Umweltschutz:Bitterer Beigeschmack

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In Eichenau könnte ein Pfandsystem für Mitnehm-Kaffee nach Brucker Vorbild eingeführt werden. Bürgermeister Peter Münster stellt jedoch die Frage, ob der Kauf von 750 Bechern eine Aufgabe der Gemeinde ist

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Wer in Eichenau in einer Bäckerei einen Kaffee zum Mitnehmen kauft, soll ihn in einem Pfandbecher bekommen. Das ist der Wunsch der örtlichen SPD, die dabei das Wohl des Kunden ebenso im Blick hat wie den Schutz der Umwelt. Doch bis auch die Eichenauer ihre Gewohnheiten umgestellt haben und statt Pappbechern die wiederverwendbaren Trinkgefäße benutzen, dürfte noch eine Zeit vergehen. Nach einer ersten ausführlichen Beratung im Gemeinderat jedenfalls wird allen Beteiligten - den Befürwortern wie den Ablehnenden - noch einmal Zeit gegeben, über die Einführungs des Pfandsystems nachzudenken.

Eine vorbereitende vertiefende Diskussion in den Fraktionen erschien dem Gemeinderat als angemessen, handelt es sich in diesem Fall zwar nicht um ein besonders teures Projekt, sondern eher um ein ideologisches. Die Frage, ob es nicht besser wäre, wenn alle, die gerne mit einem Kaffee spazieren gehen, einen Pfandbecher dafür hätten, war nicht die entscheidende. Viel wichtiger war zum Beispiel der CSU-Fraktion die Überlegung, ob es denn eine Aufgabe der Gemeinde sei, dieses Pfandsystem dadurch einzuführen und dafür insgesamt 750 Becher für die Erstausstattung zu erwerben.

So stellt es sich die SPD vor, und im Eichenauer Rathaus wurde ausgerechnet, dass diese Idee 3045 Euro netto kosten würde. Dafür würde die Gemeinde 750 Becher mit eigenem Gemeindelogo bekommen. Der Stückpreis würde 4,06 Euro betragen, für zwei Euro Pfand könnten die Bäckereien am Ort die Becher ausleihen, um sie ebenfalls für zwei Euro an die Kunden weiterverleihen zu können. Die Verwaltung prüfte auch, ob Eichenau den in diesem Jahr in Fürstenfeldbruck eingeführten Becher übernehmen könnte. Dann würden pro Becher nur noch 3,20 Euro zu bezahlen sein.

SPD-Gemeinderat Andreas Zerbes sah in der Diskussion Eichenau schon als Vorreiter eines landkreisweiten Pfandsystems: "Auch die Becher mit eigenem Logo müssen überall entgegengenommen werden", wünschte er sich. So könnten in Fürstenfeldbruck die Eichenauer Becher eingetauscht werden, und die Eichenauer würden mit dem Brucker Becher in ihrem Heimatort Kaffee zapfen lassen. Zerbes fand auch, dass sich dem System alle Gemeinden anschließen sollten. Ihm pflichtete Claus Guttenthaler (FWE) bei, der eine "Insellösung" nur für Eichenau ablehnte. Und Inge Hoffmann (CSU) schwebte vor, dass alle, die mit einem Pfandbecher in einer Bäckerei ihren Kaffee holen gehen, ihn dann auch 30 Cent billiger bekommen sollten.

Möglicherweise wird es in einer folgenden Sitzung dazu kommen, dass die Gemeinderäte noch mehr Ideen und praktische Vorschläge einbringen. Es könnte aber auch sein, dass sich nach den Beratungen in den Fraktionen eine Mehrheit findet, die es im Sinne des Bürgermeisters nicht für nötig hält, Pfandbecher einzuführen. So hält es Bürgermeister Peter Münster (FDP) nämlich nicht für eine Gemeindeaufgabe, auch als "Zwischenhändler von Bechern" solle die Kommune nicht auftreten. Münster berichtete auch von Äußerungen in den Bäckereifilialen, nach denen die Akzeptanz in Fürstenfeldbruck schon deshalb geschwunden sei, weil die Becher anfällig für ein Vergilben seien. Wie in Fürstenfeldbruck würden die Becher in Bäckereien zurückgenommen und gespült, um sie wieder zu verwenden. Kunden würden also immer andere Becher bekommen, außer sie kämen ohnehin mit sauberen Bechern.

Offensichtlich völlig unbemerkt von allen anderen, hat laut Christine Ganzhorn (Grüne) der Gewerbeverband eigene Überlegungen über ein Eichenauer Pfandsystem angestellt. Diese Überraschung ließ die Gemeinderat zwar nicht verstummen, aber immerhin überlegen, eine entsprechende Äußerung des Gewerbeverbandes abzuwarten und selbst noch einmal über den Sinn des Projekts nachzudenken.

© SZ vom 14.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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