Fürstenfeldbruck:Schüler möbeln ausgediente Computer auf

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Die Abordnungen der Kitas und Schulen vor der Preisverleihung in Fürstenfeld (hinten Mitte, von links: Dirk Hoogen von der Sparkasse, OB Erich Raff, Georg Tscharke und Regina Arndt vom Umweltbeirat). (Foto: Carmen Voxbrunner)

Ex und hopp lässt sich vermeiden. Das Viscardi-Gymnasium zeigt, wie es geht und wird dafür mit dem Brucker Umweltpreis ausgezeichnet. Gewürdigt werden auch vier weitere Projekte in Kitas und Schulen.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Schüler des Fürstenfeldbrucker Viscardi-Gymnasiums wissen es: Schon klar, Recycling ist eine gute Idee. So werden aus Plastikflaschen wieder neue Flaschen. Jedenfalls in der Theorie. In der Praxis landen dann viele Pfandflaschen doch in der Müllverbrennung. Das ist nur ein Beispiel von vielen, das belegt, dass Recycling ebenso wenig die Lösung ist wie der Müllexport in Entwicklungs- oder Schwellenländer. Den Brucker Umweltpreis hat die Schule aber nicht für die Erkenntnis oder für die erfolgreiche Vermittlung von Aspekten des Klima- und Umweltschutzes im Unterricht bekommen. Sondern dafür, dass sie in der Praxis die richtigen Schlüsse daraus gezogen haben, das Motto "Global denken, lokal handeln" beherzigen, sich nicht einfach in das Schicksal fügen, dass man da ja doch nichts machen kann. Sondern selbst einen Beitrag zur Lösung leisten.

Im Viscardi-Gymnasium wird ein Laptop aufgerüstet. (Foto: privat)

Georg Tscharke, Sprecher des Fürstenfeldbrucker Umweltbeirats, macht so etwas Mut. Bei der Preisverleihung des Umweltpreises am Dienstag im Kleinen Saal von Fürstenfeldbruck lobt er das Projekt der AG "Umwelt und Soziales" in den höchsten Tönen. Die Schüler möbeln alte Laptops auf, die sonst im Müll oder bestenfalls im Container für Elektronikschrott landen würden. Einem Bericht der Vereinten Nationen zufolge fallen jährlich weltweit etwa 50 Millionen Tonnen Elektronikschrott an, von denen nur 20 Prozent wiederverwertet werden. Am Viscardi hingegen werden ausgediente Computer, Tablets und Laptops , die zu langsam geworden oder schlicht defekt sind, erst einmal durchgecheckt, um den Fehler zu suchen. Bei Bedarf werden sie in Handarbeit buchstäblich filetiert, Festplatten werden repariert oder ausgetauscht und die aufbereiteten Geräte werden teils mit zusätzlichem Arbeitsspeicher aufgerüstet. Die alten Betriebssysteme werden mit einem Upgrade auf den aktuellen Stand gebracht und abschließend werden alle Geräte optisch aufbereitet. 60 Geräte konnten im Dezember und Januar innerhalb der Schulfamilie gegen eine Spende von 60 oder 70 Euro (je nach Größe des Arbeitsspeichers) veräußert werden oder wurden dem Verein "Frauen helfen Frauen Fürstenfeldbruck" gespendet - an den mit 2130 Euro auch der Großteil des Verkaufserlöses floss. Die restlichen 1100 Euro gingen an die "Aktion Deutschland hilft". Ein vorbildliches Projekt, darin sind sich Tscharke, Oberbürgermeister Erich Raff und Dirk Hoogen vom Sponsor Sparkasse bei der Übergabe des mit 1500 Euro dotierten ersten Preises einig.

Ein Haus aus Tetrapaks in der Villa Kunterbunt (Foto: privat)

Der Umweltbeirat hatte 50 Schulen, Kitas sowie Jugendorganisationen und -verbände angeschrieben und zur Bewerbung für den Brucker Umweltpreis motiviert, der in diesem Jahr das zweite Mal vergeben wurde und auch in zwei Jahren wieder ausgelobt werden soll. Damit sollen "herausragende Leistungen für den Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen sowie für den Natur- und Klimaschutz gewürdigt" werden. Das Preisgeld stiftete die Sparkasse. Weil man sich dem Gemeinwohl verpflichtet fühle, so Hoogen. Und weil das mit dem Umweltschutz eben nur funktioniere, wenn jeder bereit sei, seinen Beitrag zu leisten: "Das Thema Nachhaltigkeit ist ein Jahrhundertthema."

Die zweiten, jeweils mit 1000 Euro dotierten Preise gehen an den Kindergarten Villa Kunterbunt und das Montessori-Kinderhaus. Im Kindergarten ist Umwelterziehung ein pädagogischer Schwerpunkt. Ziel sind die Müllvermeidung und das Recycling. Projekte sind Insektenhotels, Hochbeete mit Gemüse und Tee, eine Schmetterlingsaufzuchtstation, die Herstellung von Malfarbe, Kleber und Knete sowie Spülmittel und Waschmittel, das Kochen und Backen mit Produkten aus der Region. Aus alten Trinkjoghurt-Bechern und einem ausgedienten Tisch wurde ein Kicker hergestellt - und aus Tetrapaks ein Spielhaus.

Im Montessori-Kinderhaus werden Sankt-Martin-Laternen wiederverwendet. (Foto: privat)

Das Kinderhaus hat Kataloge, Zeitschriften und sonstige Werbematerialien abbestellt. Zudem wurden Handwärmer aus Stoffresten und gebrauchten Socken hergestellt und mit Traubenkernen befüllt. Es werden mehr Obst und Gemüse und weniger Fleisch, Fisch und Milchprodukte gegessen, das Mittagessen wird vom Bio-Caterer geliefert, die Kinder nehmen an der Aktion Ramadama teil und die Sankt-Martin-Laternen werden aufgehoben und fürs Folgejahr "aufgepimpt".

Mit je 750 Euro dotierte Dritte Preise gehen an die Ferdinand-von-Miller-Realschule und das Graf-Rasso-Gymnasium. In der Realschule gibt es seit 2016 eine Umwelt AG, in der etwa 20 Schüler aller Jahrgangsstufen mitarbeiten. So wird beispielsweise Müll aus der Aula in einem Glaskasten gesammelt, um das Problem zu veranschaulichen, jedes Klassenzimmer wurde mit einem Energiesparleitfaden ausgestattet und Hochbeete im Schulhof wurden mit bienenfreundlichen Kräutern bepflanzt.

Am Graf-Rasso-Gymnasium gibt es das Projekt "Gesund Pause", das Schülerinnen und Schüler der achten Jahrgangsstufe für die Bereiche Nachhaltigkeit und Umwelterziehung sensibilisieren und sie zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Thematik anregen soll. Grundlagen für eine ausgewogene und gesunde Ernährung werden im Schulalltag erarbeitet - mit Hilfe von mobilen Kochwagen. Zudem gab es einen Elternabend zum Thema "Gesunde Ernährung". Und die Mensa bietet auch Vollkornprodukte, Salate und vegane Alternativen an.

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