Unterschweinbach:Friedenszeichen und Krustenbraten

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Das Team vom "Bliasmeister" in Unterschweinbach: Wirt Michael Spanruft (v. li.), Kadar Saidi, Martin Wittmann und Franziska Bieri. (Foto: Manfred Amann/oh)

Der gelernte Koch Michael Spanruft hat aus dem ehemaligen Postmeister in Unterschweinbach eine moderne Traditionsgaststätte gemacht. Zugleich beschäftigt und beherbergt der Wirt Asylbewerber

Von Manfred Amann, Unterschweinbach

Wenn ihm vor 17 Jahren jemand prophezeit hätte, eines Tages erfolgreich die Dorfgaststätte Postmeister in Unterschweinbach zu führen, hätte Michael Spanruft wahrscheinlich nur den Kopf geschüttelt. Obwohl er, wie er durchblicken lässt, damals, als er seine Kochlehre machte und nebenbei dort jobbte, schon davon geträumt habe. Seit vergangenen November nun ist der 31-Jährige der Wirt in seiner erträumten Gaststätte, in dem Ort und in der Gegend, wo er verwurzelt ist und viele Freunde hat. Doch aus dem alteingesessenen Postmeister hat Spanruft den "Bliasmeister" gemacht, eine "eigenwillige Namenskreation mit Freunden", verrät er, die nur anfänglich Fragen aufgeworfen habe.

Und noch etwas ist besonders. Der gelernte Koch beschäftigt zwei Asylbewerber und das "zur vollsten Zufriedenheit", wie er betont. Und im Obergeschoss des Wirtshauses leben weitere 20 Asylsuchende, nachdem der Saal und Nebenräume entsprechend umgebaut worden sind. Mit denen gebe es keinerlei Probleme, versichert Spanruft. Wenn man sich in seiner "rustikal in modernem Gewand" eingerichteten Gaststätte umsieht, kann man vieles ent- decken, was an die regionale Verwurzelung der Wirtschaft erinnert und etwas von der Lebens- und Geschäftsphilosophie des jungen Wirtes preisgibt. Man findet Bilder von Bayerns Landschaften, Trachtlern und vom letzten Bayerischen König, Ludwig III., der als "Millibauer" besondere Volksnähe praktiziert haben soll. Auch ein Auszug aus einem Protokoll von der Gerichtsverhandlung des Räubers Kneißl und eine Ablichtung der Gründungsurkunde der Unterschweinbacher Feuerwehr hängen an den Wänden. Und auf einem umlaufenden, dunklem Fries steht zu lesen: Heiterkeit, Gemütlichkeit, Geselligkeit, Friedlichkeit und vieles mehr.

"Dies alles ist mit Blias gemeint", erklärt Spanruft. Das Kunstwort sei abgeleitet von "bless you" (Gott segne dich) und peace (Frieden) und solle zum Ausdruck bringen, worauf es im Leben seiner Meinung nach ankommt und dass dem Wirt und seinem Team nichts wichtiger ist, als das Wohlergehen seiner Gäste. Der Erfolg ist auch den abwechslungsreichen Veranstaltungen geschuldet. So spielen manchmal Blasmusik und junge Bands auf und es gibt zudem traditionelle Watt-und Schafkopfrennen. Gemütlichkeit strahlt auch der schattige Wirtsgarten aus, in dem man sich sogar in eine Lounge lümmeln kann. Und für Kinder gibt es allerlei Spielmöglichkeiten. Beim Bliasmeister werden Speisen, wenn immer möglich, aus regionalen Erzeugnissen zubereitet: Das Fleisch bezieht er von Metzgern aus Egenhofen und Pfaffenhofen an der Glonn, Obst und Gemüse aus Unterschweinbach, den Kaffee aus Mammendorf und den Senf und das Bier aus Fürstenfeldbruck. Und der Wirt kocht selbst und was er auf den Tisch zaubert, ist seinen Worten nach "traditionelle bayerische Kost" wie Krustenbraten oder "hausgemachter Obatzta" zur Brotzeit, aber auch "Innovatives mit Einflüssen aus aller Welt".

Das Chilli-Cheese-Cordon-Bleu, das er am Montag, am Schnitzeltag, anbietet, ist so eine Eigenkreation, die häufig bestellt wird. Am Mittwoch ist Spare-Ribs-Tag, und am Sonntag werden schwerpunktmäßig Bratengerichte aufgetischt.

In der Küche ist der Afghane Kadar Saidi seine "rechte Hand". Ich kann mich voll auf Kadar verlassen, wir verstehen uns wie zwei Freunde", lobt Spanruft. In Teilzeit arbeitet auch Mohammed Mudassar aus Pakistan mit. Dass im Haus und im Wirtsgarten alles in Ordnung ist, dafür sorgt Martin Wittmann. Spanrufts Lebensgefährtin Franziska Bieri kümmert sich um den Service, für den der Wirt Teilzeitkräfte aus dem Umland gewinnen konnte. Das Kochen hat Michael Spanruft im Romantik-Hotel "Zur Post" in Fürstenfeldbruck gelernt. Zwei Jahre lang leitete er danach in München den Servicebereich des Offiziersheims der Bayernkaserne und danach ging er ein Jahr nach Florida, wo er für einen Privat-Club kochte. In den vergangenen fünf Jahren, bevor er die Gaststätte übernehmen konnte, hat sich Michael Spanruft "abseits von Küchen und Herd ausprobiert", als Greenkeeper, Hausmeister und in anderen Jobs. "Nun aber bin ich wieder voll in meinem Element", hebt er hervor und ist glücklich, dass der Bliasmeister mittlerweile ebenso gut angenommen wird wie einst der Postmeister.

© SZ vom 13.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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