Unterbrunner schlagen wieder zu:Diebescoup im Fliegerhorst

Die Unterbrunner Burschen stehlen der Stadt Fürstenfeldbruck und dem scheidenden OB Sepp Kellerer den Maibaum

Von Ariane Lindenbach

Ausgerechnet in diesem, seinem letzten Monat als Oberbürgermeister von Fürstenfeldbruck, ist es Sepp Kellerer passiert: Die für ihre fast jährlichen, spektakulären Diebeszüge berühmt-berüchtigten Unterbrunner Burschen haben den städtischen Maibaum geklaut. Und zwar nicht aus einem halb verlassenen Stadl, wo zwei Mann schlaftrunken und bierselig Wache halten. Nein, der Maibaum der Stadt Fürstenfeldbruck wurde in der Nacht zum Dienstag aus dem umzäunten Gelände des Fliegerhorstes gestohlen.

"Beim Stehlen heut Nacht waren wir 60 Mann", berichtet Peter Schröfl. Wie der ehemalige Unterbrunner Bursche - mit der Heirat endet die Burschenschaft - erläutert, bedarf so ein Maibaumklau einer gewissen Vorarbeit. Während des Aprils schwärmen kleine Spähtrupps in die nächtliche Umgebung aus. Bereits lange davor aber haben sich die Burschen aus Unterbrunn (Kreis Starnberg) umgehört: Wo im nächsten Mai wieder ein Baum aufgestellt wird, das wissen sie längst. Dann geht es darum, das Versteck auszuspähen. Wobei Schröfl zufolge viele Maibaum-Besitzer offenbar recht nachlässig sind, denn: "Bei den meisten liegt er immer am selben Platz." So leicht hatte es die Stadt den Dieben nicht gemacht, die Halle im Fliegerhorst wurde erstmals genutzt. Ein besonderer Reiz lag Schröfl zufolge darin, dass Kellerer aus dem Amt scheidet und sie ihm 1997 schon einen Maibaum stahlen.

"Die Halle 4 hat mindestens eine zehn bis 20 Zentimeter dicke Stahltür", sagt Werner Schmid. Er ist im Rathaus für Veranstaltungen zuständig und führte am Dienstag die Verhandlungen mit den Maibaumdieben. Und rätselt, wie die 60 Mann samt ihrem modifizierten Langholzanhänger in das umzäunte und bewachte Gelände gelangen konnten. Seitens der Burschen gibt man sich dazu bedeckt, es ist so eine Art Betriebsgeheimnis. Kasernenkommandant Oliver Kemmerzell nimmt es indes mit Humor: "Die Bundeswehr ist bekannt dafür, bewährte Traditionen zu unterstützen", betont er. Und verweist darauf, dass die besonders schützenswerten militärischen Einrichtungen innerhalb des Fliegerhorstes freilich ganz anders bewacht würden als der im zivilen Bereich aufbewahrte, 34 Meter lange, etwa zwei Tonnen schwere und privat gespendete Maibaum.

Das traditionelle Aufstellen des Baumes ist längst gerettet: Schmid kehrte am Dienstagnachmittag mit der Zusage in die Kreisstadt zurück, dass die Unterbrunner Burschen den Baum am Mittwoch um 5.30 Uhr zurückbringen. Über das Maß der Ablöse in Form von Bier und Brotzeit werde nächste Woche gesondert verhandelt, so Schmid. Laut Pressemitteilung der Stadt soll der Baum nach seiner Rückkehr "noch fertig gemacht und vor allem durchgängig bewacht" werden, bevor er am Donnerstag um 10 Uhr von den Aicher Burschen aufgestellt wird.

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