, ihre Fragen und Anregungen zu Germeringer Belangen los zu werden. Vor allem Verkehrsthemen wurden angesprochen, so zu schnelles Fahren in Tempo-30-Zonen, zugeparkte Gehsteige oder nächtlicher Lastwagenlärm. Vielen dieser Anregungen wollen wir in der nächsten Zeit nachgehen, suchen Antworten auf die gestellten Fragen und Erklärungen für Sachverhalte, die die Leser umtreiben.

Am Forst

Ferdinand Nerbl spricht nicht nur für sich, wenn er erzählt, wie sich die Anwohner der Straße Am Forst fühlen. Durch die Straße am Südende von Germering führt der Weg vieler Autofahrer und Lastwagen, die von der Autobahn A 96 in Richtung Gauting oder Krailling - bevorzugt zum Gewerbegebiet Kim - unterwegs sind. Wenn in dem Gewerbegebiet gebaut wird, dann merken die Anwohner dies laut Nerbl, weil vermehrt Betonmischer und andere Baumaschinen durch ihre Straße donnern. Um seine Worte zu unterstreichen, brachte Nerbl auch Fotos mit. Für die Straße Am Forst gelte weder Tempo 30, noch ein Nachtfahrverbot für Lastwagen, kritisierte er. Um von dem steigenden Verkehr nicht mehr gestört zu werden, wünscht sich der Anwohner eine Umfahrung südlich der Autobahntrasse.

Tempo 30

Dass die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Stundenkilometer in ihrer Straße nicht eingehalten werde, das findet Renate Gaßner schlecht. Die Frau wohnt in der Angerhofstraße. Oft werde dort zu schnell gefahren, sagte sie, obwohl in der Straße viele Familien wohnen. Mache sie Autofahrer auf die Geschwindigkeitsbeschränkung aufmerksam, reagierten diese abfällig, auf die Bremse trete deshalb niemand. Gaßner regte an, die Angerhofstraße zu einer Spielstraße umzugestalten.

Ohne Gehwege

Paul Umgelter missfällt, dass in einem Teil der Friedenstraße Gehsteige fehlen. Vor vier bis fünf Anwesen müssten Fußgänger auf der Fahrbahn gehen, erzählte er. Vor einiger Zeit ist nach seinen Worten eines dieser Grundstücke neu bebaut worden. Er habe damit gerechnet, dass dort nun ein Gehweg errichtet werde. Doch das ist nicht passiert. Wie schon zuvor, sei der Zaun wieder direkt an die Straße gestellt worden, sagte Umgelter. Er will nun wissen, weshalb die Stadt nicht durchgesetzt hat, dass der Zaun zurückgesetzt und ein Gehweg angelegt worden ist. Auch mit der Situation am Kleinen Stachus ist er, der seit mehr als 40 Jahren in Germering wohnt, nicht zufrieden. Die Neubauten sind seines Erachtens zu nahe an die Straße gesetzt worden. So lasse sich die große Kreuzung südlich der Bahnunterführung nicht verschönern, befürchtet Umgelter.

Disteln und Dornen

Andere Sorgen hat Susanne Wolff. Ihr liegt die Sauberkeit ihrer Wohnumgebung am Herzen. Deshalb stört sie sich am Anblick eines Trafohäuschens an der Ecke Blumen-/Waldstraße. Dort wuchere das Unkraut, erzählte sie, Disteln und Dornen seien bereits mannshoch gewachsen. Nun würde sie sich gerne an die für das Häuschen zuständige Firma wenden. Ein weiteres Anliegen sind die Einsätze der Straßenreinigung. Die ist nach Ansicht von Wolff zu selten unterwegs. Vor allem im Herbst, wenn das Laub fällt, wisse sie oft nicht, wohin mit den vielen Blättern. Schließlich sei sie als Anwohnerin doch mit dem Sauberhalten des Gehweges beauftragt, sagte Susanne Wolff.

Hundebesitzer

Das Thema Sauberkeit beschäftigt auch Gerhard Buchheim-Oberhauser. Er kümmert sich um die Wohnanlage am Carl-Orff-Weg. Zu dieser Anlage gehört auch ein etwa 50 Meter langer Grünstreifen entlang der Hörwegstraße. Der werde von vielen Hundebesitzern zum Gassigehen genutzt. Die Hinterlassenschaften der Tiere aber ließen die meisten einfach liegen, sagte Buchheim-Oberhauser. Er hat nun Probleme, jemanden zu finden, der bereit ist, den Grünstreifen zu mähen. Einzäunen könne er ihn auch nicht, erzählte der Germeringer, weil der Grünstreifen als Anfahrtsweg der Feuerwehr gelte. "Ich habe schon ein Schild aufgestellt, aber das nützt nichts", sagte Buchheim-Oberhauser.

Rücksicht auf Radler

Anita Rieke bewegt sich in Germering zu Fuß oder mit dem Fahrrad. "Da lebe ich sehr gefährlich", sagte die Rentnerin. "Die Autos kommen doch in Germering in jede Ritze." Erst heute habe ihr auf dem Fahrrad wieder ein Auto die Vorfahrt genommen. Germering sei so auseinander gezogen, da könne sie nicht alles zu Fuß erledigen. "Ich brauche das Fahrrad", bekräftigte Rieke, die seit 40 Jahren in Germering wohnt. Sie plädierte deshalb für ein Tempolimit auf den Neben- und Einkaufsstraßen, wie der Unteren Bahnhofstraße oder der Otto-Wagner-Straße. Maximal sollten die Autos 30 Stundenkilometer fahren dürfen. Auch Tempo 40, das da und dort vorgeschrieben sei, ist ihrer Auffassung nach noch zu viel. Der Stadt habe sie in dieser Angelegenheit auch schon einen Brief geschrieben und den stark zugenommenen Autoverkehr beklagt. Man habe ihr in der Antwort Verständnis signalisiert, aber konnte ihr keine Abhilfe zusichern. Rieke hatte auch vorgeschlagen, die Untere Bahnhofstraße ab dem Kreisel an der Post bis zum Kleinen Stachus zur Fußgängerzone zu machen. "Bei den verkaufsoffenen Sonntagen klappt das schon gut", so die SZ-Leserin. Der Oberbürgermeister habe ihr jedoch keine Hoffnung gemacht, was eine Fußgängerzone angeht, erzählte sie.

Unsichtbare Nummern

Andreas Ketterl ist im Nebenberuf Taxifahrer in Germering. Er fährt in der Regel nachts. Da hat er häufig große Mühe, im Dunkeln die Hausnummern zu finden. "Manche Schilder fehlen, sind zugewachsen, verbaut oder nicht lesbar", weiß er aus vielen Erfahrungen. Für ihn als Taxifahrer sei das zeitaufwendig, aber "schlimm ist das für den Rettungsdienst", sagte Ketterl, der dann zu lange suchen müsse. Der Taxifahrer erinnert sich gerne an die vorbildlich beleuchteten Hausnummern, die er bei einem Besuch in Berlin gesehen hat. "Die kann man wunderbar erkennen", sagte er und forderte eine Vorschrift für lesbare Hausnummern. Sollte es eine solche bereits geben, dann müsse sie auch angewendet und kontrolliert werden, sagte Ketterl.

Ohne zu blinken

Auch Café-Besitzerin Brigitte Schmitt hatte ein Anliegen. Sie beklagte, dass die Busfahrer vor dem S-Bahnhof Germering häufig aus dem Parkplatz herausfahren würden, ohne zu blinken. "Die haben offenbar ihre eigenen Regeln", sagte Schmitt. Dabei habe der Verkehr vor dem Bahnhof stark zugenommen. Gegenüber der Bushaltestelle, an der oft mehrere Busse gleichzeitig auf ihre Abfahrt warten, seien zudem stark frequentierte Parkplätze angesiedelt. "Da muss jeder beim Rückwärtsfahren aus der Parklücke höllisch aufpassen, dass er nicht mit einem Bus kollidiert", fügte Schmitt hinzu, die das Abfahren der Busse täglich aus ihrem Café heraus beobachten kann.

Bus fehlt

Gertrude Löbel macht sich für eine ältere Nachbarin in der Steinbergstraße stark. "Die kommt am Wochenende nicht zum Einkaufen in die Ortsmitte", kritisierte sie den fehlenden Busverkehr am Wochenende. Dabei sei die Frau auf den Bus angewiesen, weil sie in der Nähe ihres Zuhauses am Samstag nichts einkaufen könne.

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