Wahlbilanz:Anzeichen einer Zeitenwende

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Beate Walter-Rosenheimer (von links), Katrin Staffler und Michael Schrodi vertreten nun den Landkreis im Bundestag. Ein paar Tage vor der Wahl waren sie Teilnehmer des SZ-Forums in Fürstenfeld. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Bundestagswahlen zeitigen im Landkreis eine Reihe von historischen Ergebnissen: CSU und SPD müssen das schlechteste Abschneiden in ihrer Parteigeschichte verarbeiten, während die Rechtspopulisten fast elf Prozent der Stimmen erringen

Von Christian Hufnagel, Fürstenfeldbruck

Vielleicht hat der Olchinger Wahlleiter an diesem Abend das treffende Urteil für den Ausgang unwillkürlich ausgesprochen, wenngleich es nicht auf das Abstimmungsverhalten, sondern allein auf einen singulären Vorfall gemünzt war: Als "völligen Blackout" bezeichnete Christian Richter jedenfalls das, was sich in einem Briefwahllokal abgespielt und das Resultat für den gesamten Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Dachau um Stunden verzögert hatte. Schuld daran war nicht die Technik, sondern das Personal im Briefwahllokal 4 der Stadt Olching. Dort waren alle Stimmzettel schon richtig ausgezählt worden, als sich das sechsköpfige Team bei der Niederschrift der Ergebnisse zerstritt, zwei Wahlhelfer sollen sogar in eine Art Streik getreten sein. Erst als Richter persönlich eingriff, löste sich das Wirrwarr auf. Gegen 23.30 Uhr konnte Olching schließlich das Ergebnis dem Landratsamt melden - als letzte Kommune in den beiden Landkreisen.

Olching konnte freilich am Ausgang der Bundestagswahlen auch nichts mehr daran ändern, dass man vor allem ein Teilergebnis am liebsten als "völligen Blackout" der Wähler bezeichnen wollte. Das Erstarken der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland. Fast elf Prozent der Landkreisbürger gaben der AfD ihre Stimme, womit sie zwar nur zur fünftstärksten Partei wurde, allerdings nur mit geringem Abstand zu anderen Gewinnern und Verlierern. Zu den Erstgenannten durften sich FDP und Grüne (je gut zwölf Prozent) zählen, zu den Letztgenannten die SPD, die sich mit gerade einmal 14 Prozent mit dem schlechtesten Ergebnis seit dem Zweiten Weltkrieg begnügen musste und sich wohl endgültig als Volkspartei verabschiedet hat. Noch dramatischer erwischte es freilich die CSU. Die zog zwar natürlich wieder die meisten Stimmen auf sich, doch der Rückhalt in der Bevölkerung schwand deutlich. Gut zehn Prozent weniger bedeuteten das gleichfalls historisch schlechteste Ergebnis mit gerade 38,09 Prozent.

Mehr Freude hatte die bayerische Regierungspartei mit der Erststimme. Erwartungsgemäß errang Katrin Staffler das Direktmandat und setzte damit eine im buchstäblichen Sinne gewählte Gesetzmäßigkeit fort. Seit dem Zweiten Weltkrieg war das immer so. So sehr sich die 35-Jährige auch darüber freuen durfte, dass sie als Newcomerin die Wähler überzeugen konnte, so deutlich machte ihr Sieg aber auch eines: Unter dem Protegé der jahrzehntelangen Wahlkreisabgeordneten Gerda Hasselfeldt hätte es vermutlich auch ein anderer Kandidat sein können. Hier mag sich vielleicht zum letzten Mal bewahrheitet haben, dass im Landkreis das Direktmandat einen Erbhofcharakter trägt und automatisch an die CSU geht. Staffler musste sich mit dem bisher schlechtesten Ergebnis ihrer Partei im Landkreis von 42 Prozent bescheiden. Mit dem gleichen Ergebnis errang auch Parteifreund Michael Kießling das Mandat im neuen Wahlkreis Starnberg-Landsberg-Germering, wobei die Wähler in der größten Stadt im Landkreis ihm 39,7 Prozent der Stimmen gaben.

Für Fürstenfeldbruck erfreulich ist, dass zwei weitere Bundestagsabgeordnete den Landkreis vertreten: Beate Walter Rosenheimer von den Grünen schaffte ihre Wiederwahl, SPD-Mann Michael Schrodi gelang erstmals den Einzug in den Bundestag. Dort harrt das Trio freilich auch nach drei Monaten noch immer darauf, dass es eine Regierung geben wird, oder die Drei am Ende nicht doch wieder in einen Bundestagswahlkampf ziehen müssen.

© SZ vom 27.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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