Verkehr:Mangelnde Infrastruktur und Reichweite

Im Landkreis ist nicht einmal ein Prozent der Autofahrer im Elektrowagen unterwegs. Die Kommunen werben nun verstärkt für die E-Mobilität, richten mehr Ladestationen ein und planen Car-Sharing-Modelle

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

Keine Tankstellen am Straßenrand, keine Abgaswolken, keine Geschwindigkeitsbegrenzungen wegen Lärmschutzes - so könnte mittelfristig die Zukunft im Landkreis aussehen. Elektromobilität ist der Verkehr von Morgen, darin sind sich Vertreter von Kommunen und Stadtwerke einig. Bis es aber soweit ist, ist noch einiges zu tun. Die Städte und Gemeinden des Landkreises haben vermehrt Projekte in Planung, um Elektromobilität zu etablieren.

Elektroautos fahren heute noch selten im Straßenverkehr. Nach der jüngsten Statistik des Landratsamtes sind von insgesamt 162 674 zugelassenen Autos im Landkreis gerade mal 906 elektrisch betrieben, das sind weniger als ein Prozent. Janick Walther, Vertriebsleiter der Eichenauer Stromversorger Komm Energie, sieht eine der Hauptgründe in der Unterversorgung an Ladestationen. Im Vergleich zu Tankstellen sind öffentliche Ladeplätze rar, sodass viele Menschen befürchten, aufgrund mangelnder Batterieladung unterwegs liegen zu bleiben. Das bestätigt Falk Wilhelm Schulz, Geschäftsführer der Stadtwerke Olching: "Die Reichweitenängste dominieren." Wie weit Elektrofahrzeuge mit einer Aufladung fahren können, ist von Hersteller und Modell abhängig. Die meisten sind auf Kurzstrecken ausgelegt, nicht optimal für einen Flächenlandkreis wie Fürstenfeldbruck. Die Kommunen wollen gegensteuern. Manche Gemeinden haben bereits öffentliche Ladestationen eingerichtet, sodass auch Menschen ohne eigenen Anschluss Elektroautos aufladen können. Auch Firmen bauen interne Anlagen. "Nützlich, aber nicht ausreichend", bremst Stadtwerke-Chef Schulz. "Es fehlt das Sicherheitsgefühl."

Walther nennt es eine "Henne-Ei-Problematik": "Solange die Infrastruktur nicht ausgebaut wird, werden sich nicht mehr Leute ein Elektroauto kaufen, was wiederum dazu führt, dass die Infrastruktur nicht ausgebaut wird, weil es sich nicht lohnt." Die Alternative besteht in einer privaten Anlage. In einem Mietshaus müssen einer Station aber erst alle Bewohner zustimmen, bevor sie eingerichtet wird. Auch kann es mitunter teuer werden. "Die Ladestationen können zwischen ein paar 100 bis zu mehreren 1000 Euro kosten. Das ist sehr individuell", so Walther.

Die Pläne der Kommunen im Landkreis nehmen gleichwohl Fahrt auf. Vorrangiges Ziel für 2018: die Förderung der Akzeptanz und die Lösung der Reichweitenproblematik. Olching plant drei öffentliche Ladestationen, Gröbenzell vier. Puchheim will zu seinen drei Ladestationen fünf weitere hinzufügen. "Zu einer zukunftsweisenden Richtung gehört auch die Schaffung der nötigen Infrastruktur. E-Mobilität ist für alle Städte wichtig", so Julia Henderichs, Pressesprecherin der Stadt Olching. Dazu steigt so mancher städtischer Beamter bald auf Elektro um. Für Puchheim fährt seit 2011 ein Elektroauto. Olching nutzt ein E-Mobil und plant für Mai 2018 die Anschaffung von zwei weiteren Autos. Gröbenzell will langfristig sogar zehn bis 15 Wagen in Betrieb nehmen.

Eine andere Möglichkeit, Bürgern die Nutzung von Elektrofahrzeugen näher zu bringen, ist Car-Sharing. Der Stadtrat Olching will dazu demnächst einen Antrag diskutieren. "Das wird kommen", meint Henderichs. Auch Fürstenfeldbruck prüft diese Möglichkeit. Bis Mitte 2018 soll das Konzept vorliegen, das zudem eine Umstellung der städtischen Flotte beinhaltet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: