Unfall in Fürstenfeldbruck:Buben sind außer Lebensgefahr

Die beiden Siebenjährigen, die am Mittwoch beim Überqueren einer Straße in Fürstenfeldbruck von einem Auto angefahren wurden, konnten die Intensivstation verlassen. Gegen den 81-jährigen Fahrer wird ermittelt

Von Gerhard Eisenkolb

Ärzten ist es gelungen, den Zustand der beiden sieben Jahre alten Buben zu stabilisieren, die am Mittwochnachmittag von einem Auto angefahren und lebensgefährlich verletzt worden waren. Zu dem Unfall war es gekommen, als eine Gruppe von 31 Hortkindern die Schöngeisinger Straße überqueren wollte. Die beide Buben trugen Knochenbrüche an den Beinen und wohl auch innere Verletzungen davon, zudem erlitt einer von ihnen Brüche im Gesichtsbereich. Sie werden in Münchner Kliniken behandelt, befinden sich laut Polizei aber auf dem Weg der Besserung und konnten am Donnerstag die Intensivstation verlassen.

Als der Personenwagen eines 81 Jahre alten Geltendorfers in die Gruppe raste, sicherten zwei Erzieherinnen die Schüler, indem sie auf beiden Seiten den Verkehr mit Handzeichen stoppten. Die 25 und 45 Jahre alten Frauen haben, so das Ergebnis der Ermittlungen, "vom Ablauf her alles richtig gemacht". "Wir hätten auch diese Stelle gewählt, um die Straße zu überqueren", sagte ein Polizeisprecher. Die Unfallstelle liegt zwar zwischen zwei Zebrastreifen, in einer Entfernung von etwas mehr als 100 beziehungsweise etwa 200 Metern. Laut Michael Fischer, dem stellvertretenden Leiter der Brucker Polizeiinspektion, wäre aber die Gefährdung für die Hortkinder wesentlich größer gewesen, wenn diese bis zu einem der Übergängen geführt worden wären. Dann hätte die Gruppe nämlich zusätzlich zur Schöngeisinger Straße noch weitere gefährliche und unübersichtliche Kreuzungen an der Einmündung der Puchermühl- und Kapuzinerstraße sowie der Straße Auf der Lände beziehungsweise der Landsberger Straße passieren müssen. Deshalb sei das Verhalten der beiden Frauen in keiner Weise zu beanstanden. Da die Erzieherinnen sogar den Verkehr stoppten, sei ihnen nicht der geringste Vorwurf zu machen. Für die Ermittler sind die Frauen deshalb Zeuginnen, keine Beschuldigten. Die Erzieherinnen hätten sich die "sicherste und unproblematischste Stelle" ausgesucht.

Zeugen berichteten, der Unfallverursacher sei sehr schnell gefahren. Zum genauen Tempo machte die Polizei bislang keine Angaben. Dies zu berechnen, sei Aufgabe eines von der Staatsanwaltschaft angeordneten unfallanalytischen Gutachtens. Dafür steht nun fest, dass der Autofahrer die beiden letzten Kinder der Gruppe beim Überqueren der Straße anfuhr. Zuvor hatte er drei stehende Autos überholt, deren Fahrer angehalten hatten, um die Hortgruppe passieren zu lassen. Auch der Geländewagen, mit dem der Geltendorfer anschließend auf der Gegenfahrbahn kollidierte, stand, weil dessen Fahrer wegen der Kinder gestoppt hatte. Der Fahrer des Geländewagens erlitt leichtere Blessuren.

Da für die Polizei nach dem Eintreffen am Unfallort die ärztliche Versorgung der Schwerstverletzten und die Betreuung der unter Schock stehenden Hortkinder Vorrang hatte, versäumten es die Beamten, die Namen der Fahrer und die Kennzeichen von zwei Fahrzeugen festzuhalten, die überholt worden waren. Diese Fahrer werden gebeten, sich als Zeugen bei der Polizei zu melden. Gegen die Autofahrer bestehe nicht der geringste Vorwurf. Die drei vor ihm stehenden Fahrzeuge hätte der Geltendorfer nicht überholen dürfen. Da Autofahrer in der Regel nicht grundlos anhalten, hätte der nachfolgende Fahrer wegen der "unklaren Verkehrslage" sehr vorsichtig sein müssen, so die Polizei. Wer in seiner solchen Situation trotzdem überholt, mache sich eines schweren Verstoßes gegen die Straßenverkehrsordnung schuldig. Gegen den mutmaßlichen Unfallverursacher wird wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Körperverletzung ermittelt. Den Führerschein des 81 Jahre alten Autofahrers konnte die Polizei nicht einziehen. Die Beamten haben nur die Möglichkeit, den Vorfall der Führerscheinstelle in Fürstenfeldbruck zu melden. Dieser obliegt dann die Prüfung, ob der Mann noch fahrtauglich ist oder nicht. In einer ersten Befragung am Krankenbett im Klinikum Fürstenfeldbruck habe sich der Beschuldigte, der mit mittelschweren Verletzungen notärztlich behandelt worden war, nicht zum Unfallhergang geäußert. Laut Fischer blieb unklar, ob der Beschuldigte sich nicht äußern will oder noch nicht dazu in der Lage ist.

Ein Vater von zwei Schulkindern nahm den Unfall zum Anlass, die Stadtverwaltung und OB Sepp Kellerer zu kritisieren. Der Brucker weist darauf hin, dass die Unglücksstelle "immer wieder Ort von Verkehrsunfällen sei". An dieser Situation sei nichts geändert worden.

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