Verkehr:Vom Hoverboard bis zum Elektro-Rollbrett

Die SPD diskutiert in Olching die Zukunft der Mobilität im Großraum München

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Fahren wir bald auf "Hoverboards", einem Elektro-Rollbrett oder mit E-Tretrollern durch die Gegend? So abwegig sind die Überlegungen von Olchings Bürgermeister Andreas Magg (SPD), dem Verkehrsreferenten im Brucker Kreistag, gar nicht. Fest steht: Ob mit Auto, Bus, Bahn, Fahrrad oder zu Fuß - die Mobilität im Großraum München wird zunehmend schwieriger werden. Dieses Fazit des SPD-Fachgesprächs "Zukunft Nahverkehr - mit Bahn und Bus gegen Feinstaub" in Olching, moderiert vom SPD-Landtagskandidaten Peter Falk, überrascht niemanden. Beim Thema Feinstaub und den negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit schluckten die Dieselfahrer unter den 40 Besuchern der Veranstaltung: Sie werden wohl früher oder später von Fahrverboten in den Großstädten betroffen sein.

"Jeder Tote ist einer zu viel", bekräftigte dann auch der Nürnberger Bundestagsabgeordnete Carsten Träger, der verkehrspolitische Sprecher der SPD im Bundestag, zur Feinstaub-Problematik. Bei allen Bedürfnissen nach Mobilität sei Handlungsbedarf notwendig. In 60 Städten und Großstädten werden die Grenzwerte von 50 Mikrogramm Stickoxid überschritten. "Nürnberg und München sind dabei", so Träger und würden die Einhaltung des Grenzwerts ohne Motornachrüstung nicht schaffen. Er verlangte die Nachrüstung durch die Hersteller, deren Kosten er auf 3000 bis 4000 Euro pro Auto bezifferte. Zusammen mit Software-Updates könnten diese Maßnahmen vielleicht Fahrverbote verhindern. Träger empfahl auch der Region München weniger Autoverkehr. "In Berlin haben 40 Prozent aller Haushalte kein Auto mehr", berichtete er aus der Hauptstadt. "Dort gibt es einen optimalen Bus- und Bahnverkehr." Um die Abgase und den Feinstaub in den Innenstädten zu reduzieren, sprach sich der SPD-Politiker auch für E-Mobilität in der City aus. "Draußen können die Autos dann ja anders fahren."

Dass sich der Autoverkehr in München und Umgebung in Zukunft reduzieren lässt, glaubt Stefan Löwl (CSU) nicht. Im Gegenteil: "Der Trend geht zum zweiten und sogar zum vierten Auto", sagte der Dachauer Landrat voraus. Er zeigte dazu eine Grafik, aus der man ablesen konnte, dass die Anzahl der Fahrzeuge in den vergangenen Jahren weit überproportional gegenüber der Einwohnerzahl angestiegen ist. Obwohl Radwege um 94 Prozent ausgebaut und der Busverkehr um 80 Prozent ausgedehnt wurde. "Da kommen zwei, drei Strecken jedes Jahr hinzu", so Löwl, dem schnelle Busverbindungen vom Umland nach München auf Autobahnen vorschweben. Dass der Personennahverkehr in der Region München ein komplexes Thema ist, ist kein Geheimnis. Dass er noch komplexer ist, als gedacht, erläuterte Löwl, der auch stellvertretender Sprecher MVV-Verbundlandkreise ist, sehr anschaulich am Bau des Brenner Basistunnels und präsentierte einen düsteren Befund für die Zukunft. "Das Problem ist München - Kufstein", erinnerte Löwl an die Nadelöhr-Bahnstrecke, deren Ausbau nicht vorankomme. "Solange es keine Güterverkehrsstrecke an München vorbei gibt, wird es auch keine S-Bahn-Tangenten geben."

"Siedlung und Verkehr müssten aufeinander abgestimmt werden" arbeitete Löwl ein gravierendes Problem heraus. "Um 20 Prozent könnte sich dadurch der Verkehr reduzieren lassen." Löwl sieht bis zum Jahre 2021 auch das "teilautonome Fahren" kommen. "Alles bis unter 50 km/h ist beherrschbar", würden die Experten sagen. Hermann Seifert, Nahverkehrsexperte im Brucker Landratsamt, wurde für seine Arbeit allseits gelobt. Mit dem gut funktionierenden RufTaxi, das nachts und an Wochenenden mit einem MVV-Ticket benutzt werden kann, gleicht der Landkreis die Mobilitätsmängel zu den busfreien Zeiten aus und stellt so ein "24 Stunden- und sieben Tage-Angebot sicher", wie Seifert ausführte. Er arbeitet an einem Zukunftskonzept des "multimodalen Verkehrs".

Man fährt mit dem MVV-Ticket nach München, leiht sich ein E-Auto oder ein E-Fahrrad aus und fährt damit nach Hause. Vielleicht auch einen E-Tretroller? Aber da ist noch nicht geklärt, "auf welchen Wegen, der fahren darf", so Visionär Andreas Magg. Für Peter Falk fährt "mit dem Tretroller von Gröbenzell ins Brucker Landratsamt" der Schrecken schon mal spürbar mit.

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