Veranstaltung:Weinprobe beim Starkbierfest

Starkbier Olching

Für die richtige Stimmung auf dem Starkbierfest der Kolpingfamilie sorgt die Blaskapelle Olching.

(Foto: Günther Reger)

In Olching vergleicht Redner Peter Rogalski die städtische Politprominenz mit roten und weißen Rebensäften. Besonders gut kommt dabei freilich keiner von ihnen davon

Von Julia Bergmann, Olching

Gleich zu Beginn drohte dem Olchinger Starkbierfest am Samstagabend sein Ende. Mit ernster Miene betritt Starkbierredner Peter Rogalski die Bühne und verkündet, dass der Veranstalter, die Kolpingfamilie, von nun an nur mehr Weinfeste ausrichten wolle. Denn guter Wein sei "Beweis für einen gehobenen Lebensstandard, wie ihn die Olchinger seit Jahrzehnten versuchen zu praktizieren". Die ersten Lacher aus den Reihen der 800 Besucher in der Olchinger Mehrzweckhalle sind Rogalski damit sicher.

Er schlüpft sogleich für den ersten Sketch in die Rolle des Sommeliers und schart eine Jury aus Weintestern um sich, die bei der Auswahl des passenden Tropfens für das anstehende Fest helfen soll. Bei der Namensgebung der Weine hat sich der Drehbuchautor die Fraktionsvorsitzenden im Olchinger Stadtrat zum Vorbild genommen. Bald schon kristallisieren sich auf der Bühne unter anderem der "Freudensteiner Schädelbrecher vom Weingut zu Münch" und der "grüne Nierentreter vom Schwäbischen Weinkeller Ingrid & Jaschke" als entweder zu indifferent oder als zu aggressiv im Bukett heraus. Der "Schwaigfelder Dröhntraube aus der Zachmann'schen Weinkelterei" wird zwar zunächst ein reifer Eindruck attestiert, fällt letztendlich aber dennoch durch. Das Urteil der Jury ist vernichtend: "Der ist nicht mehr sehr lebendig."

Der Sommelier greift zur nächsten Flasche, einem "Schwarzburgunder vom Weingut Bauer zu Coburg", ein "Leitungsheimer Pennerglück". Die Experten befinden schnell, der Tropfen ist am Gaumen leicht säurebetont, "ja fast schon nervig". Auch der von CSU-Fraktionsvorsitzenden Tomas Bauer inspirierte Wein scheidet aus, denn er ist "Im Abgang schon sehr dominant. Nix für ein unbeschwertes Weinfest". Doch auch der vom Bürgermeister inspirierte "Buselgeilacher Komabegleiter vom Andreas zu Magg'schen Weingut" kann nicht überzeugen. "Farbgebung junges Rubinrot bis Purpur, an den Rändern leicht verblassend", befinden die Tester. Und: "Das Bukett ist noch eher verhalten, von zurückhaltender Qualität."

Doch Rettung naht, Karl Schwojer betritt die Bühne und bringt Starkbier mit. Das Weinfest ist vergessen, das 38. Olchinger Starkbierfest kann wie gewohnt weitergehen.

Einen großen Teil des zweistündigen Bühnenprogramms widmet das Starkbierfest-Team in diesem Jahr, neben der Planung für die Paulusgrube, den Querelen um einen neuen Wertstoffhof im Schwaigfeld. Hintergrund ist ein von einigen "Schwaigfeldern" geforderter neuer wohnortnaher Standort, gegen den eine Handvoll Anwohner während der ersten Grundstücksüberlegungen lautstark protestierte. Die Planungen stehen seither still. Über Textpassagen wie das von Ernst Schwimmbeck grantig intonierte "Heiliger Sankt Florian, den Wertstoff lass nach Olching fahrn, im Schwaigfeld will den koaner ham" amüsiert sich das Publikum. Nachdem die Darsteller (Schwimmbeck, Sieglinde Kretschmann und Pia Jaki) auf der Bühne eine völlig absurde Vision einer "Recycling Residenz am Schwaigfeld", einem "Convenience Recycling Center" heraufbeschwören, zieht Rogalski den Schluss: "Manchmal hat man den Eindruck, das eigentliche Integrationsproblem in Olching sind nicht die Estinger, sondern ein paar laut motzende Schwaigfelder".

Die stärkste Leistung aber liefert Katja Gemmeke. Ihre Darbietung als neue Zweite Bürgermeisterin Maria Hartl (CSU) sorgt nicht nur für tosenden Applaus, sondern nach ihrer Zugabe sogar für Standing Ovations. Zur Melodie von Roland Kaisers Santa Maria singt Gemmeke so herzzerreißend inbrünstig ihren Song, dass nicht einmal die echte Maria Hartl ein überraschtes Lachen zurückhalten kann. Gemmeke schmettert von der Bühne: "Ich bin die Hartl/ bin an meinem Ziel angekommen/ hab den Rathaus-Gipfel erklommen/ bin Kämpferin für die Umgehungsstraß'", und setzt nach "Ich, die Jeanne d'Arc von Olching/ würd lieber heute als morgen/ für mehr Lastwagen-Verkehr/ in Gröbenzell und Eichenau drüben sorgen." Schließlich gab es für die Darstellerin sogar einen anerkennenden Handschlag von der Zweiten Bürgermeisterin.

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