Ungeliebte Vögel in Puchheim:Anhängliche Krähen

Der Versuch, die unter Naturschutz stehenden Tiere aus Puchheim zu vertreiben, ist gescheitert. Die Vögel sind innerhalb des Schopflachwäldchens umgezogen - und haben sich sogar vermehrt.

Peter Bierl

Die Saatkrähen erregen in Puchheim wieder die Gemüter. "Sie sind in ihre Nester zurückgekehrt", berichtete Rainer Zöller (CSU) am Dienstag im Stadtrat über den Bereich an der Lilienstraße. Ein Gutachten kommt zu dem Ergebnis, die Versuche, die Tiere zu vertreiben, hätten bloß dazu geführt, dass sich die Krähen nach Osten und Westen ausgebreitet haben. Die Warnung der Experten des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) hat sich damit bestätigt. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) plädiert dennoch für einen zweiten Umsiedlungsversuch.

Kraehe sammelt Eicheln

Eine Saatkrähenkolonie hat sich Puchheim zum Brutort erkoren, bei vielen Einwohnern stößt diese Wahl nicht auf Gegenliebe.

(Foto: dapd)

Die Saatkrähen seien innerhalb des Schopflachwäldchens umgezogen, hätten Splitterkolonien gebildet und ihre Zahl habe zugenommen, heißt es in der Expertise der Arbeitsgemeinschaft für Vegetation der Alpen aus Eichenau. Nach Angaben Zöllers wurden in der Lilienstraße 18 Nester gezählt. "Sobald es dunkel wird ist Ruhe, aber tagsüber kann man sich im Garten nicht aufhalten, so laut ist es", sagte er der SZ. Immerhin wohnten in der Straße Familien mit Kindern, die ein Recht auf Ruhe hätten. Zöller selbst ist nicht betroffen, obwohl er nebenan in der Veilchenstraße wohnt. Er forderte den Bürgermeister auf, zu handeln.

Nach Einschätzung von LBV-Kreisgeschäftsführerin Uschi Anlauf waren die Aktivitäten der Kommune nur zum Teil von Erfolg gekrönt. Die Klatschen, die am Friedhof angebracht worden waren, um die Tiere durch Lärm zu vertreiben, seien ziemlich schnell kaputt gewesen. Im Februar und Anfang März entfernten Arbeiter des Bauhofes etliche Nester auf dem Friedhof. "Die Nester haben die Vögel in gemeinsamer Arbeit in kürzester Zeit wieder neu gebaut, einige an der gleichen Stelle, einige woanders", erzählte Anlauf der SZ.

Der Versuch, die Tiere zu "vergrämen", wie der Fachausdruck lautet, sei "nicht ganz gescheitert", weil schließlich eine Ecke des Friedhofes tatsächlich nicht mehr von den Krähen bevölkert werde. "Die sind einfach woanders hingegangen, aber das war von vorneherein klar", sagte die LBV-Mitarbeiterin. Bereits wenige Wochen nach der Vergrämung am Friedhof bemerkten Bürger in der Egenhofener und der Lilienstraße Dutzende von neuen Nestern. Anlauf betonte, dass die Tiere nicht das ganze Jahr über blieben, sondern im Herbst Vögel kämen, um zu überwintern, und im Frühling, um zu brüten. Keineswegs nutzten die Saatkrähen bloß Nester sondern auch "Schlafbäume".

Der Bürgermeister will, gestützt auf das Gutachten im Februar, einen zweiten Versuch starten, die Tiere umzusiedeln. Der Parsberg, die Pappelallee an der Bahn sowie der Bereich nahe dem Eichenauer Funkturm kämen als Alternativstandorte in Frage. "Die Chancen sind gering, aber wir sollten es probieren, denn die Belastung ist extrem", sagte Seidl der SZ.

Im Mai 2011 hatten sich empörte Bürger aus dem Wohngebiet rund um den Friedhof auf einer Versammlung im Rathaus über die Saatkrähen beschwert, die lärmten und Kot hinterließen. Beinahe kam es zum Eklat, als Vertreter der Regierung ausführten, dass die Tiere unter Naturschutz stünden, und der LBV vor Splitterkolonien warnte. Eine komplette Vertreibung der Tiere, den Einsatz eines Falkners oder gar einen Abschuss lehnt die Regierung ab.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: