Unterbringung im Fliegerhorst:Landkreis muss mehr Asylbewerber aufnehmen

Die Regierung will Fürstenfeldbruck 114 zusätzliche Flüchtlinge zuweisen. Nach Ansicht von Landrat Thomas Karmasin sollen sie im Fliegerhorst untergebracht werden. Noch aber ist unklar, ob das geht.

Gerhard Eisenkolb

Die Regierung von Oberbayern wird dem Landkreis Fürstenfeldbruck in den kommenden Wochen 114 zusätzliche Asylbewerber zuweisen. Dies hat Regierungspräsident Christoph Hillenbrand am Montag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Landrat Thomas Karmasin angekündigt. Zurzeit leben in einer Gemeinschaftsunterkunft in Germering 64 Asylsuchende.

Der Landrat ist für die Unterbringung zuständig. Er würde die zusätzlichen Flüchtlinge am liebsten in leer stehenden Gebäuden des Fliegerhorstes in Fürstenfeldbruck unterbringen. Ob das überhaupt möglich ist, weiß Karmasin noch nicht. Die Bundeswehrverwaltung müsste dazu die entsprechenden Häuser aus dem Sicherheitsbereich des Kasernengeländes auszäunen.

Der Regierungspräsident zeigte sich skeptisch, dass es gelingen könnte, in kurzer Zeit wirklich zu dieser Lösung zu kommen. Hillenbrand verwies darauf, dass Kasernenkommandanten in der Regel an ihren Liegenschaften hingen. Dagegen seien Bundeswehrverwaltungen aufgeschlossener als Kommandanten. Deshalb will der Landrat als Quartiermacher nun den Weg über die zivile Verwaltung der Streitkräfte gehen.

Schon seit dem Herbst des vergangenen Jahres bemühen sich Mitarbeiter des Landratsamtes intensiv darum, Häuser oder Wohnungen im Landkreis für Asylbewerber anzumieten. Alle Aktivitäten waren bisher erfolglos. Nur die Stadt Germering hatte als einzige Landkreiskommune ein Anwesen vorgeschlagen, das die Regierung wegen des mangelhaften Brandschutzes allerdings für ungeeignet hielt.

Sollte auch die Unterbringung im Fliegerhorst keine Lösung sein, blieben dem Landkreis zwei Möglichkeiten. Entweder könnte er auf unbebauten Grundstücken in System- oder Leichtbauweise neue Gemeinschaftsunterkünfte errichten, was das Innenministerium aber eigentlich vermeiden will. Oder er müsste Zimmer in Privatpensionen anmieten.

Noch muss die Regierung von Oberbayern nicht zum äußersten Mittel greifen und den Landkreisen auch Asylbewerber zuweisen, für die noch keine Unterkunft gefunden wurde. Laut Hillenbrand könnte das notwendig werden, sollte sich die Situation im Sommer und im Herbst dramatisch zuspitzen. Zurzeit werden die Flüchtlinge nach einer Quotenregelung gleichmäßig auf die Landkreise verteilt. Fürstenfeldbruck muss demnach 4,7 Prozent der Asylbewerber aufnehmen. Bei einem Kontingent von zurzeit 3782 Flüchtlingen für Oberbayern sind das 178. Den Landkreisen, die mehr Bewerber aufgenommen haben als sie eigentlich müssten, wird niemand mehr zugeteilt.

Im Sommer 2005 hatte die Regierung von Oberbayern eines von zwei Asylbewerberheimen in Germering aufgelöst, und zwar das an der Otto-Wagner-Straße. Das Heim war für 110 Flüchtlinge ausgelegt, zuletzt lebten dort noch 80. Die Bewohner, deren Kinder in Germering zur Schule gingen, wurden auf andere Heime in Oberbayern verteilt. Begründet wurde die Schließung damals mit den stark rückläufigen Asylbewerberzahlen und den Kosten.

Die Regierung muss die Unterbringung bezahlen. Leben mehr als 50 Flüchtlinge in einer Gemeinschaftsunterkunft, übernimmt die Regierung auch die Kosten der sozialen Betreuung. Wohnen sie in kleineren Heimen oder Wohnungen, dann muss der jeweilige Landkreis die Betreuung finanzieren.

In Germering kümmert sich der Arbeitskreis Asyl um die Flüchtlinge, die noch in der Stadt leben. Vorsitzender Heinz-Siegfried Schomburg bezeichnete es am Montag als schwer, überhaupt neue Unterkünfte zu finden. Noch schwieriger werde es, wenn man etwas "Menschengerechtes" suche. Laut Schomburg möchten es die Behörden den Asylbewerber nicht "allzu gemütlich machen". Sie wollten nicht, dass die Menschen hier sesshaft werden. Deshalb sei es auch nicht erwünscht, dass sie sich eigene Wohnungen suchen. Das zeuge nicht davon, dass die Menschen hier erwünscht sind.

Der Germeringer Verein gibt unter anderem Deutschunterricht und hilft den Asylbewerbern bei Behördengängen. Für die Kinder sammlen Schomburg und der Kreis der Helfer Geld. Damit soll ihnen die Teilhabe am normalen Leben ermöglicht werden, zumindest so weit das geht.

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