Volksfest Fürstenfeldbruck:Aiwanger rüffelt die CSU

Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger ist im Brucker Festzelt um Abgrenzung zur CSU bemüht. Für sich selbst hat er große Pläne: Er will bei der Bundestagswahl antreten.

Stefan Salger

In einer kämpferischen Rede hat sich der Landesvorsitzende der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, am gestrigen Montag im Brucker Festzelt für einen konsequenten Ausstieg aus der Kernkraft ausgesprochen und bereits einen harten Wahlkampf angekündigt. Zwar nannte er vor gut 200 Zuhörern die Christsozialen kaum beim Namen, war aber sichtlich bemüht, sich vor allem von ihnen abzugrenzen.

FW-Kreisvorsitzender Michael Leonbacher hatte Florian Streibl von der Landtagsfraktion als einen angekündigt, "der mit dem Florett fechtet" - Aiwanger aber sei eher "der mit der Sense". Für einen Volksfestredner sicherlich nicht falsch. Aiwanger weiß das und erfüllte die Erwartungen. Er erklärte griffige Themen mit einfachen Worten und war sich des Beifalls der vor allem anwesenden Freie-Wähler-Sympathisanten gewiss.

Beim Thema Steuersenkung bewies er allerdings durchaus Rückgrat: Auch wenn diese populär sein mag - Aiwanger hält sie angesichts der Staatsverschuldung für ein durchschaubares Wahlkampfmanöver von Union und FDP und liegt damit auf einer Linie mit dem FW-Bezirksrat und Emmeringer Bürgermeister Michael Schanderl.

Ebenso wie zuvor Florian Streibl, der parlamentarische Geschäftsführer der Landtagsfraktion, geißelte Aiwanger Konzernspenden und Aufsichtsratssitze für Politiker. Lob gab es durchaus für die Stadt Fürstenfeldbruck - vielleicht auch deshalb, weil dort die Freien Wähler der CSU im Stadtrat häufig die knappe Mehrheit sicherstellen. Der Kurs hin zur Energieautarkie jedenfalls sei richtig, so Aiwanger. In der Förderung von Wärmedämmung und Windkraft liege die Zukunft ebenso wie in kleinen, dezentralen Biogasanlagen.

Wer da die Augen schloss, der meinte fast, da müsse ein Grünen-Politiker auf der Bühne stehen - so wie vor ziemlich genau einem Jahr, als der Grünen-Bundesvorsitzende Cem Özdemir den politischen Volksfestmontag auf dem Brucker Volksfest bestritten hatte. Damals herrschte fast so etwas wie Burgfrieden zwischen Schwarz und Grün, Özdemir setzte den Holzhammer nur mit viel Fingerspitzengefühl ein. Vielleicht auch deshalb, weil sich Brucks Oberbürgermeister Sepp Kellerer und Volksfestreferent Markus Droth (beide CSU) im Vorfeld gewisse Sympathien für die grüne Politik und ihre Akteure hatten anmerken lassen.

Auch diesmal gab sich Droth bei seiner Begrüßung diplomatisch und machte den Freien Wählern auf Landesebene fast Avancen: Die drittstärkste Kraft sei doch ein denkbarer Partner für die CSU. Solche Liebesbekundungen wurden von Aiwanger nicht erwidert: Kellerer, Droth, Hans Schilling und Ludwig Lösch (alle CSU) mussten sich da einiges anhören. Streibl grenzte sich im Namen der Freien Wähler sogar forsch mit einem Spruch von der CSU ab, den man nicht den Freien Wählern zuordnen würde: "Wir sind das Volk." Jenes Volk will, so das überraschend klare Bekenntnis von Aiwanger, kräftig bei den nächsten Bundestagswahlen 2013 mitmischen.

In Bruck aber steht zunächst der schwarze, vielleicht aber auch schwarz-grüne Konter an: Am Mittwoch wird gegen 18 Uhr an gleicher Stelle erneut die Bayernhymne gespielt - dann aber für den bayerischen Umweltminister Markus Söder von der CSU, der Aiwanger vom Plakat aus cool und ziemlich selbstsicher zuzuschauen schien.

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