·:Leserbriefe

Zum Artikel "Eichenau will in Bildung investieren" (24. November)

In dem Bericht "Eichenau will in Bildung" investieren ist von einem "Neubau einer Turnhalle an der Josef-Dering-Schule" zu erfahren, denn die Sanierung der bestehenden Halle würde - veranschlagte - 1,7 Millionen Euro kosten.

In der Annahme, dass die Bausubstanz dieses gerade mal 50 Jahre alten Gebäudes nicht abbruchreif und auch nicht marode ist (wie angeblich der Gasteig in München sein soll), stellt sich die Frage, wieso eine Sanierung nicht die vernünftigere - Nachhaltigkeit umsetzen und nicht nur davon reden- Lösung wäre. Für 1,7 Millionen Euro kann man ganz schön was in Sachen ausreichender Sanierung bekommen.

Aber hoppla, dem Bericht ist nicht zu entnehmen, dass diese neue Turnhalle als Dreifachhalle auf dem Sportplatz(!) der Schule gebaut werden soll; mit Tiefgarage, Ein- und Ausfahrt am Buchenweg, eine reine Anliegerstraße.

Den Schülerinnen und Schülern der Josef-Dering-Schule soll also der Sportplatz, der sich auch für die Schulpausen einbringt, einfach weggenommen werden? Gerade Kinder im Grundschulalter brauchen nach zwei/drei Unterrichtsstunden ihren, bei manchen unbändigen, Auslauf; prophylaktische Therapie ist das. Eine Halbierung der Bewegungsfläche und somit eine Verdichtung des Mobilitätspotenzials der Schüler von 100 auf 200 Prozent würde die Zahl der Schülerunfälle in den Pausen - meistens durch Zusammenstöße bedingt - in Zukunft dann deutlich erhöhen, so die Erfahrungswerte. (Einem eventuellen Gegenargument, nicht alle Schulen haben zusätzlich zum Pausenhof einen Sportplatz, wird mitgeteilt: Nicht alle Länder haben Schulen. Außerdem, warum soll der juristische Begriff "Besitzstandswahrung" nicht für die Kleinen gelten?)

Auch den Kindern der Mittagsbetreuung und den Besuchern des Jugendzentrums (am Bau II der Schule) würde die Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen, auf einmal verwehrt werden.

Bei passendem Wetter, also nicht nur im Sommer, findet der Schulsportunterricht draußen statt. Aber ohne Sportplatz . . . ? Wo sollen zum Beispiel das Üben und Abnehmen der Bundesjugendspiele-Leichtathletik (50-Meter-Lauf, Weitsprung, Weitwurf), im Lehrplan fest verankert, stattfinden, wenn die dafür erforderlichen und bereits vorhandenen Einrichtungen beseitigt sind zugunsten der Erweiterung der Hallenkapazität für die Vereine, und das auf Schulgelände?

Das Argument, "sollte die Halle kommen, würde sich die Kapazität für die Vereine deutlich verbessern", und "darauf warten vor allem die Ballsportler", wird hiermit übertrumpft: Bei Schulkindern gibt es auch Ballsportler, sehr viele sogar, und die haben auf ihren Schulsportplatz, im Freien, an der frischen Luft, zu ihrer Leibesertüchtigung (alter deutscher Fachausdruck, Gebrauch nach wie vor berechtigt), bevorzugtes Erstrecht, ja sogar uneingeschränktes Anrecht; ist ja ihr Terrain! Vereine haben Anspruch auf Gastrecht in Schuleinrichtungen, aber nicht ein Recht auf Schuleinrichtungen.

Die zwölf Schulklassen der Josef-Dering-Schule haben insgesamt 24 Sportstunden pro Woche. Die bestehende Einzelturnhalle besitzt die Kapazität von 30 Unterrichtsstunden an den fünf Schulvormittagen; also genügend für das Pflichtstundenmaß. Der Differenzierte Sportunterricht - die von Gesellschaft und Politik geforderte 3. und 4. Sportstunde - kann an den Nachmittagen dort stattfinden. Zusätzlich bietet sich dafür die Dreifachhalle an der Budrio Allee an. Da hätten dann die westlich des Starzelbachs wohnenden Schüler den kürzeren Weg.

Eine Dreifachhalle in der so weitläufigen, mit grünen Zwischenräumen versehenen Ortsmitte von Eichenau, wäre an dieser Stelle ein kolossales Monstrum, völlig deplatziert, und würde nicht nur die Sichtachsen zerstören, sondern das Gesamtbild unserer so schönen Gartenstadt nicht nur beeinträchtigen, sondern schier schänden. (Die Doppelturnhalle an der Parkstraße wurde mal von jemandem - scherzhaft natürlich und die Außenmaße betreffend - als "Eichenauer Schlachthof" bezeichnet. "Zentrales Auslieferungs- und Versorgungslager" steht parat.)

Die Gemeinde Eichenau mit derzeit 12340 Einwohnern (Mitteilungsblatt der Gemeinde, 11/2017), besäße bei Verwirklichung dieses Bauvorhabens eine Zweifachhalle (zwei) und zwei Dreifachhallen (sechs), also die Kapazität von acht Turnhallen; macht eine (1) Halle je 1543 Einwohner.

Im Vergleich dazu müsste es in Germering 26 Turnhallen geben, in Fürstenfeldbruck 25, Olching 18, Puchheim 14, Gröbenzell 13.

"Eichenau will in Bildung investieren", lautete die Überschrift des Artikels. Sportunterricht gehört auch zur Bildung: Mens sana in corpore sano.

Michael Mieslinger Eichenau,

Volksschullehrer im Ruhestand

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