Urbane Mobilität:Neue Wege für Puchheims Radler

Die Unabhängigen Bürger Puchheim stellen ein Konzept vor, das von allen Seiten Beifall bekommt. Derweil verhandelt der Bürgermeister mit der Münchner Verkehrsgesellschaft über ein erweitertes Leihradsystem

Von Peter Bierl, Puchheim

Schon jetzt sind die Puchheimer mehr mit dem Fahrrad unterwegs als die Münchner. In Zukunft sollen sie das Auto noch öfter stehen lassen. Dafür will die Stadt die Radwege ausbauen und das Verleihsystem der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) übernehmen. Experten sollen ein umfassendes Radkonzept ausarbeiten. Die UBP hat einen detaillierten Plan vorgelegt, der sechs innerörtliche Hauptrouten vorsieht. Der große Vorteil dieses Planes ist, dass die Wege schon existieren und durch kleinere Maßnahmen verbessert werden können.

Nach dem Verkehrsgutachten der Stadt legten die Puchheimer mehr als ein Viertel aller innerörtlichen Strecken mit dem Fahrrad zurück. Rechnet man die außerörtlichen Fahrten dazu, sinkt der Anteil zwar auf 15 Prozent. Insgesamt aber lässt sich schließen, dass die Puchheimer ein Fünftel ihrer Wege auf dem Rad zurücklegen. In München seien es etwa 17 Prozent, erklärte UBP-Fraktionssprecher Reinhold Koch.

Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) ist deshalb skeptisch, ob die Quote signifikant gesteigert werden kann, will aber nichts unversucht lassen. Der Planungs- und Umweltausschuss erteilte am Dienstag den Auftrag, ein umfassendes Konzept zu entwickeln. Berücksichtigt werden soll der Plan der UBP, den Koch ausgetüftelt hat. Sechs Routen sollen alle Viertel sowie das Altdorf verbinden. Dafür können bestehende Wege genutzt werden. Notwendig sind einzelne Verbesserungen, etwa Verkehrsschilder aufstellen oder am Mühlstetter Graben in die Schwellen für die Autos Furten für die Radler zu fräsen.

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Manche Wege könnten als Fahrradstraßen ausgewiesen werden, etwa die Buchen- und Sandbergstraße oder der Mühlstetter Graben. Dort hätten dann Radler Vorrang. Außerdem hat der UBP-Vorsitzende die regionalen Radwege einbezogen.

Als Schwachpunkt hat Koch die Lochhauser Straße ausgemacht. Dort schreckt der starke Autoverkehr manche Radler ab. "Die Situation hat sich durch den zunehmenden Verkehr und weitere Schrägparkbuchten eher verschlechtert", sagt Koch. Für Radwege ist die Straße zu schmal. Ein Umbau wie in der Hauptstraße in Eichenau mit schmalerer Fahrbahn für Autos und breiteren Gehwegen, die von Radlern mit benutzt werden dürfen, wäre optimal, aber sehr zeit- und geldaufwendig.

Darum schlägt Koch eine "Kamm-Erschließung" vor. Man fährt auf zwei Ausweichstrecken um die zentrale Einkaufsmeile herum und über Stichwege gezielt zu einzelnen Geschäften. Eine Strecke von der Kneippanlage am Gröbenbach über Bäuml-, Nordend- Birken- und Buchenstraße bis zum Kastanienweg liegt nördlich der Lochhauser Straße, die andere über den Mühlstetter Graben bis zum Aubinger Weg im Süden.

Koch erntete für seinen Plan großes Lob von allen Seiten. SPD-Fraktionssprecher Jean-Marie Leone mahnte allerdings zwei weitere Unterführungen für Radler unter der Bahn an. Ein Tunnel könnte im Zuge des barrierefreien Umbaus des Bahnhofs im Südosten entstehen, ein zweiter wäre im Bereich der Josef- und Lußstraße notwendig, sagte Leone. Unterstützt wurde er vom Verkehrsreferenten Hansgeorg Stricker (CSU), der die zentrale Unterführung als Engpass bezeichnete, der die Radler zu längeren Wegen zwinge.

Ohne Förderung

Die Stadt Puchheim wird den Kauf von Elektrofahrrädern nicht finanziell unterstützen. Der Planungs- und Umweltausschuss lehnte in seiner jüngsten Sitzung einen Antrag der Freien Wähler ab, der vorsah, den Kauf eines neuen Pedelecs mit Beträgen zwischen 100 und 500 Euro zu fördern. Lediglich Sport-Pedelecs, insbesondere Mountainbikes, sollten davon ausgeschlossen bleiben. Man solle nur Dinge finanziell unterstützen, die unbedingt einen Anschub bräuchten, erklärte Manfred Sengl, der Fraktionsvorsitzende der Grünen. Davon könne bei mehr als 530 000 verkauften Pedelecs im vergangenen Jahr in Deutschland nicht die Rede sein. Obendrein wäre es sozial unausgewogen, Bürgern, die sich für etwa 2500 Euro ein solches Gefährt leisten könnten, mit Steuergeldern zu unterstützen. Allenfalls Lastenpedelecs solle man fördern, meinte Sengl. Dem widersprach Thomas Hofschuster, der Fraktionsvorsitzende der CSU, mit dem Argument, Gewerbebetriebe könnten den Kaufpreis von der Steuer absetzen. UBP-Fraktionschef Reinhold Koch warnte vor einem Förderprogramm für Fahrradgeschäfte in den Nachbarorten. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) schlug vor, zwei Pedelecs für die Verwaltung und zum Ausleihen anzuschaffen. Lediglich Christine Eger (CSU) sprach sich für den Vorschlag der Freien Wähler aus, allerdings wollte sie die Käufe lediglich mit jeweils 100 Euro subventionieren. Sowohl der Antrag der Freien Wähler als auch der Vorschlag Sengls wurden abgelehnt, nur der Bürgermeister darf zwei Fahrzeuge für das Rathaus anschaffen. bip

Zwei weitere Projekte nehmen bereits Gestalt an. Der Bürgermeister möchte einen Radweg entlang der Bahnlinie an der Roggensteiner Straße einrichten, der bis Bruck und Aubing weiter geführt werden könnte. Der Abschnitt könnte wichtiges Teilstück eines Radschnellweges werden, wie ihn der Regionale Planungsverband vorgeschlagen hat. Über den Verlauf werde bereits mit den Kommunen von Eichenau und Olching gesprochen, berichtete er.

Weiter gediehen ist bereits eine mögliche Kooperation mit dem Fahrradverleih-Service der Münchner Verkehrsgesellschaft. Das Projekt MVG-Rad könnte auf Puchheim ausgedehnt werden. Die MVG habe eine Vereinbarung mit dem Kreis München-Land, die auf die Stadt ausgedehnt werden könne, berichtete Seidl. In Puchheim könnten fünf Stationen mit jeweils fünf bis zehn Leihrädern eingerichtet werden. Die zentrale Station würde wohl am Bahnhof platziert. Die Einrichtung einer Station würde bis zu 20 000 Euro kosten, dazu kämen für den Unterhalt jährlich etwa 150 000 Euro. Das Verleihsystem könnte auf Eichenau, Gröbenzell und Germering ausgeweitet werden, sagte der Bürgermeister.

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